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RHEINLAND-PFALZ/2705: Leitlinien für die Entwicklung der Betreuungsangebote (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 34/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 17. September 2012

Leitlinien für die Entwicklung der Betreuungsangebote



Die CDU wendet sich mit einem Antrag gegen eine steigende Präferenz der ambulanten Pflege bei der Seniorenbetreuung. Grund war eine Äußerung von SPD-Fraktionschef Hendrik Hering, der den Bau weiterer großer Pflegeeinrichtungen ablehnt. Der Antrag wird im sozialpolitischen Ausschuss weiter beraten.

Die Parteien seien sich einig, dass alten Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden solle, erläuterte Adolf Kessel (CDU). Schwieriger werde es, wenn die Umsetzung diskutiert werde. "Altern ist individuell, daher muss es ein möglichst breites Angebot geben, das ambulante und stationäre Angebote gleichermaßen bereit hält", sagte er. Bis 2050 werde aber mit einem Defizit von 28 000 Plätzen gerechnet, "das kann wegen des fehlenden Pflegepersonals nicht durch betreutes Wohnen und ambulante Pflege aufgefangen werden". Pflegeheime dürften nicht schlecht geredet werden, wie dies "im Mainstream derzeit geschieht". Dies stoße auch dem Pflegepersonal auf.

Umfragen bestätigten eindrucksvoll, dass die überwiegende Anzahl der Menschen im Alter möglichst zu Hause leben wolle, sagte Kathrin Anklam-Trapp (SPD). Die SPD wolle neue Weichen stellen, das Ziel der Stärkung der ambulanten Pflege bleibe laut Koalitionsvertrag im Vordergrund. Es gebe derzeit Fehlanreize zum Bau weiterer Seniorenheime, die die Kommunen finanziell belasteten. Es gehe der SPD nicht um den Verzicht oder das Schlechtmachen der Pflegeheime, in denen gute Arbeit geleistet werde. Sie sehe den CDU-Antrag gar nicht so weit weg von der Linie der Koalition, darüber könne im Ausschuss geredet werden.

Man dürfe nicht so tun, als werde sich in der Pflegelandschaft nicht einiges ändern in den nächsten Jahrzehnten, sagt Fred Konrad (Bündnis 90/Die Grünen). Wenn SPD-Fraktionschef Hendrik Hering den Bau weiterer großer Pflegeeinrichtungen vorerst aussetzen will, sei dies nur konsequent. Der CDU-Antrag habe wenig Neuigkeitswert. Er erlaube aber zu diskutieren, was "ambulant vor stationär" genau bedeute. "Wie stellen wir uns darauf ein, dass es mehr Menschen mit Pflegebedarf geben wird." Einig sollte man sich sein, dass es zu verhindern gilt, dass immer mehr Menschen in stationären Einrichtungen leben.

Der CDU fehle der "Mut zur Klarheit", sagte Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD). Ein Paradigmenwechsel, "der sich gewaschen hat", stehe bevor, "und die meisten von uns wollen, dass sie zuhause oder in Kleingruppen leben", sagte sie. Niemand habe die Arbeit in den Einrichtungen verunglimpft. Hering habe nur klargestellt, dass keine großen Neubauten mehr geplant seien. Die Kommunen sollten sich um die Entwicklung alternativer Angebote kümmern anstatt die einfachste Lösung zu wählen und an den Bedürfnissen vorbei neue Heime hinzustellen. "Es kann doch nicht sein, dass in jeder zweiten Gemeinde ein neues Altersheim gebaut wird", sagte Dreyer. Diese Heime stünden in Rheinhessen etwa teilweise leer. Es gelte Klarheit zu schaffen, wie der Umbau vonstatten gehen solle, der angesichts der Entwicklungen notwendig ist.

LAD/STE/SCM/SAW
Fortsetzung nächste Ausgabe

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 34/2012, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2012