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RHEINLAND-PFALZ/2723: Qualität frühkindlicher Bildung sichern (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 41/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 5. November 2012

Qualität frühkindlicher Bildung sichern



Ein Antrag der Fraktion der CDU zielte darauf ab, Lösungen für die Personalsituation in den rheinland-pfälzischen Kitas vorzuschlagen. Der Landtag beschloss einstimmig die Ausschussüberweisung.

In den Kindergärten, Kindertagesstätten und Kinderkrippen in Rheinland-Pfalz werde großartige Arbeit geleistet, sagte Simone Huth-Hage (CDU). Die CDU-Fraktion danke den Erzieherinnen und Erziehern für diese wichtige Arbeit, "die sie tagtäglich unter schwierigen Bedingungen leisten". Einzelne Angebote könnten nicht mehr aufrechterhalten werden, etwa im Bereich der Bewegungsförderung. Eine Studie der GEW bestätige diese Situation. Drei Viertel der Kindertagesstätten sagen demnach, sie haben einen akuten Fachkräftemangel. Die meisten Kitas verwiesen darauf, dass sie Menschen ohne pädagogischen Hintergrund einstellen müssten. "Damit müssen Sie sich doch auch auseinandersetzen", sagte Huth-Hage an die Koalition gerichtet. Der häufige Personalwechsel in den Gruppen sei natürlich nicht für die Erzieherinnen-Kind-Bindung förderlich. "Der Erzieherinnenmangel ist nicht von heute auf morgen über das Land gekommen, hier hat die Landesregierung in den letzten Jahren massiv versagt", sagte die Abgeordnete. Andere Bundesländer hätten gegengesteuert und rechtzeitig die Ausbildungskapazitäten erhöht. "In Rheinland-Pfalz haben wir viele Jahre verstreichen lassen, das rächt sich jetzt", meinte Huth-Hage.

Huth-Haage werfe einiges "ganz wild durcheinander", sagte Bettina Brück (SPD). "Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, wie Sie den Begriff Qualität definieren." Für die SPD sei dieser Begriff immer noch wertorientiert. Huth-Hage habe "unglaubliche Sachen erzählt", stilisiere eine GEW-Umfrage zu einer Studie hoch. Was die Arbeitsbedingungen anbelange, zeigten alle Untersuchungen im bundesrepublikanischen Vergleich, dass Rheinland-Pfalz an der Spitze liege. Dass man aus Sicht einer Gewerkschaft und der Beschäftigten immer etwas verbessern und mehr machen könne, "ist doch selbstverständlich, daran wird gearbeitet", erläuterte Brück. Natürlich müssten die Träger darüber nachdenken, Erzieherinnen und Erzieher länger im Beruf zu halten und Teilzeitverträge auf Vollzeitverträge oder mehr Stunden aufzustocken. Die Ausbildungsplatzkapazitäten seien in den vergangenen Jahren um über 20 Prozent angestiegen, zusätzliche Schulen und Standorte für die höhere Berufsfachschule Sozialassistenz oder die Fachschule Sozialwesen eingerichtet worden. Es laufe derzeit ein Schulversuch auf Teilzeitausbildung. "Ich denke, wir sollten diesen Schulversuch zunächst einmal abschließen, um dann zu sehen, wie die Erfahrungen sind, wie das von den betroffenen Personen und auch von den Trägern angenommen wird."

Über den Antrag der CDU müsse inhaltlich ganz ausgiebig gesprochen werden, sagte Elisabeth Bröskamp (Bündnis 90/Die Grünen). Der starke Anstieg beim Bedarf an Erzieherinnen komme nicht ungeahnt, "das ist bekannt". Die Ausbildungskapazitäten seien hochgesetzt worden. Wenn immer mehr kleinere Kinder in die Kindertagesstätten gingen, müsse es mehr kleinere Gruppen und eine individuellere Betreuung geben. "Das ist, wenn die Kinder kleiner sind, ganz wichtig." Sie habe immer dafür plädiert, die Eltern zu befragen, welchen Bedarf sie haben, immer abzufragen, was sie benötigten, "so, wie es im Sozialgesetzbuch steht". Ein Problem bei der Stellenbesetzung ist es laut Professor Sell, dass die Erziehrinnen oft immobil seien, ein Wohnortwechsel schwierig. Wenn die Erzieherinnen selbst Kinder bekommen haben und aus dem Beruf ausgeschieden sind, orientierten sie sich leider anderweitig. "Wir haben im Grunde genommen ein großes Potenzial an Erzieherinnen, das wir reaktivieren müssen." Viele reduzierten zudem ihre Stunden. Auch hier habe Sell deutlich gemacht, dass man das Stundenkontingent hochsetzen und Angebote machen kann.

Die Qualität der frühkindlichen Bildung in Rheinland-Pfalz sei "vorbildlich", betonte Familienministerin Irene Alt (Bündnis 90/Die Grünen), ebenso das Engagement beim Gewinn weiterer Fachkräfte für die Kinderbetreuung. Fundament des Handelns der Landesregierung seien die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen des Landes für die Kindertagesstätten und die Empfehlungen zur Qualität von Erziehung, Bildung und Betreuung in den Kitas. "Auf dieser qualitätssichernden Grundlage, die wir mit allen für die Kitas Verantwortlichen erarbeitet haben, baut alles auf", erläuterte Alt. Die Investitionen für die rund 2500 Kindertagesstätten seien massiv gesteigert worden. Im Haushalt 2010 seien 388 Millionen Euro enthalten gewesen, im Haushalt 2011 419 Millionen Euro und im Haushalt 2012 nun 430 Millionen Euro. "Das ist eine ganz massive Steigerung." Mit "Kita Plus" wolle das Land in den Kindertagesstätten die Zusammenarbeit mit den Familien und Eltern unterstützen. "Uns allen ist klar, dass wir weitere Fachkräfte für unsere Kindertagesstätten brauchen", betonte die Ministerin. In den vergangenen fünf Jahren habe Rheinland-Pfalz pro Jahr rund 800 pädagogische Fachkräfte eingestellt. Für das Jahr 2013 werde der zusätzliche Bedarf auf 950 Fachkräfte geschätzt. "Das ist keine utopische Zahl, sondern ein Ziel, das wir durchaus erreichen können." In der Kindertagespflege sehe sie eine sehr gute Möglichkeit, die Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz zu ergänzen. Daher habe sie die "Offensive Kindertagespflege" gestartet, um vor allem in Unternehmen die Festanstellung von Kindertagespflegepersonen offensiv zu bewerben.

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 41/2012, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2012