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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2062: Das Fahrrad startet durch (Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juli 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Das Fahrrad startet durch
Aber: Sechs Punkte müssen besser werden



Rauf auf den Sattel und kräftig in die Pedale treten: Im Sommer steigen wieder viele Einheimische und Touristen in Schleswig-Holstein auf das umweltfreundliche und kostengünstige Fahrrad. Das Zweirad boomt, und die Politik muss einen Gang höher schalten. Das wurde im Juni im Landtag deutlich.


Den Startschuss zur Debatte lieferte Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD), der umfangreiches Zahlenmaterial präsentierte. Das hatte die SPD-Fraktion per Große Anfrage angefordert. Schleswig-Holstein besitze im Bundesvergleich die meisten Radwege an Bundes- und Landstraßen, berichtete Meyer, und liege bei den kommunalen Straßen auf Platz zwei. Auf zwölf Radfernwegen mit einer Länge von insgesamt 2.700 Kilometern können Radfahrer den Norden erkunden. Dazu gibt es in allen Regionen Kurzstrecken. Das Land gebe jährlich fünf Millionen Euro für den kommunalen Radwegebau aus, unterstrich Meyer. Dennoch seien 23 Prozent der Radwege sanierungsbedürftig.

Mit den Zahlen des Ministers im Gepäck beschrieben die Redner der Fraktionen anschließend sechs Problemfelder, auf denen Schleswig-Holstein nicht abgehängt werden dürfe:


Punkt 1: Finanzielle Förderung

Angesichts der vielen Schlaglöcher im Radwegenetz mahnte Patrick Breyer (Piraten) ein Förderprogramm an. Der Anteil des Drahtesels am Gesamtverkehrsaufkommen gehe zurück: von zehn Prozent im Jahr 2005 auf neun Prozent 2012. Das sei "ein Desaster, das zeigt, dass wir den Lenker herumreißen müssen". Die Sanierung bestehender Strecken müsse Vorrang vor dem Neubau haben.

Punkt 2: Autofahrer, Augen auf!

Kai Vogel (SPD) sprach sich dafür aus, dass Autofahrer besser auf die steigende Zahl der Radler vorbereitet werden, etwa als Teil der Führerscheinprüfung. "Wir brauchen eine positive, radbejahende Haltung", mahnte Vogel. Kraftfahrer müssten "den Blick für die Belange des Radverkehrs" schärfen und Radfahrer im Straßenverkehr besser wahrnehmen.

Punkt 3: Wirtschaftsfaktor Rad

Das Fahrrad werde immer mehr zum "Produktionsmittel der Wirtschaft", betonte Andreas Tietze (Grüne). "Es ist nicht länger nur der Pizzabote, der mit dem Fahrrad unterwegs ist." Gerade in Großstädten könnten Akten oder Blutproben "schneller, zielgerichteter und klimagerechter" auf zwei Rädern transportiert werden. Tietze forderte, dieses "grüne Wachstum" besser zu unterstützen.

Punkt 4: Elektro-Räder

Hartmut Hamerich (CDU) verlangte mehr Geld für den Ausbau und die Sanierung der Radwege, vor allem mit Blick auf die wachsende Zahl der Elektro-Räder. "Bereits im Jahr 2012 wurden 400.000 Elektrofahrräder in Deutschland verkauft, Tendenz weiter stark steigend", betonte Hamerich: "Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass die Anforderungen an Radwege und die gesamte Fahrradinfrastruktur deutlich steigen werden."

Punkt 5: Städte stärken

"Unsere Städte sind beim Radverkehr von niederländischen Städten wie zum Beispiel Amsterdam Lichtjahre entfernt", beobachtete Christopher Vogt (FDP). Dort habe der Radverkehr traditionell eine ganz andere Bedeutung und erfahre eine viel größere Akzeptanz. Vogt sah "vor allem Bedarf an zusätzlichen Radspuren, Schutzstreifen, sicheren Übergängen und geeigneten Abstellmöglichkeiten".

Punkt 6: Rad-Tourismus

Eine "qualitative Weiterentwicklung der radtouristischen Angebote" hat für Flemming Meyer (SSW) Priorität. Dazu müsse das Fahrrad noch mehr mit dem Öffentlichen Personennahverkehr verknüpft werden, etwa durch den Ausbau von "Bike & Ride-Angeboten" an Bahnhöfen. Auch eine bessere Pflege der Beschilderung sei nötig, so Meyer.

(Drucksachen 18/1298, /1806, /1975neu)

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juli 2014, S. 18
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2014