Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → SPD

INNEN/2616: Sigmar Gabriel gratuliert Jürgen Habermas zum 85. Geburtstag


SPD-Pressemitteilung vom 17. Juni 2014

Sigmar Gabriel gratuliert Jürgen Habermas zum 85. Geburtstag

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gratuliert dem Philosophen Jürgen Habermas zu seinem 85. Geburtstag am 18. Juni 2014 mit folgendem Schreiben:



Ich möchte Ihnen herzlich zum 85. Geburtstag gratulieren und wünsche Ihnen vor allem Gesundheit und anhaltende Schaffenskraft.

Ihr der Freiheit und Gerechtigkeit gewidmetes Lebenswerk, Ihr kritisches Denken in praktischer Absicht und Ihr vielfältiges politisch- philosophisches Engagement, kann man nicht in ein paar Zeilen würdigen.

Sie haben die Geistes- und Demokratiegeschichte der Bundesrepublik wie kaum ein zweiter Intellektueller geprägt. Sie sind, so die FAZ, der in den Seminaren der Welt meistgelesene Repräsentant der Generation des Wirtschaftswunders: auch ein Erfolgskriterium. Ihre Begriffe gingen in den alltäglichen Sprachgebrauch ein. Ob es die Diskursethik in pädagogischer Aufklärungsabsicht, die Rolle von Willensbildung und Beteiligung in der deliberativen Demokratie oder die Kolonialisierung der Lebenswelt ist, ob vom herrschaftsfreien Diskurs, von postsäkularer Gesellschaft, neuer Unübersichtlichkeit, Verfassungspatriotismus, Einbeziehung des Anderen, ob von der Selbstermächtigung der Politik gegen die Übermacht des Finanzsektors oder von postnationaler Konstellation die Rede ist - diese und weitere paradigmatischen Formulierungen bestimmten immer wieder unsere gesellschaftskritischen Debatten.

Die SPD ist Ihnen zu tiefem Dank verpflichtet, nicht nur weil wir Ihrem Denken so viele wichtige Impulse verdanken, sondern auch weil das unmittelbare und persönliche Gespräch mit Ihnen über die Notwendigkeiten der Politik in der globalisierten Welt nie abriss.

Wir mussten an den Rändern Europas sogar erneut erleben, wie wenig Sprache und Kommunikation als die eigentliche Alternative zur Gewalt nach wie vor selbstverständlich ist.

Ihr besonderes europapolitisches Engagement der letzten Jahre half sehr. Das gilt für Ihre Analysen zur institutionellen Neuordnung Europas und Ihr Plädoyer gegen den falschen Populismus der Abschottung und für einen neuen Demokratisierungsschub. Das aktuelle Ringen um den Stellenwert des Europaparlaments kommt da, wie Sie zu Recht betonen, einer Weichenstellung gleich. Ihre Vision eines Europas als Vorbild für eine neue Ära der supranationalen Demokratie und Solidarität, gar als Schritt zur friedlichen Weltbürgergesellschaft mit globaler Verfassungsordnung, sollte die SPD mit Ihnen teilen. Im Europabekenntnis des Heidelberger SPD-Programms war einst nichts anderes gemeint.

*

Quelle:
SPD-Pressemitteilung vom 17. Juni 2014
Herausgeber: SPD Parteivorstand, Pressestelle
Bürgerbüro, Willy-Brandt-Haus
Wilhelmstraße 141, 10963 Berlin
Tel.: 030/25 991-300, Fax: 030/25 991-507
E-Mail: pressestelle@spd.de
Internet: www.spd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2014