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AFRIKA/1048: Westafrika - Vor den Präsidentschaftswahlen mehr Schutz für Liberias brisante Ostgrenze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Oktober 2011

Westafrika: Vor den Präsidentschaftswahlen mehr Schutz für Liberias brisante Ostgrenze

Von Fulgence Zamblé


Abidjan, 4. Oktober (IPS) - Im Vorfeld der am 11. Oktober stattfindenden Präsidentschaftswahlen in Liberia und der für Dezember angesetzten Parlamentswahlen in Côte d'Ivoire soll ein internationales militärisches Aufgebot Liberias durchlässige, dicht bewaldete und schwer kontrollierbare 1.000 Kilometer lange Grenze zu Côte d'Ivoire schützen. In der Grenzregion versetzen die brutalen Überfälle bewaffneter ivorischer Banden die Menschen seit Monaten in Angst und Schrecken.

Am gemeinsamen Grenzschutz beteiligen sich jetzt Sicherheitskräfte aus Côte d'Ivoire, Liberia, Guinea und Sierra Leone. Sie werden von Blauhelmen der in Côte d'Ivoire und Liberia operierenden UN-Missionen UNOCI und UNMIL sowie von Soldaten der französischen, vor Ort stationierten 'Opération Licorne' unterstützt.

Vertreter der Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch' (HRW) berichteten von nächtlichen Überfällen auf die Dörfer Zriglo und Nigré südlich der Stadt Taï, bei denen in der Nacht vom 15. auf den 16. September 23 Frauen, Männer und Kinder ermordet worden waren. Sie und andere Beobachter lasten diese Gräueltaten jungen bewaffneten Gefolgsleuten des vor einem halben Jahr entmachteten ivorischen Ex-Staatspräsidenten Laurent Gbagbo an, die darauf aus sind, den Westen des Landes zu destabilisieren, um sich an ihren dort lebenden vermeintlichen politischen Gegnern zu rächen.

Daniel Bekele von HRW Afrika forderte: "Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, müssen die in Liberia und in Côte d'Ivoire stationierten UN-Soldaten die einheimischen Truppen unterstützen."

Anfang September hatte Alassane Ouattara, der Präsident von Côte d'Ivoire, gemeinsam mit Vertretern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS die Besorgnis erregende Sicherheitslage an der Grenze zu Liberia diskutiert.


Sicherheitsvorkehrungen

Côte d'Ivoires Verteidigungsminister Paul Koffi Koffi kündigte an, die Grenzpatrouillen der UN-Blauhelme mit zusätzlich 1.000 Soldaten der ivorischen Armee dauerhaft zu verstärken. Guinea, Sierra Leone und Liberia sollten sich ebenfalls an der Sicherung der Grenze beteiligen. "Wir verlangen, dass jede Person festgenommen wird, die hier mit illegalen Waffen unterwegs ist", bekräftigte er.

Nach eigenen Angaben hat auch die UN-Mission in Liberia seit einigen Wochen ihre Grenzschutzpatrouillen erweitert. Man arbeite dabei mit der UNOCI sowie mit liberianischen und ivorischen Sicherheitsdiensten zusammen, hieß es in einer von der UNOCI verbreiteten Erklärung.

Experten wie der Präsident der Menschenrechtsliga von Côte d'Ivoire, René Hokou Légré, bezweifeln den dauerhaften Erfolg der verstärkten Militärpräsenz an der unruhigen ivorischen Westgrenze. "Mit Gewalt allein lassen sich diese Probleme gewiss nicht lösen. Man muss sich vor allem um das Vertrauen der Einheimischen in die reguläre Armee bemühen. Nur wenn dies gelingt, werden die Menschen mit den Soldaten kooperieren und die mutmaßlichen Milizen in ihrer Umgebung vertreiben", erklärte der Menschenrechtsaktivist aus Abidjan. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2011