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AFRIKA/935: Sudan - Hot Spot Abyei. Kriegswarnung vor Referendum (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Januar 2011

Sudan: Hot Spot Abyei - Kriegswarnung vor Referendum


Abyei, Sudan, 4. Januar (IPS) - Im Vorfeld des Referendums über die Unabhängigkeit des Südsudans am 9. Januar bahnt sich in der Region Abyei ein Konflikt zwischen den beiden dominierenden Volksgruppen an. So hat ein Vertreter des arabischen Nomadenvolkes der Misseriya der Bevölkerungsmehrheit der ethnischen Ngok-Dinka mit dem Ausbruch von Gewalt gedroht, sollte Abyei dem Südsudan zugeschlagen werden.

"Falls die Dinka diese Entscheidung treffen - Abyei an den Süden anzuschließen - wird es unverzüglich und ohne weitere Erklärung zum Krieg kommen", warnte Bishtina Mohammed El Salam am 3. Januar gegenüber dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera. El Salam forderte die Dinka auf, "sich von ihrer Vernunft leiten zu lassen". Ihnen sollte klar sein, "dass sie von diejenigen, die sie zu einer solchen Entscheidung ermutigten, keine Hilfe zu erwarten haben".

Die sesshaften Dinka hatten im Bürgerkrieg von 1983 bis 2005 auf Seiten des christlich-schwarzen Südens gestanden, dem sie sich kulturell und ethnisch zugehörig fühlen. Die Misseriya hingegen, die das Gebiet mehrere Monate im Jahr mit ihrem Vieh durchziehen, sind dem Nordsudan zugetan. Viele von ihnen ließen sich im längsten Krieg Afrikas als Milizen für den Norden anwerben.


Abyei-Referendum verschoben

Die Misseriya fürchten um den Zugang zu den Weiden, sollte Abyei Teil des Südsudans werden. Dem Friedensabkommen von 2005 zufolge sollen die Menschen in Abyei in einem separaten Referendum entscheiden, ob sie dem Norden oder dem Süden angehören wollen. Doch strittige Grenz- und Wohnrechtsstreitigkeiten sorgten dafür, dass der ebenfalls für den 9. Januar anberaumte Volksentscheid verschoben werden musste.

Abyei könnte wie 2008 erneut zu einem Pulverfass werden. Damals wurde das Gebiet durch Kämpfe zwischen den Truppen des Nordens und Einheiten der Südsudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLM) nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Um die 100 Menschen starben, mehr als 50.000 Menschen wurden in die Flucht getrieben. Der Bürgerkrieg im Südsudan kostete bis zu zwei Millionen Menschen das Leben.

Das hochrangige Panel der Afrikanischen Union zur Umsetzung des Friedensabkommens von 2005 unter Leitung des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki empfahl in einem jüngsten Bericht, die besondere Rolle von Abyei als "Brücke" zwischen dem Nord- und Südsudan zu berücksichtigen und eine Lösung zu finden, die den Interessen beider Ethnien entgegenkommt. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.internal-displacement.org/8025708F004CE90B/%28httpDocuments%29/5683FE9ADB4310B3C12577F5004878FE/$file/Report+-+AUHIP+_Eng_.pdf
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54023

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 4. Januar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2011