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AFRIKA/967: Burkina Faso - Schulbank statt Ehejoch, mit Dorfältesten und Imamen gegen Frühehen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Februar 2011

Burkina Faso: Schulbank statt Ehejoch - Mit Dorfältesten und Imamen gegen Frühehen

Von Brahima Ouédraogo


Ouagadougou, 28. Februar (IPS) - Weil in Burkina Faso der Kampf gegen Frühehen vor allem in den ländlichen Sahelregionen nicht den erhofften Erfolg bringt, setzen Regierung und UN-Bevölkerungsfonds jetzt auf die Überzeugungskraft von Imamen und Dorfältesten. Hunderte dieser traditionellen Autoritätspersonen haben sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Sie sollen den Familien [klar] machen, dass sie ihren Töchtern schaden, wenn sie sie als unreife Kinder Männern als Ehefrauen überlassen.

Im Rahmen des neuen Projektansatzes zur Bekämpfung von Frühehen wurden bislang Informationsgespräche mit über 100 Islam-Predigern und Stammesältesten geführt. "Wir haben uns feierlich zur Mitarbeit verpflichtet", erklärte Naba Kiiba, einer der einflussreichsten traditionellen Chefs der mittelburkinischen Region Manga. "Wir haben nämlich erkannt, dass ein zu früh verheiratetes Mädchen zu einer sozialen und wirtschaftlichen Belastung werden kann", räumte er ein.

"Wenn man die Ältesten über Rechte, Gesundheit und Bildung aufklärt, sind sie der Schlüssel zum erfolgreichen Kampf gegen Frühehen", betonte Bibiane Kaboré, Projektleiterin bei der Nichtregierungsorganisation (NGO) 'Promo-Femmes'.

Obwohl Burkina Fasos Familienrecht das Mindestalter für Eheschließungen für Mädchen auf 17 Jahre und bei jungen Männern auf 20 Jahre festsetzt, werden in der Sahelzone schon zehn- bis zwölfjährige Mädchen verheiratet. Im Osten des Landes sind die Bräute mit zwölf bis 15 Jahren kaum älter.


Polizei schützt Schulmädchen vor Frühehe

Im Schuljahr 2009/2010 schafften in der Sahelgemeinde Saouga dank eines Bildungsprojektes zwölf Mädchen erstmals den Grundschulabschluss und wollten ihre Schulkarriere in der Sekundarstufe fortsetzen. Aus diesen Plänen wäre fast nichts geworden, denn die Mädchen sollten unverzüglich verheiratet werden. Erst die anrückende Polizei machte den bereits begonnen Hochzeitszeremonien ein Ende.

Insgesamt unterstützt das Förderprojekt für Mädchen in fünf Regionen mehr als 150 Schülerinnen mit Stipendien. Weitere 160 Mädchen erhalten Kredite, um eine Ausbildung zu finanzieren, die sie wirtschaftlich selbständig macht. Hauptursache der Frühehen sei die Armut im Land, erklärte der Leiter des Regierungsprojektes gegen Frühehen, Emile Zabsonré. "Meistens werden die Mädchen an wohlhabende Familien verheiratet."

Wenn sie sich weigern, werden sie von der Familie verstoßen, wie Seydou Sawadogo, ein Gesundheitsbeamter aus Manga, berichtete. Eine 2009 von der NGO 'Population Council' in Burkina Faso durchgeführte Untersuchung hatte ergeben, dass es sich bei 74 Prozent der im Sahel registrierten Heiraten um Frühehen handelte. Landesweit waren die Bräute bei jeder 10. Ehe zwischen zehn und 14 Jahre alt. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2011