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ASIEN/652: Sri Lanka - EU-Handelspräferenzen ausgesetzt, China und Indien springen ein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. September 2010

Sri Lanka: EU-Handelspräferenzen ausgesetzt - China und Indien springen in die Bresche

Von Amantha Perera


Colombo, 10. September (IPS) - Sri Lanka kann sich dank Rückendeckung aus China und Indien relativ entspannt mit dem einstweiligen Verlust der EU-Handelspräferenzen befassen. Mitte August wurde das sogenannte Allgemeine Präferenzsystem (GSP+) für den südasiatischen Staat ausgesetzt. Der Grund: Menschenrechtsverletzungen im 30-jährigen Bürgerkrieg gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), der im Mai 2009 mit einem Sieg der Regierungstruppen endete.

"Sri Lanka kann den Druck von Seiten der EU abfangen, weil es von Staaten wie China und Indien aufgefangen wird", sagt der Analyst Jehan Perera gegenüber IPS. 2008 hatten die Präferenzen einen Wert von 100 Millionen US-Dollar. Mit Folgen rechnet vor allem die Bekleidungsindustrie, die 270.000 Menschen beschäftigt und der wichtigste Devisenbringer des Landes ist. 2009 war diese Branche für Exporteinnahmen in Höhe von über drei Millionen Dollar gut.


Neue Infrastruktur aus China und Indien

Die Lage in diesem Sektor bleibt angespannt, an anderen Fronten aber kommt Bewegung ins Spiel. So wurde am 15. August - zeitgleich mit dem Auslaufen der EU-Präferenzen - ein neuer Hafen im südsrilankischen Hambantota eingeweiht. 360 Millionen Dollar hat das Infrastrukturprojekt verschlungen. Die Gelder kamen zu 85 Prozent aus China.

Ebenfalls im August konnte Sri Lanka ein Abkommen im Wert von 85 Millionen Dollar mit Indien festzurren. Die Mittel sollen der Wiederbelebung einer Eisenbahnstrecke im Norden zugute kommen. Der Bürgerkrieg hatte die Strecke lahmgelegt. Der Deal ist Teil eines größeren Wiederaufbauprojektes der beiden Staaten. Weitere 140 Millionen Dollar sind für einen anderen Streckenabschnitt vorgesehen.

Insgesamt stellt Indien 800 Millionen Dollar für den Wiederaufbau des srilankischen Nordens zur Verfügung. Der große Nachbar hat sich nach Angaben der Vereinten Nationen unter anderem bereit erklärt, im ehemaligen Kriegsgebiet für den Bau von 50.000 Häusern aufzukommen. Rund 160.000 Wohneinheiten fehlen der Region derzeit.

Auch indische Großkonzerne wie die Mahinda-Gruppe haben Sri Lanka für sich entdeckt. Im August erklärte das sieben Milliarden Dollar schwere Unternehmen, dass es in Sri Lanka ein neues Fahrzeugmodell auf den Markt bringen will und zudem über den Bau eines Montagewerks in dem Nachbarland nachdenkt.


Sorgen trotz Entwarnung aus Colombo

Die srilankische Regierung hat äußerst verstimmt auf die Aussetzung der EU-Vergünstigungen reagiert und die von Brüssel gestellten Bedingungen für eine Fortführung als "Beleidigung" bezeichnet. Der srilankischen Öffentlichkeit versicherte Colombo, dass der Verlust der Vorzugsbehandlung keine Arbeitsplätze kosten werde.

Laut Regierungssprecher Keheliya Rambukwella sollen sich die Währungsreserven bis zum Monatsende auf 7,5 Milliarden Dollar erhöhen. Weiter betont er, dass diese Reserve, eine starke Landeswährung, erwartete Einnahmen aus dem Tourismus und Auslandsüberweisungen von Arbeitsmigranten den GSP+-Verlust abfedern werden.

Arbeitergruppen sind indes nicht überzeugt von diesen Prognosen. "Keiner weiß, was jetzt passiert. Das wird sich erst in sechs Monaten zeigen. Im Moment herrscht große Angst", sagt Achila Mapalagama, der Kopf der Kampagne 'Stand up', die sich in der Katunayake-Freihandelszone im Norden der Hauptstadt Colombo gebildet hat. (Ende/IPS/hn/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2010