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NAHOST/883: Eskalation mit Ansage, Saudi-Arabien bringt sich als Atommacht ins Gespräch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Dezember 2011

Nahost: Eskalation mit Ansage - Saudi-Arabien bringt sich als Atommacht ins Gespräch

von Thalif Deen


New York, 15. Dezember (IPS) - Mitten in der Vorbereitung für eine hochrangig besetzte, internationale Konferenz über eine atomwaffenfreie Zone im Mittleren Osten, die 2012 in Helsinki stattfindet, sorgt eine Rede des ehemaligen saudischen UN-Botschafters Prinz Turki al-Faisal für gespannte Aufmerksamkeit.

Vor einem sicherheitspolitischen Forum warnte der Politiker, die atomare Bedrohung durch Israel könne den Iran und Saudi-Arabien dazu zwingen, sich in den Besitz von Atomwaffen zu bringen. "Es ist unsere Pflicht, uns zum Schutz von Land und Volk alle Optionen offen zu halten", betonte er.

Analysten sind bemüht, Prinz Turkis Ansage zu interpretieren. "Diese Bemerkung ist zunächst und vor allem Ausdruck der in Riad wachsenden Besorgnis, dass die Fragen zu Irans angeblichen Bemühungen um die Herstellung von Atomwaffen weiterhin ungelöst sind", sagte Shannon Kile, Leiterin des Atomprojekts des Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI).


Enttäuschung über Israels mangelnde Dialogbereitschaft

"Die Rede zeigt zudem, dass in vielen arabischen Hauptstädten die Enttäuschung über Israels Weigerung wächst, sich an Diskussionen über einen Mittleren Osten ohne Massenvernichtungswaffen zu beteiligen", erklärte Kile gegenüber IPS.

Jayantha Dhanapala, Präsident der 'Pugwash-Konferenz über Wissenschaft und Internationale Angelegenheiten', kritisierte: "Es ist nicht nur rückwärtsgewandt, sondern geradezu primitiv, wenn ein Staat in diesen Zeiten droht, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen und sich atomar zu bewaffnen, weil andere dies tun." Eine solche Entscheidung würde die Prinzipien des internationalen Menschenrechts und die Gebote sämtlicher Religionen verletzen, sagte er IPS.

Der Präsident des 'Global Security Institute', Jonathan Granoff, warnte: "Solange Russland und die USA die atomare Bedrohung weiterhin als Handelswährung benutzen, wird die Herausforderung einer atomaren Bewaffnung im Mittleren Osten als Damoklesschwert über uns schweben."

Kile betonte, es sei dringend erforderlich, die noch ausstehenden Fragen über Ausmaß und Beschaffenheit des iranischen Atomprogramms zu klären. Nur so werde man 2012 auf der Konferenz über einen Nahen Osten ohne Massenvernichtungswaffen spürbare Fortschritte erreichen, meinte der Sicherheitsexperte. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2011