Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

USA/339: UN-Friedensmissionen im ureigenen Interesse der USA - Experten warnen vor Rückzug (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Oktober 2011

UN: "Friedensmissionen im ureigenen Interesse der USA" - Experten warnen vor Rückzug

von Amanda Wilson


Washington, 20. Oktober (IPS) - Hochrangige UN-Diplomaten und Experten haben die US-Abgeordneten aufgefordert, "im ureigenen Interesse" der USA die fortgesetzte Finanzierung der UN-Friedensmissionen zu gewährleisten. Die Einsätze, die der 15 Mitglieder zählende UN-Sicherheitsrat genehmigen muss, dienten der US-amerikanischen Sicherheit ebenso wie dem Schutz von Zivilisten und von Staaten vor dem Zerfall.

Die Pro-UN-Kampagne ist eine Reaktion auf die wiederholten Angriffe republikanischer Präsidentschaftskandidaten im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2012 auf die Vereinten Nationen und ihre Friedenseinsätze. Auf einer Veranstaltung der Organisation 'Partnership for Effective Peacekeeping' (PEP) am 19. Oktober erklärte Victoria Holt, stellvertretende US-Staatssekretärin für auswärtige Beziehungen, dass die Regierung von Barack Obama in Gänze hinter den UN-Friedenseinsätzen stehe.

Anthony Banbury, beigeordneter UN-Generalsekretär für Einsatzunterstützung, erkannte zwar an, dass sich UN-Mitgliedsländer angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise genötigt sähen, ihre Beiträge zu den Friedensmissionen zu überprüfen. Gleichwohl erinnerte er auf einem Forum des 'Brookings Institute' am 18. Oktober daran, dass sie von der Arbeit der Blauhelme profitierten. So leisteten die derzeit mehr als 120.000 UN-Soldaten in 15 Friedensmissionen auf vier Kontinenten einen wichtigen Beitrag zu Rechtstaatlichkeit, Abrüstung und dem Schutz der Zivilbevölkerung.

"Mit ihren Reformen werden die Vereinten Nationen erreichen, was wir alle wollen: eine effektive UN-Friedenssicherung, die ihren komplexen und wichtigen Aufgaben - auch im Bereich des Zivilschutzes - zu bezahlbaren Kosten gerecht wird", zeigte sich Banbury überzeugt.


Friedensmissionen gut gegen Staatsverfall

Noam Unger vom 'Foreign Aid Reform Project' erklärte auf dem gleichen Treffen, dass die Anti-UN-Rhetorik die USA in ein schlechtes Licht rücke, was ihre Zuverlässigkeit im Zusammenhang mit den internationalen Friedensmissionen angeht. Gerade angesichts des fortgesetzten US-Engagements im Irak und Afghanistan sei die Bedeutung der UN-Einsätze, dem Verfall von Staaten vorzubeugen, nicht hoch genug zu bewerten.

Die Vereinigten Nationen geben jährlich acht Milliarden US-Dollar für die weltweiten Blauhelmeinsätze aus. Ein Viertel des Betrags schultert Washington. Wie Peter Yeo, Leiter der 'Better World Campaign', auf dem PEP-Forum betonte, sollten die USA diesen Zahlungsverpflichtungen auch in Zukunft nachkommen und zwar "rechtzeitig und im vollen Umfang".

"Die Beteiligung der USA an den UN-Friedenseinsätzen erlaubt es uns, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, anfallende Kosten zu teilen und gleichzeitig unsere Interessen zu vertreten", sagte er. "Das ist ein guter Deal für die amerikanischen Steuerzahler."


Mehr Frauen für Friedensmissionen

PEP hat in einem Bericht mit dem Titel 'U.S. Engagement in International Peacekeeping: From Aspiration to Implementation' ('US-Engagement in internationalen Friedenseinsätzen: Vom Wunsch bis zur Umsetzung') den USA 26 Vorschläge unterbreitet, wie sie ihre Beteiligung an internationalen Friedensmissionen verbessern könnten. Unter anderem wird die rechtzeitige und kosteneffektive Bereitstellung von US-Truppen und materiellen Leistungen angeraten und das US-Verteidigungsministerium aufgefordert, mehr Frauen für Friedenseinsätze zu stellen.

Dadurch lasse sich die Gefahr sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt an den Einsatzorten durch Blauhelme verringern, erklärte Kristen Cordell, Mitautorin des Berichts und Beraterin der Flüchtlingsorganisation 'Refugees International'. "Schließlich haben wir ein unglaublich reiches Reservoir an Talenten." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.brookings.edu/topics/foreign-aid.aspx
http://www.effectivepeacekeeping.org/
http://globalsolutions.org/blog/2011/10/citizens-global-solutions-launches-peacekeeping-report-today-national-press-club
http://www.whitehouse.gov/the-press-office/advancing-our-interests-actions-support-presidents-national-security-strategy
http://www.refintl.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105533

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. Oktober 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2011