Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → AUSLAND


USA/405: Trump mit Vietnam-Besuch zufrieden (Gerhard Feldbauer)


Trump mit Vietnam-Besuch zufrieden

Handelsabkommen über 12 Milliarden US-Dollar

von Gerhard Feldbauer, 14. November 2017


Nachdem die bisherige Asienreise Donald Trumps im Schatten der Marinemanöver der USA mit Südkorea und seiner säbelrasselnden Reden stand, machte der Besuch in Hanoi, zu dem der US-Präsident am Sonnabend eintraf, einen durchweg harmonischen Eindruck. An der Fahrtroute zum Präsidentenpalast, wo ihn Staatschef Tran Dai Quang in feierlicher Zeremonie empfing, waren zur Begrüßung Stars and Stripes schwenkende Vietnamesen aufgeboten. Die bekannte vietnamesische Popsängerin Mai Khoi, die gegen den Besuch Trumps mit einem Plakat protestierte, wurde von der Polizei in ihrem Haus festgesetzt.


Nachdem sich Quang mit seinem Amtskollegen unter einer Büste Ho Chi Minhs den Presse-Fotografen präsentiert hatte, trafen beide Staatschefs zur Erörterung der Vertiefung einer vielseitigen Kooperation zusammen. Weitere Gespräche bzw. Verhandlungen folgten mit der Nummer Eins des sozialistischen Vietnam, KPV-Generalsekretär Nguyen Phu Trong, und Ministerpräsident Nguyen Xuan Phuc, den Trump bereits im Mai in Washington empfangen hatte. Neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Investitionen wurden Fragen der Bildung, der Wissenschaft und Technologie sowie die Kooperation in multilateralen Foren erörtert. Zu mehreren vereinbarten Verträgen gehört ein Handelsabkommen über 12 Milliarden US-Dollar. Fortgesetzt werden sollen Studien und Praktika, zu denen sich derzeit laut VNA rund 30.000 Vietnamesen in den USA befinden.

Zuvor hatte Vietnam als Ausrichter des Gipfeltreffens der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft APEC in der Hafenstadt Da Nang sein wachsendes internationales Ansehen als eines der wirtschaftlich leistungsstärksten Länder Südostasiens präsentiert. Mit rund 93 Millionen Einwohnern stieg sein Bruttoinlandsprodukt in den letzten zehn Jahren von 730 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung auf 2.445 Dollar an. Bei einem jährlichen Wachstum von 6,7 Prozent soll es bis 2020 auf mehr als 3.200 Dollar steigen. Vietnam, das auf seinem Weg zu einem leistungsstarken Industriestaat an Investitionen aus den USA interessiert ist, stellt für diese ebenso einen wichtigen Exportmarkt dar. Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1995 rückte Hanoi 2017 auf den 16. Platz unter den Handelspartnern in Washington vor, während die USA mit in 834 Projekte investierten 47 Milliarden $ auf Platz acht vorrückten. Zur Vertiefung dieser Zusammenarbeit war Präsident Tran Dai Quang, wie VNA berichtete, während des Gipfels in Da Nang persönlich mit Vertretern von 60 der größten Unternehmen der USA zusammengetroffen. In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich beide Seiten "zu den Prinzipien des Respekts der Unabhängigkeit, der Souveränität, der territorialen Integrität und der politischen Institutionen ihrer Länder" als Basis ihrer Zusammenarbeit. Wie es weiter heißt, wollen beide Länder auch "die bilaterale Verteidigungszusammenarbeit bei der Seefahrtsicherheit, der humanitären Hilfe, der Katastrophenrettung, dem Friedensschutz und der Beseitigung von Kriegsfolgen" intensivieren. Beide Seiten hätten auch ihre "ernste Beunruhigung" zum Nuklear-Programm und der Entwicklung ballistischer Raketen der KVDR ausgedrückt und stimmten überein, zu einem Abkommen über eine kernwaffenfreie friedliche koreanische Halbinsel kommen zu wollen. Der gemeinsamen Erklärung ist zu entnehmen, dass die Lage im südchinesischen Meer und der Konflikt um die Paracel- und Spratly-Inseln erörtert wurden. Beide Seiten sprachen sich für die freie internationale Schifffahrt, Überflugrechte und den ungehinderten Handel in der Region aus.

Spekulationen, Hanoi habe sich in der Konfrontation der USA mit China auf Trumps Seite ziehen lassen, erhielten eine Abfuhr, durch den Besuch des Chinesischen KP-Chefs und Präsidenten Xi Jinping, den Nguyen Phu Trong, kaum das Trump am Sonntag abgereist war, in Hanoi empfing. Beide Seiten hätten in einer "freundschaftlichen Atmosphäre" die positive Entwicklung ihrer "uneingeschränkten strategischen partnerschaftlichen Zusammenarbeit bekräftigt" und würden Schwierigkeiten und Hindernisse in ihren Beziehungen im Interesse ihrer Völker lösen.

*

Quelle:
© 2017 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. November 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang