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HOCHSCHULE/2012: Nur jeder zehnte Studiengang auch in Teilzeit studierbar (idw)


CHE Centrum für Hochschulentwicklung - 29.02.2016

Nur jeder zehnte Studiengang auch in Teilzeit studierbar


Wer in Deutschland eine Alternative zum Vollzeit-Studium sucht, hat nur eine begrenzte Auswahl. Aktuell können 10,6 Prozent aller Studiengänge in Teilzeit studiert werden. Die insgesamt rund 170.000 Teilzeit-Studierenden zieht es vor allem an die privaten Hochschulen.


Nur jeder zehnte Studiengang in Deutschland kann auch in Teilzeit studiert werden. Die Angebote in den Bundesländern unterscheiden sich nach einer Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung dabei erheblich: Den höchsten Anteil an in Teilzeit angebotenen Studiengängen im aktuellen Wintersemester 2015/16 gibt es im Saarland mit 64 Prozent. Dahinter liegen Hamburg mit 42,6 Prozent und Brandenburg, wo jeder dritte Studiengang in Teilzeit studiert werden kann.

Mit neun Ländern hat mehr als die Hälfte eine Quote geringer als 10 Prozent. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt, wo mit einem Anteil von 0,9 Prozent nicht einmal jeder hundertste Studiengang eine Alternative zum Vollzeit-Studium darstellt.

Der Anteil an Studiengängen, die in Teilzeit parallel zu beruflichen oder familiären Verpflichtungen absolviert werden können, ist an Universitäten mit 12 Prozent höher als an Fachhochschulen mit 9,5 Prozent. Der Anteil bei den Masterstudiengängen liegt mit 13,2 Prozent um 4 Prozent höher als bei den Bachelor-Angeboten (9,3 Prozent).

Die Verbreitung von Teilzeit-Studienangeboten hängt auch stark von den Fächern ab. Drei Fächergruppen verfügen mit jeweils rund 15 Prozent über die höchsten Teilzeit-Quoten. Dies sind die Geistes- und Sozialwissenschaften, die Medizin- und Gesundheitswissenschaften sowie die Sprach- und Kulturwissenschaften. In den Agrar- und Forstwissenschaften, sowie im Bereich Kunst, Musik, Design dagegen sind weniger als vier Prozent aller Studiengänge für ein Teilzeit-Studium geeignet.

"Im Berufsleben sind flexible Teilzeit-Modelle mittlerweile etabliert. Im Bereich der akademischen Aus- und Weiterbildung ist das Teilzeit-Studium davon noch ein ganzes Stück entfernt", bewertet CHE Geschäftsführer Frank Ziegele die aktuellen Zahlen. Studiengänge, die sich an begrenzten zeitlichen Ressourcen der Studierenden orientieren, sollten von den Hochschulen stärker als Chance gesehen werden. "Der Anteil an Studierenden wächst, deren Lebensmittelpunkt nicht mehr die Hochschule ist, sondern der Beruf oder die Familie. Gezielte Angebote für Teilzeit-Studiengänge haben deshalb ein doppeltes Plus", erläutert Ziegele. "Sie kommen den Zeitressourcen der Studierenden entgegen und bieten Hochschulen die Gelegenheit der überregionalen Nachfragesicherung, wenn die Abiturientenzahlen sinken."

Ausbaufähig sei allerdings nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage. Zum Wintersemester 2013/14 studierten laut Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 170.000 Studierende nicht in Vollzeit. Der seit Jahren kontinuierlich steigende Anteil Teilzeit-Studierender liegt aktuell bei 6,5 Prozent. Hierbei liegt der Anteil an privaten Hochschulen mit 11,7 Prozent deutlich höher als bei staatlichen Institutionen. Hier absolvieren lediglich 2,9 Prozent ihr Studium in Teilzeit.

Während die privaten Anbieter auf dem Markt ihre zielgruppenadäquaten Angebote bewerben, fehle bei den staatlichen Angeboten noch teilweise die Transparenz. Die Autor(inn)en der Studie "Das Teilzeit-Studium an deutschen Hochschulen" sprechen sich deshalb für verbesserte Informationsmöglichkeiten für Studieninteressierte aus. Besonders wichtig sei dabei, darzustellen, welche Studienstrukturen, Formate und Services sich hinter dem oft sehr unterschiedlich gebrauchten Begriff "Teilzeit-Studium" jeweils verbergen.

Des Weiteren fordern sie eine Verbesserung bei den noch hemmend wirkenden gesetzlichen Rahmenbedingungen. CHE Geschäftsführer Frank Ziegele konkretisiert: "Sobald der Bund ein BAföG für Teilzeit-Studierende ermöglichen würde, wäre eine der größten Hürden für das Teilzeit-Studium gefallen."


Über diese Studie:
Im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung analysierte CHE Consult die Situation von Teilzeit-Studienangeboten in Deutschland. Die Analyse umfasste die rechtlichen Rahmenbedingungen, Studienangebote der Hochschulen, sowie die Nachfrage bei den Studierenden. Grundlage für die Teilzeit-Angebots-Quote sind die Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz für das Wintersemester 2015/16. Die Anteile der Teilzeit-Studierenden beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2013/14. Da Angebot und Nachfrage in verschiedenen Recheneinheiten für unterschiedliche Zeiten erhoben wurden, sind sie nicht direkt miteinander vergleichbar. Erstellt wurde die Studie "Das Teilzeit-Studium an deutschen Hochschulen - Wo stehen wir und was ist möglich?" von Wencke Lah, Ronny Röwert und Christian Berthold. Die Publikation ist Teil des CHE Themenschwerpunktes "Hochschulbildung wird zum Normalfall".

Zum Hintergrund:
Die Zahl der Erstsemester hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt, inzwischen studiert rund die Hälfte eines Altersjahrgangs. Gleichzeitig wird die Gruppe der Studierenden immer heterogener, nicht alle Studieninteressierten können oder wollen in Vollzeit studieren. Hintergründe und Herausforderungen dieses gesellschaftlichen Wandels fasst die CHE Publikation "Hochschulbildung wird zum Normalfall" zusammen. Ein Update mit den aktuellen Kennzahlen sowie Grafiken zum Thema sind unter www.che.de/normalfall-studium verfügbar.


Weitere Informationen unter:
http://www.che.de/downloads/CHE_AP_188_Das_Teilzeit_Studium_an_deutschen_Hochschulen.pdf
- Link zur Studie

http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=1972&getCB=398&getLang=de - Link zur Pressemitteilung auf che.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution409

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Britta Hoffmann-Kobert, 29.02.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2016

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