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INTERNATIONAL/037: Brücke zwischen Kanaren und Afrika, Netzwerk fördert Schüleraustausch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Januar 2014

Bildung: Brücke zwischen Kanaren und Afrika - Netzwerk fördert Schüleraustausch

von Inés Benítez


Bild: © 'Red Canaria de Escuelas Solidarias'

Schüler auf Teneriffa kommunizieren mit jungen Sahraui-Flüchtlingen in einem Lager in Algerien
Bild: © 'Red Canaria de Escuelas Solidarias'

Málaga, Spanien, 17. Januar (IPS) - "Hallo, ich heiße Ángel. Ich bin 13 Jahre alt und gehe auf die Mogán-Schule im Süden der Insel Gran Canaria. Ich möchte gern Gleichaltrige aus dem Senegal kennenlernen", sagt ein Junge in einer Videobotschaft, die von dem Lehrer Ivanhoe Hernández aufgezeichnet wird. Die Bildungseinrichtung organisiert Email- und Briefkontakte zwischen den Jugendlichen dies- und jenseits des Atlantiks. Die senegalesische Partnerschule befindet sich in Louga im Nordwesten des afrikanischen Landes.

Die Lehrer beider Schulen engagieren sich für das 'Bildungsnetzwerk ohne Grenzen' (RSEF), eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sich um den Aufbau von Kommunikationsbrücken bemüht, dabei Distanzen von Tausenden Kilometern überwindet und kulturelle Barrieren einreißt. So kommt es, dass sich Schüler aus den Kanarischen Inseln, dem Senegal und den Lagern der Westsahara-Flüchtlinge in Algerien kennengelernt haben.

Ziel sei es, jeden Tag aufs Neue "die Mauer der Ignoranz" niederzureißen, sagt Amadou Ba, Spanischlehrer an der Schule in Louga während einer Videokonferenz. "Wir sind Lehrer auf beiden Seiten des Atlantiks und unterstützen den Kultur- und Bildungsaustausch, weil er dazu beiträgt, junge Menschen zu Weltbürgern heranzuziehen", erklärt der Latein- und Griechischlehrer Rafael Blanco, der das Netzwerk auf den Kanarischen Inseln koordiniert.

Das Bildungsnetzwerk aus Pädagogen, Eltern und Schülern aus dem Senegal, der Westsahara, dem westafrikanischen Land Gabun, dem Karibikstaat Haiti und den Kanaren vor der Nordwestküste Afrikas war 2004 auf Initiative der Organisation 'Puente Humano' (Menschliche Brücke) mit Sitz im Senegal und auf den Kanaren entstanden.


Gleichaltrige haben Glaubwürdigkeit

Der 33-jährige Ba berichtet, dass die Schüler bestimmte Themen vorbereiten, über die sie miteinander diskutieren wollen, etwa Einwanderung, Familienleben und Umwelt. Seine Schüler seien empfänglicher für Naturschutz- oder andere Themen, wenn diese von anderen Gleichaltrigen eingebracht würden. Bas Schule koordiniert die RESF-Aktivitäten im Senegal.

Ein Teil der Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren, die Teil des Netzwerks sind, schreiben kurze Berichte, nehmen Videos auf, stellen und beantworten Fragen, schießen Fotos und fertigen Zeichnungen an, die per Post oder Email über den Atlantik geschickt werden. Bei Video- und Audiokonferenzen mit Mobiltelefonen, die an Lautsprecher angeschlossen sind, können die Schüler auf direktem Weg miteinander kommunizieren.

Nicht immer laufen diese Kontakte reibungslos ab. Im Senegal haben viele Schulen keinen Internetzugang, außerdem fällt häufig der Strom aus. Daher werden von dort aus viele Briefe verschickt. Puente Humano übernimmt die Kosten für die Internetanschlüsse in der Schule in Louga. Etwa 650 Schüler in 13 senegalesischen Schulen stehen derzeit mit Jugendlichen und Lehrern auf den Kanarischen Inseln in Kontakt.

Blanco zufolge sind etwa 720 Schüler an einem Projekt beteiligt, das die Kanaren mit drei Schulen in den Flüchtlingscamps am Rand der westalgerischen Stadt Tindouf, rund 1.400 Kilometer von Algier entfernt, verbindet. In diesen Lagern leben etwa 250.000 Sahrauis aus der Westsahara. 2012 beteiligte sich auch eine Schule in der haitianischen Stadt Ansé a Pitres an dem Projekt, die im vergangenen Jahr allerdings aufgrund technischer Probleme aussteigen musste.


Für relevante Fragen sensibilisieren

"Wir haben Werte und Traditionen, die wir anderen nahebringen wollen", sagt Ba. Er bedauert, dass sich Informationen über Afrika, die Europa erreichten, meist auf Handelsfragen reduzierten. "Doch die Wirtschaft hat kein Interesse daran, dass wir miteinander kommunizieren."

Die Lehrer, die sich bei RESF engagieren, integrieren den Schüleraustausch in ihren Unterricht. Die Mathematiklehrerin auf Teneriffa beispielsweise ließ ihre Schüler die 'Statistiken der Ungleichheit' untersuchen und die Lebenshaltungskosten in Spanien und im Senegal vergleichen.

"Unsere Schüler zu sensibilisieren, liegt uns besonders am Herzen", sagt Cristóbal Mendoza, ein Lehrer an der Mario Lhermet-Schule auf der kanarischen Insel La Gomera, in einem Interview, das auf der Radioplattform 'Irradia' nachzuhören ist. Aufgenommen wurde das Gespräch während eines Besuchs mehrerer spanischer Lehrer in Louga.

Im Schuljahr 2010/2011 wurde die Koordination von RESF von dem Kanarischen Netzwerk solidarischer Schulen übernommen, das Projekt für die Bildungszusammenarbeit mit Afrika durchführt. Während die spanische Regierung ihr Budget für Entwicklungszusammenarbeit kürzt, wächst das Bildungsnetzwerk immer weiter und schließt immer mehr Schüler ein. (Ende/IPS/ck/2014)


Links: http://rededucativasinfronteras.blogspot.de/ http://puentehumano.blogspot.de/ http://rces.wordpress.com/ http://www.ipsnews.net/2014/01/educational-network-erases-borders/

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IPS-Tagesdienst vom 17. Januar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2014