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BERICHT/101: Afrika - Die "Grüne Revolution" marschiert - Kontinent will Kornkammer werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. September 2010

Afrika: Die 'Grüne Revolution' marschiert - Kontinent will Kornkammer werden

Von Busani Bafana


Accra, Ghana, 3. September (IPS) - Landwirtschaft und Ernährungssicherheit stehen in Afrika zurzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Das lässt sich deutlich an der Anzahl hochkarätig besetzter Tagungen zum Thema erkennen, die sich in jüngster Zeit abwechseln. Was fehlt, sind konkrete Maßnahmen.

"Afrikas Landwirtschaft hat das Potenzial, nicht nur die Menschen des Kontinents zu ernähren, sondern auch den Rest der Welt", meinte Lindiwe Majele Sibanda, Leiterin von 'Food, Agriculture and Natural Resources Policy Analysis Networks' (FANRPAN) auf einem Treffen in der namibischen Hauptstadt Windhuk. "Afrika verfügt über 60 Prozent der noch unkultivierten und landwirtschaftlich nutzbaren Böden. Bis 2030 könnten die Erträge von heute 280 Milliarden auf 880 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht werden."

Fünf Tage hatten Politiker, Wissenschaftler, Nichtregierungsorganisationen und Bauern bis zum 3. September Fortschritte und Entwicklungsmöglichkeiten der Landwirtschaft - von Fragen der Infrastruktur und Marktpolitik bis hin zu Möglichkeiten, Bauern gegen die Folgen des Klimawandels abzusichern - diskutiert.

3.500 Kilometer weiter herrschte auf dem vierten 'African Green Revolution Forum' in Ghanas Hauptstadt Accra ähnlicher Optimismus. Dort hatten sich 800 Teilnehmer eingefunden, um Investitionsstrategien zu besprechen, die die afrikanische Landwirtschaft ankurbeln, Einnahmen generieren und die Lebensmittelversorgung gewährleisten können.


Positive Signale

Es gibt durchaus Indikatoren, die darauf hindeuten, dass das gelingen kann. So schaffte es Malawi, das noch 2005 auf Lebensmittelhilfe angewiesen war, in den letzten vier Jahren, so viel Mais zu ernten, das sogar noch exportiert werden konnte. Ruanda steigerte seine Lebensmittelproduktion 2007 um 15 und 2008 noch einmal um 16 Prozent. Tansania legte ein staatliches Hilfsprogramm auf, dass es 700.000 Kleinbauern ermöglicht, Saatgut und Dünger zu Sonderkonditionen zu kaufen und so die Maisproduktion auf fünf Millionen Tonnen zu steigern.

Einem Bericht der 'Bill and Melinda Gates-Stiftung' zufolge ist Ghana auf gutem Weg, als erstes afrikanisches Land das Millenniumsentwicklungsziel zu erreichen, Armut und Hunger zu halbieren. Zwischen 1990 und 2004 wurde die Zahl der Unterernährten und Hungernden um 75 Prozent gesenkt, die Landwirtschaftsproduktion stieg in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um fünf Prozent.

Das 'International Food Policy Research Institute' (IFPRI) geht davon aus, dass der schwarze Kontinent jährliche Investitionen in Höhe von 32 Milliarden bis 39 Milliarden Dollar benötigt, um sein volles Potenzial in der Landwirtschaft entfalten zu können. Kofi Annan, Chef der 'Alliance for a Green Revolution in Africa' (AGRA) schätzt, dass Afrika deshalb so viel Geld braucht, weil die Infrastruktur des Kontinents noch wesentlich schwächer ist als beispielsweise in Asien, als dort die Grüne Revolution in den 1960er Jahren propagiert wurde.


Nachhaltiger Erfolg

Der ehemalige UN-Generalsekretär Annan fordert in der afrikanischen Landwirtschaft "einen Quantensprung nach vorn", den 19 Staaten im Rahmen eines 'Umfassenden Entwicklungsprogramms für Afrika' (CAADP) auch schaffen wollen.

Die Hürden für den Sprung sind nicht niedrig: Schlechte Böden, Wassermangel, unzureichendes Saatgut, wenig Geld und fehlende Absatzmärkte gehören ebenso dazu wie mangelnde Unterstützung der Politik. Hinzu kommen der Klimawandel, Artensterben und die Bedrohung anderer natürlicher Ressourcen.

Auf dem AGRA-Forum wurde Optimismus laut, dass öffentlich-private Partnerschaften eine größere Bedeutung gewinnen und so die nachhaltige Landwirtschaft in Afrika stärken könnten. Was noch fehlt - auch das wurde deutlich - sind konkrete Vorschläge, wie der Kontinent den Umbau seiner Landwirtschaft schaffen kann. (Ende/IPS/sv/2010)


Links:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2010