Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → ERNÄHRUNG

BERICHT/154: Veredlungstag in Niedersachsen - "Bauern fühlen sich überrollt" (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 14. September 2012

"Bauern fühlen sich überrollt"

DBV-Veredlungspräsident Röring auf Veredlungstag in Niedersachsen



"Die Bauern in Deutschland haben die Weiterentwicklung der Tierhaltung in der Vergangenheit maßgeblich mitgetragen und werden dies auch weiterhin tun. Von den inflationärer steigenden Tierschutzforderungen fühlen sich die Bauern jedoch überrollt." Diese Aussage traf Johannes Röring, Mitglied des Deutschen Bundestages und Veredlungspräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf dem Veredlungstag 2012 des DBV im Raiffeisen Kraftfutterwerk in Schweringen, Niedersachsen. Inzwischen ist es soweit, dass wir den Veredlungsstandort Deutschland in Gefahr sehen. "Die Schmerzgrenze ist erreicht", sagte Röring vor den mehr als 400 Teilnehmer aus der Landwirtschaft, den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen und der Politik aus dem gesamten Bundesgebiet.

Röring machte deutlich, das in der Vergangenheit alle Entwicklungen von Stallsystemen das Wohl der Tiere nach vorne gebracht hätten und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit gestiegen sei. Die müsse auch bei den Aufgaben der Zukunft so sein. Dazu zähle er aktuell das Kürzen der Ferkelschwänze, für dessen Abschaffung langfristig Lösungen gefunden werden müssen oder der Aufbau der QS-Datenbank für den Einsatz von Antibiotika. Röring erinnerte an das Engagement des DBV bei dem Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration, die in der Düsseldorfer Erklärung mündete.

Zur aktuellen Marktentwicklung sagte Röring, dass der Preisanstieg der letzten Wochen dringend erforderlich gewesen sei, um die veränderte Kostensituation, insbesondere bei Futtermitteln, aufzufangen. Ein Preisniveau oberhalb der 1,90 Euro für das Kilogramm Schlachtgewicht sei aber auch dauerhaft notwendig, denn ein Rückgang der Preise für Energie- und Eiweißträger sei derzeit nicht zu erkennen. Als dramatisch bezeichnete Röring die Preissituation für die Ferkelerzeuger. Die anstehende Umstellung auf die Gruppenhaltung mache die Lage noch einmal schwieriger. Hier drohe ein Strukturschock, stellte Röring fest.

Kernthema der gesamten Tagung war die Frage, wie der Tierschutz noch stärker gemeinsam von der gesamten Wirtschaftskette getragen und weiterentwickelt werden kann. Die Referenten der Landwirtschaft und Schlachtindustrie konnten deutlich machen, dass eine Steigerung von Tierwohl auch zusätzlich honoriert werden muss und als Zuschlag an den Leistungserbringer, beim Tierhalter, letztlich ankommen muss. Der Referent des Lebensmitteleinzelhandels signalisierte die Bereitschaft des LEHs, seine Verantwortung wahrzunehmen und diesen Zuschlag zu bezahlen. Die Diskussion, an der die gesamte Wertschöpfungskette beteiligt war, machte zugleich aber auch deutlich, dass sich eine Steigerung des Tierwohls nur in einem gemeinsamen Fahrplan der gesamten Wirtschaftskette umsetzen lässt.

In einem Schlusswort vertrat Herman Wester, Vorsitzender des Fachausschusses des Landvolkverbandes Niedersachsen, die Auffassung, dass sich die Tierhalter an der gesellschaftlichen Diskussion beteiligen müssten, was auch Veränderungsbereitschaft des Berufsstandes einschließe. Grundlegende Entscheidungen müssten aber im Verband auf breiter Basis intensiv diskutiert und mitgetragen werden.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 14. September 2012
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2012