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FORSCHUNG/1091: Humboldt-Stipendiat will die Milchproduktion im Land der heiligen Kühe verbessern (idw)


Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN) - 07.08.2017

Humboldt-Stipendiat will die Milchproduktion im Land der heiligen Kühe verbessern

FBN international: 33 Wissenschaftler aus aller Welt forschen am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie


In der Heimat von Dr. Vijay Baddela (Foto), in Indien, wird so viel Milch produziert, wie in keinem anderen Land der Welt. Allerdings gibt es ein Tabu. Die Schlachtung der in Indien als heilige Tiere verehrten Kühe ist strikt untersagt.
Zudem gilt die indische Milchproduktion vor allem aufgrund der kleinstbäuerlichen Strukturen als wenig effizient, was besonders im Hinblick auf die klimaschädliche Methanproduktion problematisch ist. Daran möchte der 29-Jährige etwas ändern. Für zwei Jahre wirkt er als Humboldt-Stipendiat im Institut für Fortpflanzungsbiologie am Dummerstorfer Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN). Insgesamt forschen gegenwärtig 33 ausländische Wissenschaftler aus allen Kontinenten und 21 Nationen (*) am FBN.

Zugute kommt Dr. Vijay Baddela eine langjährige Kooperation des FBN mit dem ICAR National Dairy Research Institute (NDRI) in Karnal (Indien), über die der indische Biochemiker in Kontakt mit den Dummerstorfer Wissenschaftlern gekommen ist. Die Leistung von Wiederkäuern unter Hitzestressbedingungen beschäftigt die Experten am Institut für Fortpflanzungsbiologie seit vielen Jahren. Etliche längere Forschungsaufenthalte führten bereits nach Indien. Dr. Vijay Baddela hat Biochemie und Tierphysiologie an der südindischen Universität in Kurnool, seinem Geburtsort, und im nordindischen Karnal studiert. Nach seiner Promotion hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICAR-Institut sowie an der Penn State University in Pennsylvania (USA) gearbeitet. Er spricht neben Englisch, Hindi und Telugu auch schon ein wenig deutsch.

Fortpflanzungsproblemen bei Kühen auf der Spur

Dr. Vijay Baddela wird sich die kommenden beiden Jahre vor allem um ein weitverbreitetes Phänomen in der Milchproduktion kümmern. "Milchkühe haben auch noch lange nach der Geburt eines Kalbes ein Problem, wieder trächtig zu werden", erläuterte der Leiter des Instituts für Fortpflanzungsbiologie, Dr. Jens Vanselow. "Durch die hohe Milchabgabe kommt es zur Mobilisierung von Körperfett und damit zu erhöhten Fettsäuren-Konzentrationen im Blut sowie zu Veränderungen im Hormonhaushalt. In Indien kommt noch der Hitzestress hinzu." Die Forschungsarbeit findet hauptsächlich im Labor statt. In Zellkulturmodellen wird getestet, wie sich die hormonproduzierenden Zellen des Eierstocks entwickeln und wie bestimmte Stoffwechselprodukte die Funktion dieser Zellen, die für die Eizellreifung und Befruchtung von entscheidender Bedeutung sind, beeinträchtigen.

"Die Bedingungen für die wichtige Grundlagenforschung sind hier einfach optimal", betonte Dr. Vijay Baddela, der seine ersten Ergebnisse bereits wissenschaftlich publiziert hat. "Sehr hilfreich ist auch die Unterstützung durch die technischen Mitarbeiterinnen im Labor, die mir bei meinen Experimenten zur Seite stehen." Laut Baddela gibt es in seinem Heimatland viele Probleme in der bäuerlichen Milchproduktion. "Ich möchte mit meiner Forschung dazu beitragen, die Landwirtschaft in meinem Land zukunftsfähiger zu gestalten. Das ist für viele Familien eine Existenzfrage."


Die Alexander von Humboldt-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Forschung. Sie ermöglicht insbesondere exzellenten ausländischen Wissenschaftlern Forschungsaufenthalte in Deutschland und unterstützt die sich daraus ergebenden wissenschaftlichen und kulturellen Verbindungen. Auf diese Weise ist seit der Gründung der Stiftung im Jahre 1953 ein aktives internationales Netzwerk von über 28.000 Wissenschaftlern entstanden. Neben Dr. Vijay Baddela absolviert ein weiterer Humboldt-Stipendiat einen zweijährigen Forschungsaufenthalt am FBN. Dr. Mehdi Eslamizad aus dem Iran wird für ebenfalls zwei Jahre am Institut für Ernährungsphysiologie "Oskar Kellner" vor allem wissenschaftlichen Fragestellungen der Methanemissionen bei Kühen nachgehen.
www.humboldt-foundation.de

(*) 33 Wissenschaftler aus folgenden Nationen forschen am FBN: Chile, China, Frankreich, Griechenland, Indien, Iran, Italien, Kenia, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Nigeria, Polen, Schweden, Slowakei, Spanien, Syrien, Thailand, Türkei, Ungarn und Vietnam

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www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution180

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN), Norbert K. Borowy, 07.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2017

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