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FORSCHUNG/1159: Forschung zum Vorratsschutz dringend vorantreiben (idw)


Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen - 18.09.2018

Forschung zum Vorratsschutz dringend vorantreiben


Laut eines Berichtes der FAO gehen zwischen Ernte und Verbrauch weltweit ein Drittel der Lebensmittelvorräte verloren. Vom 7. bis 11. Oktober diskutieren 500 Wissenschaftler, Vertreter von NGOs und Praxisbetriebe in Berlin auf der größten internationalen Konferenz zum Thema Vorratsschutz u. a. zeitgemäße Verfahren zur Lagerung von Vorräten.

"Vorratsschutzforschung ist so wichtig wie nie", sagt Dr. Cornel Adler vom Julius Kühn-Institut (JKI), "denn verlorene oder verschwendete Lebensmittel sind verlorene Ressourcen, z. B. Saatgut, Dünger, Wasser, Arbeitskraft, Pflanzenschutzmittel oder Treibstoff, und sind, auf die CO2-Bilanz bezogen, eine Belastung für die Umwelt". Der Vorratsschutzexperte hat sich als Mitglied der International Working Conference on Stored Product Protection dafür stark gemacht, dass die 12. Internationale Tagung zum Vorratsschutz in Deutschland, konkret in Berlin, abgehalten wird. Die Tagung findet seit 1974 nur alle 4 Jahre statt. Auf Betreiben des JKI konnte sich Deutschland im Vorfeld als Tagungsort gegen Kanada, Australien und Uganda durchsetzen. So kommen nun vom 7. bis 11. Oktober rund 500 Experten aus 70 Ländern im Hotel Maritim proArte (Friedrichstraße 151, 10117 Berlin) zusammen zur "12th International Working Conference on Stored Product Protection"
http://iwcspp2018.julius-kuehn.de.

"Meines Wissens ist das die größte Vorratsschutztagung, die jemals in Deutschland stattgefunden hat", so der federführende Organisator Adler. Leider ist der Vorratsschutzexperte vom JKI nur noch einer von wenigen auf diesem Fachgebiet in Nord- und Westeuropa. "Frankreich, Holland, England, Belgien, Schweden, Norwegen, Dänemark sind kaum vertreten, weil diese Länder ihre Forschung auf dem Gebiet schlicht weggespart haben", spricht Dr. Adler ein Problem an. Auch deutsche Universitäten hätten in den vergangenen 30 Jahren die angewandte Forschung vernachlässigt. "Gleichzeitig wurde nicht in Lageranlagen investiert, wegen des Druckes auf die Landwirte, ihre Produkte immer billiger zu verkaufen. Inzwischen gibt es kaum noch Profis, die Vorratslager richtig zu bauen, abzudichten oder auszustatten wissen. Wir haben einen eklatanten Innovationsrückstau im Vorratsschutz, den wir nun, auch in Kooperation mit Kollegen aus tropischen Ländern, dringend überwinden müssen", sagt der Forscher vom JKI.

"Wenn wir Landwirte weltweit mit verbesserter Vorratshaltung für Dürreperioden oder Überflutungen wappnen, steigen ihre Gewinne", sagt Adler mit Blick auf den Klimawandel. "Das erzeugt einen moderaten Wohlstand, der letztlich dazu beiträgt, dass Menschen nicht mehr gezwungen sind ab- oder auszuwandern. Vorratsschutz hat eine politische Dimension, denn er bekämpft u. U. die Ursachen für Kriege und Flüchtlingsströme. Die Forscher aus Afrika und Asien sind nicht zuletzt dank der Reisestipendien, die über das BMZ und das BMEL vergeben wurden, gut vertreten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) ist zudem Schirmherr der Veranstaltung, zu der auch Vertreter des World Food Program (WFP) zum Key-note-Vortrag in der Sektion 1: "Food Security and Challenges to Stored Product Protection" erwartet werden.

"Doch in den Fachsektionen geht es nicht nur darum, Ernteprodukte in Afrika und Asien vor Schädlingen zu schützen. Das Problem ist auch vor der eigenen Haustür noch nicht gelöst", führt Dr. Adler weiter aus. Gerade in Zeiten von Läden, die ihre Produkte nach dem "unverpackt"-Konzept vertreiben und der steigenden Nachfrage nach Produkten aus ökologischem Anbau, sei die Forschung an nachhaltigen alternativen Methoden dringend notwendig. "Hier sollen möglichst schonende präventive Maßnahmen verhindern, dass Lager zur Brutstätte von Schädlingen werden. Extrem trockene und schädlingsdichte Lagerung, Vakuumlagerung und Kühlung sind Konzepte zur Vermeidung. Kieselgurstaub kann die austrocknenden Effekte noch verstärken. Mittels akustischer Systeme könnte künftig in Schüttgütern deutlich früher der Befall erkannt werden, als dies derzeit mit Thermometern möglich ist und so eine effektivere und preiswertere biologische Bekämpfung z. B. mit nützlichen Gegenspielern ermöglichen. Duftstoffe lassen sich in Ködern von Fallen oder zur Vergrämung von Schädlingen einsetzen. Mit Kameraüberwachung und Laserstrahlen zieht High-Tech ins Vorratslager ein", nennt Dr. Adler einige Beispiele für laufende Forschung in seiner Arbeitsgruppe am JKI in Berlin-Dahlem.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution248

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, 18.09.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2018

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