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GENTECHNIK/513: Auswirkungen des Saatgut-Patentsystems in den USA (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 365 - April 2013
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Teuer und totalitär
Auswirkungen des Saatgut-Patentsystems in den USA

von Annemarie Volling, Netzwerk gentechnikfreie Landwirtschaft



Durch die Einführung von gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen hat sich die amerikanische Landwirtschaft fundamental gewandelt, einschließlich sozio-ökonomischen und ökologischen Folgen. Patente sind der zentrale Mechanismus, um die Kontrolle über genetisches Material zu gewinnen. Biotechnologie-Unternehmen können durch Einfügen eines einzigen Gens umfangreiche Rechte an gv-Pflanzen geltend machen. Die Einführung der Gentechnik hat die Erteilung von Saatgut-Patenten beschleunigt und ist zum Schlüssel der Kontrolle von Saatgut und genetischem Material geworden. Zu diesen zentralen Aussagen kommt die aktuell vom Centre for Food Safety veröffentlichten Studie: Seed Giants vs. US Farmers.


Saatgut Monopole

Dort wird weiter ausgeführt, dass die drei Hauptnutzpflanzen in Amerika heute fest in Hand der Gentechnik sind. 2012 waren 93 % der in den USA angebauten Soja gentechnisch verändert. 94 % der Baumwolle und 88 % des angebauten Maises sind GV-Sorten. Diese Marktdominanz von GV-Saatgut und die damit verbundenen Patente, sind eine wesentliche Grundlage für die massenweise Ausforschung der Bauern und Klagen gegen Patentverletzungen (s. die Broschüre Monsanto gegen Bauern, ABL-Verlag). Mittlerweile kontrollieren die vier größten Saatgut-Konzerne (Monsanto, DuPont / Pioneer Hi-Bred, Syngenta und Dow AgroSciences) 80 % des US-Mais und 70 % des US-Sojas. Monsanto hat sich in weniger als 10 Jahren zum weltweit größten Saatgut-Unternehmen entwickelt und hat inzwischen einen Anteil von 27 % des weltweiten Saatgutmarktes (mit und ohne GVO). Monsanto ist Vorreiter bei Mais, Soja, Baumwolle und Gemüse-Saatgut. Nummer zwei ist der US-Konzern Du Pont. Beide zusammen haben einen Marktanteil von 44 %!

Neben dem Aufkauf von Saatgutfirmen gehen die Konzerne Kooperationen mit anderen Saatgut-Unternehmen ein und vereinbaren Lizenzabkommen untereinander, wenn sie Material von Kooperationspartnern verwenden. Auf diese Weise tragen mehr als 80 % der Maisernte und mehr als 90 % der Sojabohnen in den USA Monsanto-Patente.


Eskalierende Preise für GV-Saatgut

Die US-Saatgutpreise von Mais, Soja und Baumwolle sind seit Einführung der Gentechnik dramatisch gestiegen. Zwischen 1995 und 2011 erhöhten sich die durchschnittlichen Kosten von Soja- und Maissaatgut um 325 % bzw. 259 % pro acre (1 acre sind 4047 m²), das zeigen Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums. In diesem Zeitraum ist die Anbaufläche von GV-Mais und Soja von weniger als 20 % auf mehr als 80 - 90 % gestiegen. Laut der Studie Seed Giants vs. US Farmers unterstützen Ökonomen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA die These, dass durch die Konzentration der Saatgut-Branche weniger in die Forschung investiert wird, als wenn mehr Saatgutunternehmen am Markt wären. Es kämen weniger neue Saatgutsorten auf den Markt und das Saatgutangebot für Landwirte reduziert sich.

Zudem ist es für Landwirte zunehmend schwieriger, gentechnikfreies Saatgut zu kaufen. Die Kataloge der Saatgut-Unternehmen sind gefüllt mit den neuesten und teuersten GV-Sorten, die oft mehrere Merkmale enthalten. Im Gegenzug werden konventionelle Saatgutlinien ausgelistet und das Angebot von GV-Saatgut mit bspw. nur einer Eigenschaft stark reduziert. Zum Teil bieten Saatgutunternehmen gar keine gentechnikfreien Sorten mehr an. Viele Bauern haben keinen Bedarf an Mais mit drei GV-Eigenschaften. Sie kaufen ihn trotzdem, weil keine ertragreichen, neuen Sorten ohne diese Eigenschaft mehr auf den Markt gebracht werden. Derzeit führt Monsanto "SmartStax" ein, ein GV-Mais, der gegen mehrere Herbizide und mehrere Schädlinge resistent ist. Je mehr Eigenschaften auf einer Pflanze "gestapelt" sind, umso teurer wird das Saatgut und Bauern können dann nicht mehr wählen, welche Eigenschaften sie ausbringen - müssen aber für alle Eigenschaften zahlen.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 365 - April 2013, S. 18
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2013