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HUNGER/247: Hunger trotz Wirtschaftswachstum - Reiche sollen weniger wegwerfen und weniger essen (aid)


aid-PresseInfo Nr. 8 vom 23. Februar 2011

Hunger trotz Wirtschaftswachstum

Reiche sollen weniger wegwerfen und weniger essen


(aid) - Der Internationale Währungsfond (IWF) in Washington D.C. schätzt für 2010 das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungs- und Schwellenländern auf durchschnittlich 6,8 Prozent. Im Vorjahr hatte es nur 2,5 Prozent betragen. Ein Lichtblick? "Die Wirtschaft wächst, aber der Hunger bleibt", kommentiert die Welthungerhilfe in Bonn die Nachricht. Über die sozialen Folgen der Wirtschaftskrise sagten diese Zahlen nichts aus. Auch die Auswirkungen auf die Staatshaushalte und die Konsequenzen für die öffentliche Finanzierung von Gesundheit, Bildung und sozialer Sicherung seien nicht absehbar. Nun räche es sich, dass die ländliche Entwicklung sowohl von vielen Regierungen betroffener Länder als auch von den Geberländern lange Zeit sträflich vernachlässigt worden sei. Eine substanzielle Verbesserung der Lage sei nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Die Folgen des Klimawandels und der Preisanstieg für Nahrungsmittel wirkten dem entgegen. Das französische Forschungsinstitut "Institut national de la recherche agronomique (INRA)" prognostiziert aktuell einen Anstieg des weltweiten Nahrungsmittelbedarfs bis 2050 um ein Fünftel. "In OECD-Staaten stehen durchschnittlich jedem Menschen pro Tag mehr als 4000 Kilokalorien zur Verfügung, dabei würden 2000 bis 2500 - je nach körperlicher Aktivität - durchaus ausreichen, um sich gesund zu ernähren", erklärte Bruno Dorin von INRA auf einer Pressekonferenz in Paris. Aus den Ergebnissen einer umfangreichen Studie leiten die Forscher unter anderem die Empfehlung ab: "Exzessiver Lebensmittelkonsum sollte in diesen Ländern reduziert werden".

Die Leiterin des Instituts, Marion Guillou, unterstrich zudem die Notwendigkeit, landwirtschaftliche Produktion, Ernährung und Umweltaspekte zusammen zu betrachten. Bisher schaue man zu sehr auf die reine Kalorienzufuhr, man müsse aber auch in den ärmeren Ländern einen Wandel in den Ernährungsgewohnheiten herbeiführen. Die Wissenschaftler betonten außerdem die Notwendigkeit, Verluste zu vermeiden: 25 Prozent der Lebensmittel stehen im OECD-Raum nicht zum Essen zur Verfügung, weil sie vorher weggeworfen werden.

Friederike Heidenhof, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 8 vom 23. Februar 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2011