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HUNGER/283: Senegal - Präsident will niemanden hungern lassen, Hilfe für Sahel-Bewohner erbeten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Mai 2012

Senegal: Präsident Sall will niemanden hungern lassen - Hilfe für Sahel-Bewohner erbeten

von Grit Porsch



Berlin, 9. Mai (IPS) - Senegals neuer Präsident Macky Sall wollte offenbar keine Zeit verlieren. Angesichts der drohenden Hungersnot in den Sahelgebieten des Landes bat er die internationalen Hilfsorganisationen um Hilfe. Nationalstolz hatte seinen Amtsvorgänger Abdulaye Wade (2000 - April 2012) monatelang davon abgehalten, der Realität ins Auge zu blicken, dass mehr als 800.000 der zwölf Millionen Senegalesen hungern.

Kritikern zufolge wollte Wade nicht akzeptieren, dass die eigenen Agrarprogramme ineffizient sind und nicht ausreichen, um dem Land die gewünschte sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten. "Wir kannten die Lage, doch die frühere Regierung wollte sich nicht öffentlich dazu äußern", sagte Abdoul Aziz Diallo, der Leiter des senegalesischen Roten Kreuzes gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN.

Seitdem Wade im Mai 2008 seine große Agraroffensive für Nahrungsmittelsicherheit ausgerufen hatte, hielten es UN-Agenturen und andere Partnerorganisationen für geboten, erst dann zu helfen, wenn die Regierung in Dakar sie dazu auffordern würde.


Ernteausfälle 2011

Dabei hatte eine im vergangenen Februar gemeinsam von der senegalesischen Regierung und dem Welternährungsprogramm (WFP) durchgeführte Untersuchung ergeben, dass wegen der schweren Ernteausfälle im Vorjahr 810.000 Senegalesen Hunger drohe. Die Getreideproduktion war 36 Prozent niedriger ausgefallen als im Jahr 2010.‍ ‍Die Erdnussernte, das wichtigste Exportgut des westafrikanischen Landes, war um 59 Prozent zurückgegangen. Der Marktpreis für einheimisches Getreide zog um 20 Prozent an.

"Wir müssen rasch handeln, denn die Vorräte der Haushalte sind gering. Die Nahrungsmittelpreise sind so hoch, und die Leute verkaufen bereits ihr Vieh, verschulden sich und sparen Mahlzeiten ein", berichtete die WFP-Vertreterin in Senegal, Ingeborg Maria Breuer. "Lange halten sie das nicht mehr durch."

Auf rund 20.000 schätzt eine aktuelle Studie von UNICEF und des senegalesischen Gesundheitsministeriums die Zahl der unterernährten Kinder. In den schlimmsten Hungergebieten im nordöstlichen Matam sind es fast 15 Prozent, in Djourbel im Westen zehn Prozent.

"Seitdem Senegals Regierung bereit ist, über das Problem des drohenden Hungers zu sprechen, haben sich unsere Arbeitsbedingungen deutlich verbessert", berichtete Jan Eijkenaar, der für Westafrika zuständige Direktor der Generaldirektion für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) der Europäischen Kommission. Der Agrarexperte und Regierungsberater Moussa Bakhayokho berichtete, Regierungsvertreter hätten die Situation bereits mit ihren Partnern beraten.


Nahrungsmittelhilfe bis Oktober

"Auf lokaler und nationaler Ebene bekommen wir jetzt jede erforderliche Unterstützung", berichtete Breuer. Seit Ende April hat das WPF mit der Ausgabe von Nahrungsmitteln begonnen. Die Hilfsaktion für mehr als 800.000 Menschen soll bis zum Erntebeginn im Oktober dauern.

Allerdings sei es schwierig, die dazu benötigten 52 Millionen US-Dollar zusammenzubringen, kritisierte die WFP-Mitarbeiterin. Bisher stehen erst 27 Millionen Dollar bereit. "Senegal galt bislang als ein Land mit stabiler Nahrungsmittelversorgung. Es ist schwierig, die Geber davon zu überzeugen, dass bestimmte Regionen im Land ebenso von Hunger bedroht sind wie andere Sahelgebiete." (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://de.wfp.org
http://www.fao.org
http://www.echo-eu.com/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95422

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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2012