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INTERNATIONAL/018: Senegal - Der Buntbarsch füllt Teller und Kassen, erfolgreiches Aquakulturprojekt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Juli 2011

Senegal: Der Buntbarsch füllt Teller und Kassen - Erfolgreiches Aquakulturprojekt

Von Koffigan E. Adigbli


Dakar, 26. Juli (IPS) - In diesen Julitagen herrscht an dem kleinen Stausee Sébi Ponty in der Nähe der senegalesischen Hauptstadt Dakar Hochbetrieb. Hier ernten die Bewohner von Sangalkam und anderen Dörfern am Ufer des Stauwerks die Früchte, die ihnen ihre seit fünf Jahren betriebene Aufzucht von Buntbarschen zweimal jährlich einbringt. Täglich bis zu 50 Kilo des wohlschmeckenden Speisefischs ziehen einheimische junge Männer in ihren Netzen an Land.

Aquakultur wird in dem westafrikanischen Land am Atlantik, dessen Küstengewässer fast leer gefischt sind, zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Fischwirtschaft. In der Gegend um den Sébi Ponty versorgt die Fischzucht die jungen Männer mit Arbeit und die Familien mit Nahrungsmitteln und einem verlässlichen Einkommen.

Am Sébi Ponty dauert die Fangsaison von Juli bis Ende September. Danach können sich die Fischbestände zwei bis drei Monate lang bis zum Beginn einer neuen Saison erholen. 2006 waren in den 500 Meter langen, 400 Meter breiten und rund vier Meter tiefen Stausee erstmals 17 Tonnen Buntbarsche als Jungfische ausgesetzt worden. Nach Angaben der senegalesischen Behörde für Aquakultur (ANA) liegt das Projekt in der Hand einer Kooperative von 300 einheimischen Jugendlichen.


Multifunktionales Projekt

Einer von ihnen, der 20-jährige Pape Ndaw, betonte gegenüber IPS, dass seit der Instandsetzung des Staudamms die wirtschaftliche Existenz vieler Familien der Region von der lokalen Fischzucht abhängt. "In guten Zeiten verdiene ich während der Fangsaison monatlich umgerechnet rund 270 US-Dollar", berichtete er. Damit versorgt er seine junge Familie und auch seine Eltern. Außerhalb der Fangsaison beschäftigt er sich mit seiner kleinen Geflügelzucht.

Auch Anita Diagne Diouf begrüßt das Projekt. "Die Fischzucht bietet jungen Leuten hier echte Alternativen. Ohne sie müssten wir wegen der hohen Lebenshaltungskosten abwandern und uns in Dakar nach Arbeit umsehen", betonte die 30-Jährige. "Wir Frauen vermarkten die Fische, teilen die Einnahmen untereinander auf und erhalten den gleichen Anteil wie die Männer."

Die Vorsitzende der Kooperative von Sébi Ponty, Awa Guèye, betonte, die Fischzucht diene in erster Linie der Versorgung einheimischer Familien mit Nahungsmitteln. "Früher mussten die Frauen mehr als 20 Kilometer weit bis Rufisque laufen, wenn sie Fisch auf den Tisch bringen wollten."

Nach Ansicht von Fachleuten der ANA steht noch viel Arbeit an, damit das Fischzuchtprojekt am Sébi Ponty auf Dauer Bestand hat. Dazu gehören die fachliche Ausbildung und die Ausrüstung der Kooperative ebenso wie ein leichterer Zugang zu Krediten. Zunächst aber müsse es gelingen, die Interessen der verschiedenen Nutznießer des kleinen Staubeckens zu koordinieren.

"Die Gemüsebauern pumpen Wasser aus dem Becken, um ihre Felder zu bewässern, und die Viehzüchter lassen ihre Herden vor allem während der Trockenzeit daraus trinken. Das führt häufig zu Konflikten", berichtete Amadou Camara, der das Management des Stausees leitet.


Staatliche Hilfe

Ein weiteres Problem sei das bei Überschwemmungen drohende Versanden von Stauseen wie dem Sébi Ponty, betonte ANA-Mitarbeiter Mamadou Ngom. Man müsse diese wichtigen Stützpfeiler der örtlichen Wirtschaft vor Übernutzung und Versandung schützen. "Zudem brauchen die Fischer neue Boote, Netze und Sperren, damit die Fische bei Überschwemmungen nicht entkommen", sagte er.

Der für kleine Stauseen zuständige Minister Babacar Ndao versprach Abhilfe. "Wir wissen, wie wichtig der Sébi Ponty-Stausee für die Fischzucht aber auch für Kleinbauern, Gemüsefarmer und Herdenbesitzer ist und werden das Staubecken unverzüglich säubern lassen", erklärte er. Zudem bereite sein Ministerium ein Programm zur besseren Ausrüstung der Fischer vor sowie mit israelischer Entwicklungshilfe die Einführung sparsamer Berieselungsmethoden für die Felder. (Ende/IPS/mp/2011


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Juli 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2011