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INTERNATIONAL/044: Lesotho - Vielen Kleinbauern droht Ernteausfall, Hoffen auf lokales Pilotprojekt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Juni 2012

Lesotho: Vielen Kleinbauern droht totaler Ernteausfall - Hoffen auf lokales Pilotprojekt

von Grit Porsch



Berlin, 29. Juni (IPS) - Zwei aufeinander folgende, durch Dürre und ungewöhnlich starke Regenfluten verursachte Missernten haben in Lesotho die ohnehin chronisch prekäre Versorgungslage der Landbevölkerung weiter verschlimmert. Nach Schätzungen von Experten fällt die Ernte für viele Kleinbauern in dem afrikanischen Land in diesem Jahr komplett aus. 82 Prozent der 1,8 Millionen Lesother leben direkt oder indirekt von der Landwirtschaft.

In den kommenden Tagen will die lokale Nothilfebehörde (DMA) Zahlen veröffentlichen, wie es in diesem Jahr um die Versorgungssicherheit im Land steht. Die Ernteprognosen der Statistikbehörde gehen schon jetzt von einem erheblichen Verlust bei der Aussaat und den Erträgen aus. "Es ist noch schlimmer als letztes Jahr, und das war schon desaströs", berichtete DMA-Geschäftsführerin Matseliso Mojaki. "Die Regenfluten haben offenbar wichtige Nährstoffe aus dem Boden geschwemmt, sodass selbst die Farmer, die etwas angebaut hatten, nur wenig ernten konnten."

"Lesotho ist immer noch dabei, Strategien gegen den Klimawandel zu entwickeln, dessen Folgen hier seit langem spürbar sind", stellte Mojaki fest. "Inzwischen jedoch häufen sich die extremen Auswirkungen, sodass den Menschen keine Zeit bleibt, sich von der jeweils letzten Katastrophe zu erholen. Uns fehlen die finanziellen Mittel, um das Problem anzugehen."


Schlecht bestellt um Mais, Hirse und Weizen

Den amtlichen Prognosen zufolge ging die Anbaufläche im Agrarjahr 2011/2012 gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent zurück. Die zu erwartende Maisernte verringerte sich um 77 Prozent. Auch um die Hirse- und Weizenernte war es schlecht bestellt.

Schon im Erntejahr 2010/2011 hatten Regenfluten und Überschwemmungen die Maisernte fast halbiert. Der Preis für das Hauptnahrungsmittel der einheimischen Bevölkerung stieg zwischen März 2010 und März 2011 um 24 Prozent. Nach Angaben von Hassan Abdi, der für das Welternährungsprogramm als Programmkoordinator arbeitet, versuchen immer mehr Lesother, über die Runden zu kommen, indem sie an den Mahlzeiten sparen, ihre Kinder aus der Schule nehmen oder einen Teil ihrer Habe zu verkaufen. "Andere wandern in städtische Regionen ab", berichtete er.

So hat die Kleinbäuerin Makhahliso Chabeli aus dem südöstlichen Bezirk Mohale's Hoek seit vier Jahren jeweils eine ihrer Kühe verkauft, um das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen zu können. Doch weil ihr nach der letzten Missernte nur noch drei Kühe geblieben sind, wird sie wohl ihre drei jüngsten Kinder von der Schule nehmen müssen, weil das Geld nicht reicht.


Mais und Öl gegen Arbeit für die Gemeinde

Derzeit profitieren sie und 64 Familien in ihrer Gemeinde von einem kurzfristig organisierten Notprogramm des Welternährungsprogramms (WFP). Sie beteiligen sich an lokalen Entwicklungsprojekten und erhalten im Gegenzug vier Monate lang eine Monatsration Mais, Hülsenfrüchte und Speiseöl. Das Programm läuft im Juli aus. Ob und wann es verlängert wird, ist ungewiss.

Ein viel versprechendes, von FAO und dem Forstministerium in drei Regionen durchgeführtes zweijähriges Pilotprojekt, das den Farmern die Anpassung an den Klimawandel erleichtern soll, ist kürzlich zu Ende gegangen. In dem Dorf Mabalane im Bezirk Mohale's Hoek, einer der regenärmsten Regionen Lesothos, beteiligten sich 40 Kleinbauern daran. Sie sammeln Regenwasser, mit dem sie ein Gemüsefeld bewässern, pflanzen Obstbäume und haben eine Geflügelzucht aufgebaut.

Für den Farmer Moorosi Nchejana haben sich die Investitionskosten von knapp 200 Dollar in die Installation eines Regenwassertanks und eines sparsamen Berieselungssystems bereits ausgezahlt. Hatte seine Gemüseernte bislang nur zur Versorgung seiner Familie gereicht, so konnte er inzwischen einen Teil der Ernte gewinnbringend verkaufen.

Gegenüber dem UN-Informationsdienst IRIN bedauerte Nchejana: "Viele Nachbarn wünschen sich eine solche Anlage, doch sie können sie sich nicht leisten." In einer Dokumentation betonte FAO, nur wenn die Regierung in Maseru in ihrem Budget langfristig genügend Mittel zur Verfügung stelle, könnten ähnliche, auf Nachhaltigkeit bedachte Projekte auch in anderen Regionen umgesetzt werden. (Ende/IPS/mp/jt/2012)


Links:

http://www.preventionweb.net/english/
http://www.wfp.org
http://www.fao.org/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95735

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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2012