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LANDWIRTSCHAFT/1404: Die Investitionen im Schweinesektor boomen (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 328 - Dezember 2009,
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Die Investitionen im Schweinesektor boomen
Die AbL suchte und fand eine Position als Reaktion auf die Industrialisierung des Schweinesektors

Von Marcus Nürnberger


In der Vergangenheit war Wachstum Schweinesektor davon geprägt, dass der einzelne Betrieb sich vergrößerte. Die Strukturen waren zum einen bäuerlich, in weiten Bereichen aber auch durch mittelständische Betriebe gekennzeichnet. Erst seit kurzer Zeit gewinnt eine industrielle Form der Schweinehaltung immer mehr an Bedeutung. Schon seit längerem ist der Schweinebereich geprägt von einer immer weiter zunehmenden Rationalisierung und einer fortschreitenden Teilung der einzelnen Arbeitsschritte: Sauenhaltung, Abferkeln, Mast. In Erzeugerringen fanden derartige Entwicklungen regional statt. Inzwischen ist eine derartige Arbeitsteilung aber auch auf internationaler Ebene entstanden. Ausgelöst durch strukturelle Veränderungen entwickeln sich die Niederländer und die Dänen zu Ferkelproduzenten, während die Mast in Deutschland stattfindet.


Konzerne statt Bauernhöfe

Vor allem in den neuen Bundesländern ist zu beobachten, dass Investitionen und Neubauten von Schweineställen vermehrt von einem Unternehmen an verschiedenen Standorten durchgeführt werden. Die Investoren kommen oftmals aus den Niederlanden. Auch der Einfluss der wenigen weltweit agierenden Zuchtunternehmen wie PIC (Pig Improvement Company), Euribrid oder Topigs, wächst kontinuierlich und reicht bis weit m den Produktionsprozess. Die steigende Abhängigkeit der Produzenten ergibt sich auch aus den Finanzierungsmodellen neuer Ställe. In Dänemark beispielsweise genügt ein Eigenkapitalanteil von 5 Prozent. Eine Entwicklung, ähnlich der im Geflügelbereich, mit einer steigenden Zahl von Vertragsmästern, die ihre unternehmerische Eigenständigkeit weitgehend abgegeben haben. Die Investoren profitieren unter anderem vom Paragraph 35, dem privilegierten Bauen im Außenbereich. Nicht selten weckt dies den Unmut der Bevölkerung vor Ort, wenn eine industrielle Massentierhaltungsanlagen, auf der grünen Wiese entsteht. In einer wachsenden Zahl von Gemeinden und Kommunen wird der Paragraph 35 daher kritisch betrachtet. Dabei ist er für die bäuerliche Landwirtschaft von existenzieller Bedeutung. Viele Betriebe in den Dörfern haben nur wenig bis keine Spielräume, den Betrieb baulich weiter zu entwickeln, und sind darauf angewiesen, im Außenbereich ohne Änderungen der Flächennutzungspläne zeitnah eine Baugenehmigung zu erhalten.

In der Konsequenz fordert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft gemeinsam mit einem Bündnis aus Tier- und Umweltschutzgruppen das Privileg für den Bau im Außenbereich auf die bäuerliche flächengebundene Tierhaltung zu begrenzen und solche Stallanlagen vom Bauprivileg ausschließen, die eine Umweltverträglichkeitsprüfung erfordern. Bewusst hat man diese Grenze von 2.000 Schweinen gewählt, auch wenn sich die Haltungsbedingungen nicht von denen mit 3 oder 4 tausend unterscheiden. "Es geht hierbei vor allem um die Möglichkeit für die Betriebe, zurückbauen zu können, um artgerechte Haltungsbedingungen einzuführen", so Eckehard Niemann. Dass die Haltungsbedingungen weiter ausdifferenziert werden müssen machte Helmut Peters, Neuland-Sauenhalter aus Mecklenburg-Vorpommern deutlich: "In der Tierschutznutztierhaltungsverordnung sind die Bedingungen einer artgerechten Haltung aufgeführt. Diese müssen konkretisiert werden, damit sie in der Praxis eindeutig anzuwenden sind." Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Qualität des Arbeitsplatzes, der auch durch die Vielfältigkeit der Arbeiten mitbestimmt wird.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 328 - Dezember 2009, S. 14
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2010