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LANDWIRTSCHAFT/1450: Freihöfe greifen Wurzeln des US-Trends auf (aid)


aid-PresseInfo Nr. 3 vom 19. Januar 2011

Risiken mindern - Gemeinschaftsgefühl stärken

Freihöfe greifen Wurzeln des US-Trends auf


(aid) - Solidarität und geteiltes Risiko ist der Ursprungsgedanke von so genannten "Freihöfen", die in Deutschland nach weiterer Verbreitung streben.

Das Prinzip: Es werden landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaften gebildet, deren Existenz von einer großen Hofgruppe sichergestellt wird. Ein Freihof vereint die auf dem Hof arbeitenden und lebenden Familien mit Menschen, die nicht auf dem Hof leben.

In den USA hat sich die vor 20 Jahren aufkommende Idee inzwischen leicht gewandelt. Anfangs bildeten die Mitglieder der "Community Supported Agriculture" (CSA) einen Geldpool, kauften eine Farm, heuerten einen Betriebsleiter an und jeder bekam einen Anteil an dem, was die Farm jedes Jahr produzierte. Das Prinzip des geteilten Risikos war nicht nur die Basis für ein starkes Gemeinschaftsgefühl, sondern stellte für die Mitglieder auch die Versorgung mit frischen Produkten sicher.

Auch bei den deutschen Freihöfen bzw. Gemeinschaftshöfen oder Wirtschaftsgemeinschaften, stehen die dauerhafte Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und das (finanziell) gemeinsame Betreiben eines Hofes im Vordergrund. Diese Art, Landwirtschaft solidarisch zu betreiben wird dann als "Freihof" bezeichnet, wenn mindestens 50 Prozent der Erzeugnisse von der Hofgemeinschaft verbraucht werden. Die Hofgemeinschaft zahlt die Mitgliedsbeiträge im Voraus und trägt damit die Risiken mit. Dafür bekommt sie im Gegenzug die Produktpalette gratis. Während es in Deutschland derzeit erst acht Freihöfe gibt, werden in den USA bereits zwei Millionen CSA Farmen betrieben. Jedoch hat sich in der US-Praxis im Laufe der Zeit einiges geändert:

Inzwischen ist CSA zu einem populären Weg für "buy local" - dem regionalen Einkauf - geworden. Die Farmer bieten den Konsumenten eine Anzahl von "Anteilen" in Form einer Gemüsebox an. Mit dem Kauf erwirbt der Kunde eine Mitgliedschaft und abonniert gleichzeitig die wöchentliche Füllung der Box. Was bleibt ist die Vorauszahlung und damit die Risikobeteiligung. Bei der "Freihof-Idee" geht es über das Abo hinaus auch um die Ökologie: die Einsparung fossiler Energie sowie um die Schonung von Böden, Gewässern und Klima. Es geht auch um die Schaffung sozialer Netzwerke, die Ernährungssicherheit und -souveränität herstellen. Der Wunsch nach einer Bewegung, die die Ernährung der Bevölkerung aus der lokalen Landwirtschaft sicherstellen will, soll mehr sein als nur ein cleveres Marketinginstrument.

Friederike Heidenhof, www.aid.de

Hintergrund: "Freiheit durch Freihöfe" war der Titel der ersten Tagung im Oktober 2010 in Kassel. Der neuen Initiative, die für die Idee der Freihöfe eintritt, geht es um eine solidarische Landwirtschaft in Deutschland. Unter den 53 TeilnehmerInnen in Kassel waren auch Mitglieder der acht ersten Gemeinschaftshöfe in Deutschland.

Weitere Informationen:
http://www.localharvest.org/csa


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 3 vom 19. Januar 2011
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
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53123 Bonn
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E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2011