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VERBAND/1896: Bäuerliche Bewegungsspitze - zu den Wurzeln der neuen ABL-Vorsitzenden (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 362 - Januar 2013
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Bäuerliche Bewegungsspitze
Zu den Wurzeln der neuen AbL-Vorsitzenden

von Claudia Schievelbein



Sie sind eher "gute gebrauchte" der AbL und stehen dennoch als das neue Führungsduo dem Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft vor. Die Bundesvorsitzende Maria Heubuch macht den Job schon länger, seit sie aus dem Engagement vor Ort für eine bäuerliche Agrar-, besonders eine bäuerliche Milchpolitik Mitte der 90er Jahre den Schritt in die überregionale Ebene gewagt hat. Die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin weiß, wovon sie spricht, wenn es um die Situation kleiner Milchviehbetriebe in Grünlandregionen geht, schließlich bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Mann Franz und mit tatkräftiger Unterstützung der beiden erwachsenen Söhne Alexander und Michael einen Hof im württembergischen Allgäu mit 40 Kühen und 30 Hektar Grünland, einer kleinen Biogasanlage (18 KWh) und ohne Silagefütterung zwecks Emmentalerproduktion. Gleichzeitig hat sie immer schon den Blick über den Tellerrand geworfen, um die Anliegen aller bäuerlichen Betriebe nicht aus den Augen zu verlieren.


Grünland überall

Der neue Bundesvorsitzende an ihrer Seite kommt vom anderen Ende des Grünlands. Die Wilstermarsch im Süden Schleswig-Holsteins ist wie das Allgäu ohne Hügel, nur noch tiefer. Hier gehen die Kühe noch lange Zeit des Jahres auf die Weide, auch die 90 von Bernd Voß. 90 Hektar Grünland und 60 Hektar Acker wären im Allgäu ungewöhnlich viel, in Schleswig-Holstein sind sie es nicht. Die Milchpolitik hat die AbL-Vorsitzenden schon vor zehn, fünfzehn Jahren in Diskussionsrunden zusammengebracht. Für ihre Höfe - die sie konventionell bewirtschaften - haben sie beide jeweils individuelle Wege entwickelt, raus aus Abhängigkeiten und Rationalisierungsspiralen.


Bäuerliche Zukunft

Auch Bernd Voß hat sich nie nur mit Milch zufrieden gegeben. Politisiert durch die aufkeimende Anti-AKW-Bewegung, die den Bau des vor seinem Hoftor liegenden Kernkraftwerks Brokdorf verhindern wollte, wurde er schon früh ein Organisator von Widerstand und Selbsthilfe. Damals noch in der Landjugend war er Mitverfasser der ersten politischen Stellungnahme einer bundesweiten Jugendorganisation gegen die friedliche Nutzung der Atomkraft. Energie blieb neben Landwirtschaft Voßs Thema, er hat beides vererbt, sein Sohn hat mit 13 Jahren das Grünland und den Acker gemacht, jetzt mit 25 studiert er "erneuerbare Energien". Auch Bernd Voß hat landwirtschaftliche Wurzeln. Den elterlichen Hof übernahm sein Bruder, er begann, nach dem Landwirtschaftsstudium in Rendsburg, einen aufgegebenen Hof wieder zu beleben, weiß also auch um die Frage der Existenzgründung in der Landwirtschaft. Irgendwann in der Zeit "lag auf dem Küchentisch mal die Bauernstimme, mitgenommen von einer Veranstaltung", sagt der Norddeutsche schmunzelnd. Bernd Voß mischte sich ein, erst vor Ort für die Grünen im Kreistag, später im Wirtschafts- und Sozialausschuss der Europäischen Union (EWSA) und schließlich in der Landespolitik. Da war er auch schon Mitglied im AbL-Bundesvorstand. Zur Milchpolitik und der Energiewende, die ihn schließlich auch persönlich berühren - 2007 hat er mit 14 Berufskollegen eine grasbetriebene 500 KWh Biogasanlage gebaut - kamen der Erhalt der gentechnikfreien Landwirtschaft und nicht zuletzt die EU-Agrarpolitik als Themen dazu. Schaffen kann er all das, weil inzwischen zwei Mitarbeiter auf dem Hof sind. Vertritt man als grüner Landtagsabgeordneter bäuerliche Interessen, steht man auch mal allein da. Als AbL-Bundesvorsitzender ist die Gestaltung einer Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft eine Gemeinschaftsaufgabe.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 362 - Januar 2013, S. 16
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2013