Ipsos - Pressemitteilung vom 28. November 2019
Umfrage zur Wahl um SPD-Vorsitz:
Neuausrichtung ja, aber nicht mit Scholz und Geywitz
- Mehrheit glaubt, dass Stichwahl wegweisend für Zukunft der SPD ist
- Mehr als jeder zweite SPD-Anhänger befürwortet GroKo-Fortsetzung
- Mehrheit ist überzeugt: Mit Scholz/Geywitz bleibt alles beim Alten
- Sechs von zehn SPD-Anhängern fordern 'linkeres' Profil
- Nur eine Minderheit wünscht sich sofortiges GroKo-Aus
Hamburg, 28. November 2019 - Die Mehrheit der Deutschen (57%) glaubt, dass der Ausgang der laufenden Mitgliederbefragung über den neuen Parteivorsitz für die Zukunft der SPD entscheidend sein wird. Unter SPD-Anhängern sind sogar drei von vier Befragten (73%) dieser Überzeugung, so das Ergebnis einer aktuellen Ipsos-Umfrage. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, in welche Richtung das künftige Führungsduo die Partei lenken soll.
Mehr als vier von zehn Deutschen (42%) sind der Ansicht, dass sich die neue Parteispitze dafür einsetzen sollte, dass die Große Koalition bis zur nächsten Bundestagswahl fortgesetzt wird. Vor allem Anhänger der CDU (72%) und CSU (73%) sehen dies so. Doch auch bei Sympathisanten der SPD (57%) überwiegt der Anteil derer, die sich eine Fortsetzung der Regierungsarbeit erhoffen.
Eine etwa ebenso große Mehrheit der SPD-Anhänger (56%) ist allerdings auch der Meinung, dass sich die Sozialdemokraten politisch und ideologisch weiter links positionieren müssen, um in der Gunst der Wähler wieder zu steigen. Deutschlandweit sagen vier von zehn Befragten (42%), dass die SPD ihr Profil als linke Volkspartei schärfen sollte, um in Zukunft wieder Wahlen zu gewinnen - am häufigsten stimmen dem Sympathisanten der Linken (76%) zu. Doch selbst unter CDU- (36%) und CSU-Anhängern (48%) ist diese Meinung weit verbreitet.
Dementsprechend groß ist die Skepsis gegenüber dem Kandidatenduo Olaf Scholz und Klara Geywitz. 56 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass in der SPD alles beim Alten bleiben wird, wenn dieses Duo die Stichwahl um den Parteivorsitz gewinnen sollte. Bei Unterstützern der SPD (59%) ist diese Befürchtung sogar noch etwas ausgeprägter als im Bundesdurchschnitt.
Gespaltener Meinung sind die Deutschen bei der Frage, ob die SPD nach der Wahl der neuen Parteivorsitzenden die Regierung sofort verlassen sollte. Mehr als jeder dritte Befragte (37%) befürwortet einen Ausstieg der Sozialdemokraten aus der Koalition, 43 Prozent der Bundesbürger favorisieren zumindest vorerst einen Verbleib der SPD in der Bundesregierung. Auch unter SPD-Anhängern fordern 37 Prozent ein vorzeitiges Aus der Koalition, allerdings liegt hier der Anteil der GroKo-Befürworter deutlich höher als im Bundesdurchschnitt (54%).
Dr. Robert Grimm, Leiter der Ipsos Sozial- und Politikforschung, sieht im möglichen Sieg des favorisierten Kandidatenduos Scholz/Geywitz einen Aufstieg der Interimsmanager: »Die SPD steht vor einem Scheideweg: Anhänger (und Gegner) der Sozialdemokraten wünschen sich ein geschärftes ideologisches Profil der Partei links der Mitte - mit der Erwartung, sich klar vom jetzigen Koalitionspartner (und von der alten SPD) zu distanzieren. Nur so könne die Gunst der Wähler zurückgewonnen und die SPD wieder zur Volkspartei werden. Die gegenwärtig laufende ?Schicksalswahl? ist jedoch ein eher schüchterner Startschuss für den lang herbeigesehnten Veränderungsprozess. Nur eine Minderheit wünscht sich aktuell einen Bruch der Koalition, gleichzeitig steht das Spitzenduo Scholz/Geywitz für viele symbolisch für das Vergangene und eben nicht für die Zukunft. Die Deutschen sind sich einig: Scholz und Geywitz sind Interimsmanager, den eigentlichen Erneuerungsprozess werden andere tragen.«
Methode:
Repräsentative Online-Umfrage mit dem Ipsos Overnight Omnibus unter 1.072
Personen ab 16 Jahren in Deutschland. Feldzeit: 25. bis 26. November 2019.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2019
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