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INNEN/1700: Integrationsbeirat fordert Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Pressemitteilung vom 27. April 2012

Integrationsbeirat fordert Paradigmenwechsel in der
Einwanderungspolitik

"Deutschland braucht eine überzeugende Willkommensbotschaft und Akzeptanzkultur"



Der Bundesbeirat für Integration hat einen Forderungskatalog für einen gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik vorgelegt. Angesichts eines massiven Rückgangs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter spricht sich der Beirat für eine überzeugende Willkommensbotschaft und Akzeptanzkultur aus, um ausländische Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft an Deutschland zu binden.

Erarbeitet wurde der Beschluss von der Arbeitsgruppe 5 des Beirats "Dimensionen der Integrationsförderung - Zuwanderung und Integration" unter Leitung von Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit. Heinrich Alt überreichte den Katalog heute Staatsministerin Maria Böhmer, der Vorsitzenden des Integrationsbeirates. "Deutschland gilt trotz guter Bildungsangebote, Infrastruktur oder Lebensqualität bei ausländischen Fachkräften als wenig attraktiv. Bei dem internationalen Wettbewerb um kluge Köpfe verliert Deutschland an Boden. Wir brauchen eine größere gesellschaftliche Offenheit, wir müssen mehr Herz als die kalte Schulter zeigen. Dafür brauchen wir eine Mentalitätsveränderung. Weg von der Unkultur des Anwerbestopps hin zur Einladung nach Deutschland", betonte Heinrich Alt. Staatsministerin Maria Böhmer erklärte: "Angesichts des demografischen Wandels liegt die Zukunft unseres Landes in der Vielfalt. Um dies allen in der Gesellschaft zu vermitteln, unterstütze ich den geforderten Ausbau einer Willkommens- und Begegnungskultur. Im Umgang mit Migranten und Zuwanderern ist ein Paradigmenwechsel notwendig: weg von der Defizit- hin zur Potentialorientierung. Um die Mentalitätsveränderung zu erreichen, sind alle gefordert: die Politik, die Botschaften und Konsulate in den Herkunftsländern, die Behörden in Deutschland, die Arbeitgeber und Gewerkschaften, die Schulen und jeder Einzelne.

Zugleich ist es von zentraler Bedeutung, Zuwanderung und Integration zusammen in den Blick zu nehmen. Wir dürfen nicht die Fehler vergangener Jahrzehnte wiederholen, als sich nur um die einzelne Arbeitskraft, aber nicht um den Menschen gekümmert wurde. Zur Integration gehört mehr als ein Arbeitsplatz. Das gilt auch für Fachkräfte!" Kernpunkte des Beschlusses sind:

• Ohne qualifizierte Zuwanderung entstehen für die deutsche Wirtschaft nachhaltig negative Folgen.
• Das Standortmarketing in ausländischen Medien muss intensiviert werden.
• Städte- und Regionalpartnerschaften müssen stärker wirtschaftsorientiert genutzt werden.
• Das Ausländer- und Zuwanderungsrecht muss sich zu einem einwanderungsfreundlichen Recht in Diktion und Inhalt entwickeln.

Der Beiratsbeschluss definiert drei Etappen einer gelebten Willkommenskultur:

Vorintegration im Herkunftsland, Erstintegration bei Ankunft und Etablierung in Deutschland. Zur Verbesserung der Vorintegration schlägt der Beirat vor:

• Unbefristete Aufenthaltstitel für ausländische Absolventen deutscher Hochschulen.
• Die Ausweitung des deutschen Auslandsschulwesens ist ein wesentlicher Schlüssel, um junge ausländische Fachkräfte frühzeitig für eine Ausbildung in Deutschland zu gewinnen.

Erstintegration im Sinne einer Willkommenskultur bedeutet u.a.:

• Ankömmlinge erhalten ein Gesamtpaket ("Welcomepackage") zu allen wichtigen Bereichen des täglichen Lebens inklusive Lösungswege und Ansprechpartner.
• Einrichtung eines "Welcome-Center" in Zuwanderungsregionen, in denen die für eine Betreuung erforderlichen Anlauf- und Beratungsstellen gebündelt sind.

Für eine Etablierung in Deutschland bieten sich laut Beiratsbeschluss nachhaltige Aktivitäten und Maßnahmen auf lokaler Ebene an (z.B. regelmäßige Integrationsfeste, Integrationspreise). Die Empfehlungen des Beirats finden Sie als Kurz-Zusammenfassung und in ausführlicher Form auf unserer Homepage www.integrationsbeauftragte.de.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. April
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2012