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MILITÄR/917: Autonome Killerroboter in der Entwicklung - Internationales Verbot gefordert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. November 2012

Menschenrechte: Autonome Killerroboter in der Entwicklung - Organisationen fordern internationales Verbot

von Thalif Deen



New York, 20. November (IPS) - Die USA setzen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zunehmend auf Drohnen, die jedoch wegen ihrer 'Kollateralschäden' - dem Tod unschuldiger Zivilsten - umstritten sind. Eine noch größere Gefahr geht von vollautonomen Killerrobotern aus, die als Kriegstechnologie der Zukunft gelten. Menschenrechtsgruppen wie 'Human Rights Watch' (HRW) und der 'International 'Human Rights Clinic' (IHRC) der 'Harvard Law School' fordern die Ächtung solcher Waffen, noch bevor sie produziert und eingesetzt werden können.

Während Drohnen noch vom Menschen gesteuert werden, wird die neue Generation der unbemannten Flugobjekte in künftigen Kriegen ihre Ziele selbst orten und abschießen, wie HRW und IHRC in einem neuen gemeinsamen Bericht warnen. Das mache sie mit dem geltenden humanitären Recht unvereinbar.

Auf die Frage nach den Chancen eines UN-Verbots meinte Goose, Leiter der HRW-Waffenabteilung, gegenüberüber IPS, dass viele Regierungen über den Entwicklungsstand der Killerroboter nicht auf dem Laufenden seien. Aus diesem Grund gelte es zunächst Aufklärungsarbeit zu leisten. "Doch sind wir überzeugt, dass die offensichtliche und unstrittige Unverträglichkeit dieser künftigen Waffen mit dem humanitären Völkerrecht und eine zu erwartende gesellschaftliche Ablehnung dazu führen werden, dass die Killerroboter in naher Zukunft geächtet werden."

Dem Report 'Losing Humanity: The Case Against Killer Robots' zufolge hätte der Einsatz der Kriegsflugzeuge verheerende Folgen. Abgesehen davon, dass die unbemannten Flugobjekte ihre Aufträge ohne Rücksicht auf Verluste durchführen würden, ergäbe sich die Schwierigkeit, jemanden für die von den Killermaschinen verursachten Todesfälle zur Verantwortung zu ziehen. Dadurch würden die rechtlichen Möglichkeiten, künftige Verstöße zu unterbinden, entschieden geschwächt.

Maschinen die Macht zu geben, auf dem Schlachtfeld über Leben und Tod zu entscheiden, gehe zu weit, so Goose. Die menschliche Kontrolle von Roboterwaffen sei wichtig, um die Gefahr zu minimieren, dass Zivilisten getötet und verletzt würden.


Vorstufen in der Entwicklung

Die vollautomatisierten Flugmaschinen sind zwar noch nicht entwickelt, und Großmächte wie die USA haben auch noch nicht entschieden, ob sie diese Technologie einsetzen werden, heißt es in dem Bericht. Doch werden in den hochgerüsteten Ländern bereits Vorstufen entwickelt, die den Trend erkennen lassen, dass die neuen Kampfmaschinen autonomer werden sollen.

Die USA sind bislang führend bei der Entwicklung von Killerrobotern. Aber auch andere Länder wie China, Deutschland, Israel, Südkorea, Russland und Großbritannien sind interessiert. "Viele Experten gehen davon aus, dass die volle Autonomie von Waffen in spätestens 20 bis 30 Jahren erreicht sein wird", berichtet HRW und fordert die Staaten auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Entwicklung, Produktion und den Einsatz solcher Waffen auf nationalem Boden zu verhindern.

Zu den Kriegssystemen, die bereits vor ihrer umfangreichen Produktion oder einem Einsatz international geächtet werden konnten, gehören blind machende Laserwaffen. "Auch die Killerroboter sind mit internationalem humanitärem Recht unvereinbar und sollten deshalb verboten werden", erklärte Goose. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://www.hrw.org/reports/2012/11/19/losing-humanity-0
http://www.ipsnews.net/2012/11/rights-groups-call-for-ban-on-futuristic-killer-robots/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. November 2012