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SICHERHEIT/064: Diskussion über Perspektiven zukünftiger Friedenspolitik (forumZFD)


Forum Ziviler Friedensdienst e. V. - Pressemitteilung vom 4. Mai 2011

Konsens über Konfliktbearbeitung

Bundestagsabgeordnete diskutierten in Bonn über Perspektiven zukünftiger Friedenspolitik


Bonn. 4. Mai 2011. Auf Einladung der Akademie für Konflikttransformation des Forum Ziviler Friedensdienst diskutierten Fachpolitiker von CDU, FDP, Grünen und der Linken am 28. April über den Zivilen Friedensdienst. Die Podiumsveranstaltung fand im Rahmen der zweitägigen internationalen Konferenz "Conflict Transformation - Ambitions and Reality" in Bonn statt. Etwa 140 Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten Theorien und praktische Erkenntnisse der internationalen Friedensarbeit.

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages waren sich darin einig, dass die zivile Krisenprävention insgesamt und der Zivile Friedensdienst als ein wichtiger Teil davon - gegenwärtig ein politisches Nischendasein fristen und dringend ausgebaut werden müssen.

Der Vorsitzende des Unterausschusses für zivile Krisenprävention und vernetzte Sicherheit, Joachim Spatz (FDP), wies darauf hin, dass es an der Zeit ist, eine Strategie für zivile Krisenprävention zu erarbeiten. Sein Kollege Roderich Kiesewetter (CDU) wandte sich direkt an die Anwesenden mit der Aufforderung, die Zivilgesellschaft müsse der Politik konkrete Forderungen und Argumente unterbreiten. So könnten sich die Fachpolitiker im zuständigen Unterausschuss auch in den Haushaltsverhandlungen besser für die zivile Krisenprävention einsetzen. Der Verteidigungspolitiker der Linken, Paul Schäfer, mahnte, der ZFD dürfe kein Alibi im Rahmen einer militärisch dominierten Sicherheitspolitik sein. Ein Paradigmenwechsel sei nötig. Winfried Nachtwei, langjähriger Bundestagsabgeordneter der Grünen meinte, die strukturelle Unsichtbarkeit des Politikfeldes zivile Krisenprävention, sei nur durch ein gutes Maß an Skandalisierung zu überwinden. Zugleich müsse man immer wieder auf bereits erkennbare Erfolge hinweisen.

Die Debatte arbeitete auch die besonderen Chancen des Zivilen Friedensdienstes heraus. Nachtwei wies darauf hin, dass insbesondere die Friedensfachkräfte häufig detaillierte Einschätzungen einer Konfliktsituation geben können. Denn sie seien am dichtesten an den Betroffenen und könnten auch Friedenspotentiale als Erste benennen. Die oft mehrjährige Arbeit der Friedensfachkräfte in Konfliktregionen biete im Unterschied zu den kurzen Präsenzzeiten der Soldaten viele Vorteile. Das Podium war sich einig, dass diese Potenziale des ZFD auch in die Frühwarnung bei Konflikten und die Analysen im internationalen Engagement der Bundesregierung einfliessen müssen.

Teilnehmende im Publikum forderten, es brauche mehr Orte der strategischen Debatte über die zivile Krisenprävention. Ein solcher Ort war sicher die Konferenz in Bonn. Roderich Kiesewetter betonte zum Schluss, dass auch der Bundestag und insbesondere der Unterausschuss Orte für die strategische Diskussion sein sollten.

Mehr als 140 Expertinnen und Experten diskutierten Erfahrungen und Herausforderungen gewaltfreier Konflikttransformation. "Es ist höchste Zeit, die reichhaltigen Erfahrungen dieses relativ jungen Bereichs der zivilen Konflikttransformation in einem Dialog von Theorie und Praxis auszuwerten. Die große Resonanz bestätigt uns darin, dass in Politik, Wissenschaft und Praxis der Bedarf gesehen wird, dieses weitgehend unbeachtete Politikfeld weiter zu entwickeln.", bilanzierte Andreas Heinemann-Grüder, Leiter der Akademie für Konflikttransformation. In Kürze wird ein erstes Resumé der Tagung veröffentlicht. Zudem ist eine Buchpublikation mit Beiträgen der Veranstaltung geplant.


Das Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forumZFD) ist eine Dachorganisation von 38 Mitgliedsorganisationen und durch das Entwicklungsministerium anerkannte Entsendeorganisation. Es setzt sich für die Entwicklung ziviler Methoden der Konfliktbearbeitung und des Zivilen Friedensdienstes ein. Friedensfachkräfte des forumZFD sind in Projekten im westlichen Balkan, in Nahost, auf den Philippinen und in Deutschland tätig. In seiner Akademie für Konflikttransformation bildet das forumZFD Friedensfachkräfte aus, die weltweit in der Gewaltprävention und der Friedensförderung eingesetzt werden.

Die Kampagne '20 Millionen mehr vom Militär' fordert den Ausbau des Zivilen Friedensdienstes. Das forumZFD ist Initiator der Kampagne, die von zahlreichen Organisationen aus der Friedensbewegung unterstützt wird. Die Kampagne fordert von Bundesregierung und Bundestag eine Umwidmung von jährlich 20 Millionen Euro aus dem Verteidigungsetat für den Ausbau des Zivilen Friedensdienstes.

Weitere Informationen:
www.20millionen-mehr-vom-militaer.de


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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Mai 2011
Forum Ziviler Friedensdienst e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2011