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INTERNATIONAL/043: Myanmar - Weltbank-Arm IFC fördert Mikrokreditanstalt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2013

Myanmar: Weltbank-Arm IFC fördert Mikrokreditanstalt

von Carey L. Biron



Washington, 24. Januar (IPS) - Die zur Weltbankgruppe gehörende Internationale Finanz-Corporation (IFC) zur Förderung des Privatsektors hat Unterstützung für eine neue Mikrofinanzinstitution in Myanmar angekündigt. Aus der Initiative sollen spätestens 2020 rund 200.000 Menschen - vor allem weibliche Existenzgründer - Nutzen ziehen können.

Damit tätigt die IFC erstmals Investitionen in dem südostasiatischen Land, das auch unter dem Namen Burma bekannt ist. Obwohl Myanmar bereits Mitte der fünfziger Jahre Mitglied der IFC wurde, hat es bis zu den späten achtziger Jahren, als sich die meisten internationalen Finanzinstitutionen aus dem damals diktatorisch regierten Staat zurückzogen, kein Darlehen erhalten.

Nach zweijährigen pro-demokratischen Reformen richtete die Weltbank im vergangenen August jedoch wieder ein Büro in Yangun ein. Nun hat die in Washington ansässige IFC gemeinsam mit mehreren europäischen Finanzinstitutionen eine Einigung getroffen, um den Vorschlag einer kambodschanischen Bank zu unterstützen, ein neues Kreditprogramm für Klein- und Mikrounternehmen in Myanmar aufzulegen.

Mit Hilfe einer IFC-Finanzspritze von zwei Millionen US-Dollar soll 'ACLEDA MFI Myanmar', benannt nach der größten Bank in Kambodscha, spätestens Ende des Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Nach Angaben der IFC, die ACLEDA auch bei der Expansion in Laos unter die Arme gegriffen hat, richtet sich das Programm vor allem an Unternehmerinnen.

"Unsere Investition in eine Mikrofinanz-Institution ist ein guter Beginn unserer Unterstützung für die Wirtschaftsreformen in Myanmar. Wir wollen den Zugang zu Finanzmitteln verbessern, mehr Arbeitsplätze schaffen und die Armut in der Bevölkerung verringern", erklärte Sergio Pimenta, der IFC-Direktor für Ostasien und den Pazifikraum, am 23. Januar.


Ländlicher Mikrokreditbedarf von 470 Millionen Dollar

Das UN-Entwicklungsprogramm UNDP, das seit etwa 15 Jahren Mikrodarlehen in Myanmar vergibt, ging einer Schätzung 2011 davon aus, dass in ländlichen Regionen des Staates Bedarf an Krediten in Höhe von 470 Millionen Dollar bestehen könnte.

2009 wurde in dem Land mit Hilfe westlicher Staaten einschließlich der USA eine Mikrofinanz-Initiative gestartet. Offiziell begann die Kreditvergabe 2011, nachdem ein neues Gesetz in Kraft getreten war, das den Rahmen für den Mikrofinanzsektor in Myanmar absteckte. Wie aus dem jüngsten Jahresbericht des Programms 'Livelihoods and Food Security Trust Fund' (LIFT) hervorgeht, haben bisher schon etwa 1,1 Millionen Menschen - zwei Prozent der Bevölkerung - Darlehen erhalten.

Das LIFT-Programm unter Aufsicht der Vereinten Nationen hat vor allem die Aufgabe, Finanzmittel von Gebern zu kanalisieren. Das Ziel der neuen ACLEDA-Initiative besteht laut der IFC hingegen eher darin, anderen internationalen Organisationen, die Mikrokredite im privaten Sektor bereitstellen, in Myanmar den Weg zu ebnen.

"Mit Hilfe von ACLEDA MFI Myanmar wird die IFC dabei helfen, das Mikrofinanzwesen in dem Land voranzubringen und sowohl Armen in Städten als auch in ländlichen Regionen besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen zu geben", erklärte Pimenta. "Das wird andere Akteure überzeugen, bezahlbare Mikrofinanzdienste in Myanmar effizient anzubieten."

Die Mikrofinanzierung ist ein relativ junger Geschäftszweig, der vor etwa 20 Jahren geschaffen wurde, aber erst in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Expansion erlebt hat. In der jüngeren Vergangenheit haben sich weltweit viele große Finanzinstitutionen an der Vergabe von Mikrokrediten beteiligt, die an verarmte Einzelpersonen, Gemeinschaften und Unternehmer gingen.

Zahlreiche Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit etwa 200 Millionen Menschen auf der ganzen Welt von Mikrofinanz-Programmen profitieren. Weitere zwei Milliarden Arme haben dagegen nach wie vor keinen Zugang zu solchen Finanzdienstleistungen.

Befürworter dieser Programme argumentieren, dass auf diese Weise Personen, die von den meisten Banken als nicht kreditwürdig eingestuft würden, an der Marktwirtschaft teilhaben könnten. Vor allem Frauen werde dabei geholfen, sich als Kleinunternehmerinnen selbstständig zu machen.


Skepsis an Entwicklungsförderung bei Gewinnorientierung

Kritiker geben jedoch zu bedenken, dass die Mikrofinanzierung trotz aller Erfolge bestenfalls als Weg gesehen werden könne, auf dem multinationale Finanzinstitutionen Zugang zu Teilen der Bevölkerung fänden, die normalerweise außerhalb ihrer Reichweite lägen. Sie warnen davor, dass gewinnorientierte Programme zumeist nur wenig dazu beitragen, die Entwicklung zu fördern und die Armut zu bekämpfen. Manchmal richteten sie mehr Schaden an, als sie Gutes bewirkten, lauten die Einwände.

Angesichts des bekanntermaßen wackeligen Finanzregulierungssystems in Myanmar erscheinen diese Gefahren dort als realistisch. Die führenden Akteure in der Mikrofinanz-Branche sind sich dessen durchaus bewusst. In einem aufgezeichneten Gespräch, das die IFC im Januar verbreitete, sagte Doris Kohn von der deutschen Bankengruppe KfW, dass die Mikrofinanzierung keine Wunderwaffe sei.

"Es hat einige schlechte Erfahrungen gegeben, die aber in jedem Wirtschaftszweig gemacht werden", sagte Kohn. "Und es gibt auch Akteure, die weniger verantwortungsvoll sind. Insgesamt betrachtet sollte dies aber nicht davon ablenken, dass enorme Fortschritte erzielt worden sind. Wir haben allerdings auch einige überhitzte Märkte gesehen, und manchmal führte der Wettbewerb zur Überschuldung von Kunden. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass eine Regulierung notwendig ist, um so etwas zu verhindern." (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www1.ifc.org/wps/wcm/connect/region__ext_content/regions/east+asia+and+the+pacific
http://www.ifc.org/ifcext/spiwebsite1.nsf/ProjectDisplay/SII32731
http://www.mm.undp.org/
http://www.kfw.de/
http://www.ipsnews.net/2013/01/ifc-to-fund-major-new-microfinance-institution-in-myanmar/

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IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2013