Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → FINANZEN


INTERNATIONAL/076: Afrika - UN-Wirtschaftskommission fordert Schuldenerlass für Ebola-Staaten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Februar 2015

Afrika: UN-Wirtschaftskommission fordert Schuldenerlass für Ebola-Staaten

von Lisa Vives


New York, 5. Februar (IPS) - Die UN-Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) hat die multilateralen Finanzorganisationen und die Regierungen aufgefordert, den Ebola-Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea ihre Schulden zu erlassen. Es sei wichtig, den drei Ländern die "Luft zum Atmen" zu geben, die sie bräuchten, damit sich ihre Volkswirtschaften erholen könnten.

Alle drei Länder gehören zu den 15 Schlusslichtern auf dem UN-Index zur menschlichen Entwicklung. "Westafrika braucht den Schuldenerlass", so auch Eric LeCompte, Geschäftsführer der Schuldenerlassorganisation 'Jubilee USA'. "Ein solcher Schritt wird sich nicht nur im Kampf gegen Ebola, sondern auch als nachhaltige Investition in den Gesundheitssektor der Ebola-Staaten auszahlen."

Die ersten Schuldenerlassforderungen waren bereits im letzten Jahr auf dem Höhepunkt der Ebola-Krise zu hören gewesen. Im November rief die Regierung in Washington dazu auf, den Ländern 100 Millionen US-Dollar zu erlassen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) zieht derzeit Hilfsmaßnahmen in Höhe von 300 Millionen Dollar in Erwägung, die auch einen Schuldenerlass beinhalten könnten.

Um einen Eindruck von dem ganzen Ausmaß der finanziellen Last zu vermitteln, die mit einer hohen Verschuldung einhergeht: Guinea, das Land, in dem Ebola zuerst ausgebrochen ist, hat mehr Geld für den Schuldendienst als für den öffentlichen Gesundheitssektor ausgegeben. Alle drei Staaten sind mit Armutsraten von mehr als 50 Prozent geschlagen.

Seit dem jüngsten Ebola-Ausbruch haben sich 22.000 Menschen mit dem gefährlichen Virus angesteckt, 9.000 sind daran gestorben. Seit einigen Wochen zeichnet sich indes ein Rückgang der Infektionsrate ab.


Erste Seren-Versuchsreihe

Im Rahmen einer US-liberianischen Zusammenarbeit werden seit 2. Februar in einer ersten Versuchsreihe zwei Impfstoffe an 600 Freiwilligen in einem Krankenhaus in Monrovia getestet. Entwickelt wurden die Seren von den Pharmariesen 'GlaxoSmithKline' und 'Merck'. An der Studie unter Leitung der 'U.S. National Institutes of Health' sollen insgesamt 27.000 gesunde Männer und Frauen mitwirken.

Der liberianische Gesundheitsexperte der Regierung, Fredrick Ketty, sprach von einer historischen Chance, Geschichte zu schreiben. "Ein kleines Land, das fast vollständig von Ebola ausgelöscht worden wäre, macht sich nun daran, die Welt zu retten", erklärte er.

Auch an anderer Front wird derzeit gekämpft. So hat die neue Leiterin der Afrika-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation, Matshidiso Moeti, angekündigt, die Reaktionsfähigkeit ihres Büros auf derartige Gesundheitsbedrohungen zu stärken.

Die 35-jährige Gesundheitsexpertin aus Botswana folgte Ende Januar Luis Gomes Sambo im Amt, dem vorgeworfen worden war, gerade in der Anfangsphase der Epidemie nicht angemessen reagiert zu haben. Moeti kündigte an, in einem ersten Schritt die Krisenreaktionsteams zu restrukturieren, zu vergrößern und effizienter zu machen.

"Die Ebola-Krise hat verdeutlich, dass die WHO-Kapazitäten in Afrika gestärkt werden müssen, sagte Peter Piot, ein Kritiker der WHO-Ebola-Politik und Mitentdecker des Ebola-Virus im ehemaligen Zaire, dem heutigen Kongo, im Jahre 1976. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Dr. Moeti eine Expertin für öffentliche Gesundheit ist, die das WHO-Regionalbüro in die Art der Institution umwandeln kann, die Afrika und die Welt brauchen." (Ende/IPS/kb/2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/02/u-n-body-demands-debt-cancellation-for-ebola-impacted-countries/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. Februar 2015
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang