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HEGEMONIE/1584: USA rüsten im Weltraum auf (SB)



Barack Obama, der ehemalige Senator aus Illinois, wächst immer besser in seine Rolle als predigender US-Präsident hinein. Es hat allerdings eines unbeliebten Vorgängers wie George W. Bush bedurft, um die Menschen hüben wie drüben des Atlantiks vom Neusprech der republikanisch angehauchten demokratischen US-Regierung einlullen zu lassen. Selbst eine Abschaffung der Atomwaffen stellte Obama in Aussicht, wohl wissend, daß er damit die Hoffnung vieler Menschen anspricht, ohne daß ernsthafte Aussicht auf Erfüllung bestünde.

Während sich die Politriege Washingtons nach außen hin um stetes Lächeln bemüht, werden hinterrücks die Messer gewetzt. Ungebrochen verfolgen die US-amerikanischen Kriegstreiber ihr Ziel der Globalhegemonie. "Full spectrum dominance" wird dies von den Militärs genannt, also volle Kontrolle zu Wasser, zu Lande, in der Luft und im Weltraum. Letztgenannter könnte sich in einen heißen Kriegsschauplatz wandeln. Die Zeichen stehen auf Sturm. Vom 1. Oktober an will die US-Luftwaffe nicht mehr wie bisher 300 aktive Satelliten im Weltall beobachten, sondern alle 800. Das verkündete Ende März Dusty Tyson, Leiter des National Security Space Office des US-Verteidigungsministeriums, auf einer Pressekonferenz in Colorado Springs. Als Vorwand für diese Entscheidung diente der mysteriöse Zusammenstoß des US-amerikanischen Iridium-33-Satelliten mit dem inaktiven russischen Satelliten Kosmos 2251 am 11. Februar dieses Jahres in rund 790 Kilometern Höhe. Der erste Zusammenstoß zwischen zwei Satelliten kommt dem Pentagon offensichtlich nicht ungelegen.

Die Überwachung aller 800 aktiven Satelliten erfordert Zugriff auf die Tracking-Daten sämtlicher staatlicher wie privater Satellitenbetreiber. Das brächte den USA neben der Aussicht auf Verbesserung ihres Einflußnahme auf die Wirtschaft (allein der kommerzielle und militärische Raumfahrtsektor der USA machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 257 Milliarden Dollar) vor allem auch einen militärischen Nutzen ein. Ähnlich wie der Atomwaffensperrvertrag dazu dient, andere Staaten von der Erlangung eigener nuklearer Zerstörungstechnologie abzuhalten, könnte ein Satellitenüberwachungsabkommen dafür sorgen, daß erst gar keine Konkurrenten im Ringen um Weltraumhegemonie aufkommen oder daß sie fest in bestehende Strukturen eingebunden und dadurch kontrollierbar werden.

Diese Woche verkündete US-Verteidigungsminister Robert Gates die Zahlen des nächsten Verteidigungshaushalts. Dabei werden etliche Streichungen und wenige Ausgabenerhöhungen vorgenommen. Zu letzteren gehört der Ausbau der Armada an Spionagesatelliten. Für das von Gates und US-Geheimdienstchef Dennis Blair aus der Versenkung hervorgeholte "2+2"-Programm werden mindestens zehn Milliarden Dollar zusätzlich aufgewendet. Mit insgesamt vier neuen Spionagesatelliten wollen die USA allen Widersachern im hegemonialen Ringen genau auf die Finger schauen.

Die Fähigkeit, im Weltraum manövrieren und dort Systeme zur Fernerkundung und Kommunikation installieren zu können, gewinnt in den Kriegen der Zukunft eine größere Bedeutung denn je. Umgekehrt läßt das massive Aufrüsten nicht nur der USA im Weltall darauf schließen, daß solche Kriege auch geführt werden sollen. Wie lange sie noch asymmetrisch bleiben, steht in den Sternen. Die zahlreichen Proteste von Menschen aus aller Welt aus Anlaß des NATO-Gipfels in der vergangenen Woche in Strasbourg und Kehl beweisen, daß sich viele Menschen gewahr sind, daß sich über ihren Köpfen etwas Lebensbedrohliches zusammenbraut.

9. April 2009