Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → KOMMENTAR

REPRESSION/1348: "Terrorverdächtige" wehrten sich gegen Isolationshaft in Supermax-Gefängnissen (SB)



Aus einem von der US-Regierung freigegebenen Memo des US-Justizministeriums aus dem Jahr 2006 (Washington Post, 28.08.2009) geht hervor, daß es sogenannte Terrorverdächtige trotz maximaler Isolation geschafft haben, in einem Supermax-Gefängnis in Colorado so viel Kontakt untereinander aufzubauen, daß sie einen Hungerstreik durchführen konnten. Von der US-Regierung betriebene Supermax-Gefängnisse sind Knäste der höchsten Sicherheitsstufe. In ihnen verbringen die Häftlinge 23 Stunden am Tag in Einzelzellen aus nacktem Beton, gerade zwei mal drei Meter groß, ohne Fenster, dafür mit Klo und Waschgelegenheit. Ihre eine Stunde Ausgang müsen sie allein in einem Drahtkäfig im Hof verbringen, der nicht viel größer als ihre Zelle ist. Wer in einer solchen Haftanstalt, von denen es mehrere Dutzend in den USA gibt, landet, ist praktisch lebendig begraben.

Dennoch haben einige angebliche Al Qaida-Mitglieder im Supermax-Knast Florence in Colorado gemeinsam Proteste gegen diese unmenschlichen Haftbedingungen organisiert, indem sie sich durch Klopfzeichen an Metallrohren verständigten, die durch die Zellen laufen. So schafften sie es, gemeinsam die Nahrung zu verweigern und sich gegen die Zwangsernährung zu wehren. In diesem Zusammenhang wurde bekannt, daß die CIA ihre in Isolationshaft sitzenden Häftlinge permanent mit lautem "weißen Rauschen" belegte, um zu verhindern, daß sie untereinander kommunizierten. Zudem hat sich herausgestellt, daß die CIA Häftlinge allein deshalb gefangen hielt, um zu verhindern, daß sie in der Öffentlichkeit über ihre Folterung berichteten.

Wie isoliert die Häftlinge in solchen Knästen sind, zeigt auch die Tatsache, daß über diesen Hungerstreik nichts an die Öffentlichkeit drang. Drei Jahre später wird in der Diskussion um die Frage, ob man die Insassen Guantanamos in Haftanstalten in den USA transferieren sollte, dieses Beispiel angeführt, um zu behaupten, daß die sogenannten Terrorverdächtigen zu gefährlich sind, als daß man sie ohne Risiko in Haftanstalten der höchsten Sicherheitsstufe einsperren könnte. Obwohl in den Supermax Prisons Schwerverbrecher der schlimmsten Art sitzen, die in Isolationshaft häufig Psychosen entwickeln, sollen Terrorverdächtige, gegen die man nicht einmal ein Gerichtsurteil erwirkt, weil dann deutlich würde, daß sie zu Unrecht verschleppt und inhaftiert wurden, hinter unüberwindlichen Betonwänden eine Gefahr für die Allgemeinheit sein. Sehr viel wahrscheinlicher ist wohl, daß die US-Regierung ihren Widerstand gegen die ihnen angetane Freiheitsberaubung und Isolationsfolter fürchtet.

30. August 2009