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FLUCHT/004: Mali - Flüchtlinge bringen Nachbarländer in Schwierigkeiten, Vorräte reichen nicht aus (IPS)



IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Februar 2012

Mali: Flüchtlinge bringen Nachbarländer in Schwierigkeiten - Vorräte reichen nicht aus

von Grit Porsch

Berlin, 10. Februar (IPS) - Die seit Tagen zu Tausenden vor den andauernden Kämpfen zwischen Tuareg-Rebellen, Regierungssoldaten und ehemaligen libyschen Kämpfern nach Niger, Mauretanien, Burkina Faso und Guinea fliehenden Malier bringen ihre Gastgeber in Bedrängnis. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind im westlichen Niger die ohnehin schon unter Lebensmittelmangel leidenden Dörfer um Tillabéri mit der Versorgung der Flüchtlinge überfordert.

Frank Kuwonu vom UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA) in Niamey berichtet, dass allein in der Kleinstadt Chinégodar mit 1.500 Einwohnern etwa 7.000 Menschen aus Mali Zuflucht suchen. Mitarbeiter des IKRK bemühen sich derzeit, die Flüchtlinge vor Ort mit dem Notwendigsten zu versorgen. Sie reparieren Pumpen, verteilen Decken, Zeltplanen und Lebensmittel. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sorgt mit einer Krankenschwester, Medikamenten und Material für die medizinische Notversorgung.

Wie der UN-Informationsdienst IRIN berichtet, haben die Tuareg-Rebellen von ehemaligen Libyen-Kämpfern neue Waffen erhalten. Ihre Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad kämpft für einen eigenen, unabhängigen Staat mit den Nordregionen Gao, Kidal und Timbuktu.


Anstieg der Hirsepreise

"In Chinégodar reichen die Vorräte von drei Tonnen Hirse nicht einmal zur Versorgung der eigenen Bevölkerung", erklärte Frank Kuwonu. Der Preis für 100 Kilo Hirse sei seit dem vergangenen Jahr von umgerechnet 40 auf 50 US-Dollar gestiegen.

Die Region Tillabéri gehörte zu den am schlimmsten von der letztjährigen Hungersnot im Niger betroffenen Gebieten. Obwohl noch keine genauen Zahlen vorliegen hatte die Regierung in Niamey Ende vergangenen Jahres geschätzt, dass die Hälfte der Bevölkerung auch in diesem Jahr nicht genug zu essen haben wird.

Das IKRK in Mali berichtete von einer unbekannten Zahl malischer Flüchtlinge, die in Burkina Faso und Guinea Zuflucht suchen. Nach Angaben der panafrikanischen Nachrichtenagentur 'panapress' sind etwa 6.000 Malier aus der nördlichen Timbuktu-Region ins mauretanische Fassala Néré geflohen. Nach Angaben der lokalen Nichtregierungsorganisation 'Association for Research an Development in Mauretania' sind viele Flüchtlingskinder stark unterernährt.

In ganz Mauretanien sind derzeit mehr als 700.000 Menschen vom Hunger bedroht, im Niger sind es sogar 5,4 Millionen einschließlich drei Millionen Kinder, wie eine neue nationale Umfrage belegt. Nach Angaben von Eric-Alain Ategbo, dem Chefernährungsexperten im Niger-Büro des Weltkinderhilfswerks UNICEF in der Hauptstadt Niamey leiden derzeit rund 330.000 nigerianische Kinder unter akuter Unterernährung. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.msf.org/
http://www.icrc.org/
http://www.unhcr.org/
http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=94803
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106649

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 10. Februar 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2012