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LAIRE/1082: Vermehrter Drohneneinsatz bei asymmetrischer Kriegführung (SB)


US-Luftwaffe bildet inzwischen mehr Piloten für Drohnen als für Bomber und Kampfjets aus


Die Kriegführung des 21. Jahrhunderts wird mit immer weniger Kampfpiloten auskommen. Genauer gesagt, sie werden sich nicht mehr selbst in die Luft begeben müssen. Unbemannte Drohnen treten an die Stelle von Kampfjets und Bombern. Auch die Bundeswehr schafft sich eine Flotte UAVs - unmanned aerial verhicles - an. Auf diesem militärtechnologischen Gebiet sind allerdings die Vereinigten Staaten führend. Obwohl regelmäßig in der Presse darüber berichtet wird, wenn wieder einmal Aufständische oder unbewaffnete Dorfbewohner in Afghanistan oder im Nordwesten Pakistans von einer US-Drohne getötet wurden, hat sich die fundamentale technologische Verschiebung innerhalb der Luftwaffe doch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzogen.

In diesem Jahr wird die U.S. Air Force erstmals mehr Piloten, die am Boden bleiben und von dort aus Fluggeräte lenken, ausbilden als Kampfpiloten, die in den Bombern oder Kampfjets sitzen, die sie fliegen. Das berichtete am vergangenen Freitag General Stephen R. Lorenz, Befehlshaber des Air Education and Training Command der US-Luftwaffe, laut einem Bericht der Washington Post. [1]

Gegenwärtig steuern die Luftwaffenpiloten von den Vereinigten Staaten aus Drohnen vom Typ Predator und Reaper über Irak und Afghanistan in 35 simultanen Orbits. Rund um die Uhr. In zwei Jahren sollen 50 Drohnen zeitgleich in der Luft sein. Bislang wird jedes unbemannte Fluggerät von einem Piloten gelenkt, dem zwei Analysten zugeordnet sind. Sie sitzen im Operationszentrum, der Luftwaffenbasis Creech in Nevada, oder einem von fünf weiteren Zentren in North Dakota, Bundesstaat New York, Arizona, Texas und Kalifornien.

Der Typ Predator liefert simultan zehn Videobilder. Die neueste Version des Reapers soll bis zu 30 simultane Videobilder an die Bodenkontrolle schicken. Die Signale werden nicht nur von einer der Luftwaffenstützpunkte in den USA empfangen, sondern auch von den Soldaten vor Ort, die mit Receivern vom Typ Rover ausgestattet sind und darüber die Videobilder auswerten können.

Künftige Versionen des Reapers werden noch mehr und präzisere Bilder liefern, laufend eine größere Fläche abdecken und schwerer bewaffnet sein. Darüber hinaus strebt die US-Luftwaffe an, daß ab 2013 jeder Pilot drei Reapers gleichzeitig steuern kann, im Krisenfall sogar vier.

Der Trend, bemannte Fluggeräte durch Drohnen zu ersetzen, hat weniger mit der technologischen Weiterentwicklung zu tun, denn UAVs gab es bereits im Zweiten Weltkrieg, sondern damit, daß der Ost-West-Konflikt 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion beendet wurde und die NATO-Staaten neue Feindbilder erfunden haben, um unter diesem Vorwand die Aufrechterhaltung und Erweiterung ihrer Militärapparate zu rechtfertigen. Seitdem werden Gegner in Schach gehalten oder bekämpft, die nicht mal annähernd gleichwertig sind und sich nicht wehren können. Die Taliban und Kämpfer der Al-Qaida verfügen über keinerlei Luftverteidigung und können sich vor den Luftangriffen immer nur verstecken, falls ihnen die Chance dazu eingeräumt wird. Gleiches gilt für die Aufständischen im Irak, die weder die Besatzung noch das von den Besatzern eingesetzte Marionettenregime anerkennen.

Auf bemannte Kampfjets werden die Militärs auch in Zukunft nie vollständig verzichten, da sie es mit einem Gegner zu tun bekommen können, der kein so leichtes Opfer ist. Gut vorstellbar, daß die Einkreisungsstrategie des Kriegsbündnisses NATO gegen Rußland zu militärischen Auseinandersetzungen führen wird, wie sie Südossetien und Georgien vor einem Jahr erlitten haben. Im Falle der Kaukasusrepublik waren die NATO-Staaten nicht offen aufgetreten, aber sie haben das Land aufgerüstet und militärisch beraten, ungeachtet des seit Beginn der 1990er Jahre umstrittenen Statusfrage von Abchasien und Südossetien, die der georgische Präsident Saakaschwili mit seinem Angriffsbefehl am 7. August 2008 "heimholen" wollte.

Somit bleibt zu vermuten, daß die überwiegende Ausbildung von UAV-Piloten bedeutet, daß sich der Trend zum Einsatz von Kampfdrohnen in den nächsten Jahren fortsetzen wird, weil unter anderem die NATO-Staaten einen symmetrischen Krieg gegen annähernd ebenbürtige Gegner vermeiden, die gewaltsame Unterwerfung militärisch deutlich unterlegener Konfliktparteien jedoch nicht aufgeben wollen.


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Anmerkungen:

[1] "Air Force Training More Pilots for Drones Than for Manned Planes", Washington Post, 11. August 2009, www.washingtonpost.com

12. August 2009