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AFRIKA/1810: Israelische Luftwaffe zerstörte Konvoi in Sudan (SB)


Machtanmaßung Israels mit Rückendeckung der USA

Vermutlich 39 Menschen verschiedener Nationalität liquidiert


Bei einer Nacht- und Nebelaktion Anfang Januar dieses Jahres hat die israelische Luftwaffe einen Konvoi mit 17 Lastwagen nahe der nordsudanesischen Hafenstadt Port Sudan angegriffen und restlos zerstört. Dabei kamen vermutlich 39 Personen aus Sudan, Eritrea und Äthiopien ums Leben. Angeblich wurden mit dem Konvoi Waffen transportiert, die für die Hamas im Gazastreifen bestimmt waren. Doch das ist pure Spekulation. Das israelische Verteidigungsministerium hat den Vorfall weder bestätigt noch geleugnet.

Die Medienberichterstattung über die Aktion, die der US-Fernsehsender CBS am 26. März unter Berufung auf US-amerikanische Regierungskreise erstmals ins Gespräch brachte, stützt sich hinsichtlich des Angriffsziels auf bloße Interpretationen. Und die spiegeln nicht zuletzt das Wunschdenken derjenigen wieder, die sie verbreiten. In diesem Fall lautet die gängige Interpretation: Die Israelis werden einen guten Grund für ihren Angriff auf einen souveränen Staat gehabt haben, vermutlich wurden in dem Konvoi iranische Mittelstreckenraketen transportiert, mit denen die Hamas Tel Aviv hätte angreifen können.

Diese Deutung der dünnen Sachlage entspricht offenbar dem Wunsch, den israelischen Militärs eine gewisse Vernunft in ihrem Tun zuzuschreiben und den Vorfall legitim erscheinen zu lassen. Das ist insofern seltsam, als daß sich beim Massaker unter den Palästinensern im Gaza-Streifen, das zeitgleich mit dem Angriff auf Sudan erfolgte, gezeigt hat, mit welch dämonenhafter Unbeteiligtheit und Kälte israelische Soldaten gegen die eingekesselte Bevölkerung vorgerückt sind, wie sie Kinder als menschliche Schutzschilde mißbraucht und Menschen in den Rücken geschossen haben. Israelische Soldaten warfen Phosphor- und Splitterbomben auf die ausgehungerten und medizinisch dramatisch unterversorgten Palästinenser. Dieser Armee muß jedes, aber auch wirklich jedes Augenmaß abgesprochen werden. Wer auch immer in Sudan beschossen wurde - zu unterstellen, daß es "gute" Gründe dafür gab, ist infam.

Der Angriff der israelischen Luftwaffe gegen Menschen auf sudanesischem Territorium dürfte auf höchster Ebene mit der US-Regierung abgesprochen gewesen sein. Israel wird nachgesagt, daß es in den letzten Jahren mehrmals Angriffe und Attentate im Ausland verübt hat. Bestätigt wurde das von Tel Aviv nicht. Mit so etwas haben die US-Militärs keine Probleme. Ein US-Kriegsschiff feuerte 1998 dreizehn Cruise Missiles auf die sudanesische Medikamentenfabrik El Schifa in einem Vorort von Khartum. Die Fabrik wurde restlos zerstört, der einzige Nachtwächter der Anlage kam dabei ums Leben. Die Behauptung, in der Fabrik seien Vorläuferstoffe für Chemiewaffen hergestellt worden, die gegen die USA eingesetzt werden sollten, hat sich als pure Erfindung des Geheimdienstes erwiesen. Der "Erfolg" des Völkerrechtsbruchs der Clinton-Administration: In Teilen Afrikas wurden die Medikamente knapp, und im mit harten Sanktionen belegten Irak konnte der Ausbruch einer Maul-und-Klauenseuche unter Rindern mangels Medikamenten aus Sudan nicht eingedämmt werden, was die sowieso schon elenden Lebensverhältnisse der irakischen Bevölkerung noch verschlimmerte.

In den letzten gut zwei Jahren haben die USA mehrmals Raketen auf Somalia abgefeuert. Dabei wurden Dorfbewohner getötet, von denen zunächst behauptet wurde, daß es sich um hochrangige Al-Qaida-Mitglieder gehandelt hat. Später mußten selbst US-Militärs einräumen, daß das nicht zutraf. Außerdem wurde einmal eine Eselkarawane beschossen - wieviele Esel dabei getötet wurden, ist nicht bekannt.

Bei dem aktuellen Angriff israelischer Kampfjets auf einen 1200 Kilometer entfernten Konvoi in Sudan handelt es sich um den Ausdruck einer höchst gefährlichen Einstellung, einer Machtanmaßung, die sich allein auf militärische Überlegenheit stützt. Israel und die USA spielen mit dem Feuer. Es wäre nicht das erste Mal, wenn in einer Zeit extremer wirtschaftlicher Einbrüche Konflikte eskalierten und sich zu handfesten Kriegen entwickelten. Die israelisch-amerikanischen Bündnispartner erheben den Anspruch, militärisch an jedem Ort der Welt zuschlagen zu dürfen, um ihre Interessen durchzusetzen. Was aber passiert, wenn sich andere Staaten das gleiche Recht herausnehmen und Ziele in den USA oder Israel angreifen?

26. März 2009