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AFRIKA/1931: Spanien steigt in Finanzierung des Turkana-Windparks ein (SB)


Kenia baut Afrikas größten Windpark

Spanien verspricht sich von seiner Investition Vorteile für zukünftigen Kohlenstoff-Zertifikathandel


Nachdem die Finanzierung des größten Windparks des Kontinents am Turkana-See in Kenia eine Zeitlang auf wackeligen Beinen stand, scheint sie nun gesichert. Demnach hat die Betreibergesellschaft Lake Turkana Wind Power Ltd. von Spanien eine Zusage in Höhe von 110 Mio. Euro für den Bau einer Überlandleitung erhalten, wie die Zeitung "The East African" am 1. März berichtete. [1]

Die African Development Bank, die das Projekt begleitet, hatte die Regierung Kenias gewarnt, daß die abschließende finanzielle Sicherung des 300-MW-Projekts problematisch ist, sollte sich niemand finden, der die Kosten für den Bau der 427 Kilometer langen Doppel-Anbindung vom Turkana-See zur Überlandleitung des nationalen Netzes bei Suswa, rund 100 Kilometer nördlich von Nairobi, vollständig übernimmt. Der ursprüngliche Plan sieht vor, daß bis zum Jahr 2012 am windreichen Nordrand des Turkana-Sees 365 Windräder aufgestellt werden. Die Projektkosten werden mit 881 Millionen Dollar veranschlagt.

Mit dem Windpark sollen die hohen Kosten für die Einfuhr von Diesel zum Betrieb von Notstromaggregaten, die zusammen eine Leistung von 290 MW bringen, senken. In Kenia herrscht chronischer Energiemangel. Einem Bedarf von 1135 MW steht ein Energiemix von 719 MW aus Wasserkraft, 163 MW aus Geothermie und 407 MW aus Blockheizkraftwerken gegenüber.

Die Bedingungen der Finanzierung wirken attraktiv. 55 Mio. Euro, die zu 0,10 Prozent verzinst werden und für die eine Rückzahlungsdauer von 35 Jahren verlangt wird, werden vom spanischen Ministerium für Industrie, Tourismus und Handel bereitgestellt. Weitere 55 Mio. Euro gibt die spanische Exportkreditversicherungsanstalt nach Bedingungen, wie sie in der OECD üblich sind, dazu. Des weiteren erteilt die kenianische Regierung eine Zahlungsgarantie, schrieb "The East African".

Spanien hat in Aussicht gestellt, daß die Finanzierung noch ausgebaut werden kann, falls es eine Zusage zu einem Vorzugspreis für den Erwerb von Emissionsreduktions-Zertifikaten (CER), die dem Windpark zugesprochen werden, erhält.

Kenias Regierung will die notorisch knappe Energieversorgung des Landes verbessern und setzt auf Diversifizierung der Energieträger. Man erhofft sich viel von einem Technologietransfer und Investitionen in Erneuerbare Energien im Rahmen zukünftiger internationaler Klimaschutzverträge, zumal sich die Wasserkraft in den letzten Jahren als überraschend unzuverlässig erwiesen hat.

Inzwischen wurde ein Wind-Atlas für das Land erstellt, auf dem die günstigen Wind-Standorte erkennbar sind, und die Regierung hat einen Einspeisetarif festgelegt, so daß die Betreiber der Windkraftanlagen Investitionssicherheit erhalten. Dies gilt für 15 Jahre von dem Tag an, an dem der Windpark elektrischen Strom liefert. Zu den weiteren Vorhaben auf dem Energiesektor gehört allerdings auch der Bau eines Kernkraftwerks.

Sollte es Spanien gelingen, die Investitionen in den kenianischen Windpark im Rahmen von Klimaschutzverträgen zu etablieren, könnte es seine heimischen, im EU-Vergleich sehr hohen Kohlendioxidemissionen kompensieren und müßte der eigenen Wirtschaft keine empfindlichen Verpflichtungen auferlegen. Das ist typisch für ein Emissionshandelssystem, wie es in der Europäischen Union etabliert wurde und in anderen Weltregionen durchgesetzt werden soll. Hier werden per Buchungstrick Treibhausgasemissionen verringert. Auf dieses Beispiel bezogen bedeutet es, daß Spanien faktisch keine CO2-Emissionen reduzieren muß und durch Aufbau, Wartung und Betrieb des Windparks in Kenia real zusätzlich CO2-Emissionen produziert werden. Erst durch die unbewiesene Annahme, daß Kenia seine Dieselgeneratoren abstellen wird, sobald die Windräder laufen, wird der Anschein der Ersparnis von zusätzlichen Treibhausgasen erweckt.


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Anmerkungen:

[1] "Kenya: Spain Gives Giant Turkana Wind Power Project $150m Funding", The East African (Nairobi), 1. März 2010
http://allafrica.com/stories/201003011352.html

1. März 2010