Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → REDAKTION


ASIEN/822: China baut seine Position im Südchinesischen Meer aus (SB)


China baut seine Position im Südchinesischen Meer aus

Manila über Pekings Rollfeldbau auf den Spratly-Inseln erzürnt


Auf die Veröffentlichung erster Satellitenbilder vom Bau einer Start- und Landebahn durch die Streitkräfte der Volksrepublik China auf dem Riff Fiery Cross, das zur Gruppe der Spratly-Inseln gehört, hat die Regierung der Philippinen mit Empörung reagiert. Präsident Benigno Aquino hat vor einem militärischen Konflikt gewarnt. Sein Außenminister Albert del Rosario hat den Verbündeten USA öffentlich um zusätzliche Unterstützung gebeten. Peking hat den Vorwurf Manilas, die Volksrepublik provoziere im Südchinesischen Meer einen Krieg, zurückgewiesen und die Philippinen aufgefordert, die "territoriale Souveränität" Chinas zu respektieren.

Tatsächlich herrscht unter den Anrainerstaaten des Südchinesischen Meers - China, Taiwan, die Philippinen, Brunei, Malaysia und Vietnam - seit Jahren große Uneinigkeit, was den Umfang ihres jeweiligen Territoriums betriff. Es überschneiden sich nicht nur die exklusiven Wirtschaftszonen, deren Grenzen nach internationalem Recht 200 Seemeilen entfernt parallel zur Festlandsküste verlaufen, sondern es gibt unzählige kleine Inseln und Riffe, auf die gegensätzliche Besitzansprüche erhoben werden. Besonders erbittert wird um die Spratly-Inseln - eine breitgestreute Ansammlung von rund 450 Atollen und Riffen - gestritten. China erhebt Besitzansprüche auf die ganze Gruppe, während Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Vietnam und Brunei jeweils einen Teil der Inseln beanspruchen. Auf über 40 der unbewohnten Eilande sind Marinesoldaten stationiert.

Die Bilder vom neuem Rollfeld auf Fiery Cross Reef hatte die renommierte britische Militärzeitschrift Jane's Defence Weekly am 16. April veröffentlicht. Sie waren am 23. März von Kameras eines kommerziellen Satelliten des Airbus-Konzerns aufgenommen worden. Fiery Cross ist eines von sieben Riffen in der Spratly-Gruppe, welche seit vergangenem Jahr die Volksrepublik mittels Sandaufschüttung zu richtigen kleinen Inseln aufbaut, um darauf Hubschrauberlandeplätze, Häfen und andere Anlagen zu errichten. Bisher haben die chinesischen Behörden die Maßnahmen mit der Notwendigkeit des Ausbaus von Forschungs- und Seerettungseinrichtungen begründet. Die von Jane's veröffentlichten Bilder sprechen jedoch eine andere Sprache. Auf dem Riff Fiery Cross befindet sich inzwischen ein Rollfeld, das im vergangen August noch nicht existierte und jetzt eine Länge von rund 3000 Metern aufweist. Damit eignet es sich für die Nutzung durch die meisten Flugzeugtypen. Da die Spratlys zu klein sind, um eine touristische Erschließung mit Hotels und allem, was dazu gehört, zu rechtfertigen, kommt nur der militärische Gebrauch in Frage.

In einem Artikel, der am 17. April bei der New York Times erschienen ist, hat Peter Dutton, Professor für strategische Studien am Naval War College in Rhode Island die Nachricht von der Errichtung eines derart langen Rollfelds auf den Spratly-Inseln durch die Volksrepublik China als ein "großes strategisches Ereignis" bezeichnet. "Um die Kontrolle über ein Seegebiet zu haben, muß man erst die Lufthoheit haben", so Dutton. James Hardy, Asien-Pazifik-Redakteur von Jane's Defence Weekly, gab gegenüber der New York Times die Einschätzung ab, Fiery Cross Reef solle den chinesischen Streitkräften künftig als Befehls- und Kontrollzentrum dienen.

Seit die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton 2011 die ungehinderte Schiffahrt durch das Südchinesische Meer zu einem "Nationalinteresse" der USA erklärte, befinden sich die Vereinigten Staaten und die Volksrepublik auf Kollisionskurs. Bislang hat keiner der beiden Seiten etwas unternommen, um die Konfrontation zwischen alter und neuer Supermacht entscheidend zu entschärfen. Tatsächlich muß man den Ausbau der chinesischen Position auf den Spratly-Inseln als Reaktion Pekings auf die verstärkte Verlegung amerikanischer Militärkontingente in den ostasiatischen, westpazifischen Raum in den vergangenen Jahren - wofür die Dauerstationierung von 2500 US-Marineinfanteristen im nordaustralischen Darwin nur ein Beispiel von vielen ist - sehen.

18. April 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang