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MILITÄR/937: USA - Erik Prince, Macht und Sold ... (SB)


USA - Erik Prince, Macht und Sold ...


Nach dem Scheitern des kaum ernst zu nehmenden Putschversuchs der CIA-Marionette Juan Guaidó am 1. Mai in Caracas überlegen die großen Geostrategen der Regierung von US-Präsident Donald Trump, Außenminister Mike Pompeo und Nationaler Sicherheitsberater John Bolton, wie Washington im öl- und goldreichen Venezuela einen "Regimewechsel" durchführen und den sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro loswerden kann. Einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom 30. April zufolge hat hierfür der frühere Blackwater-Gründer Erik Prince einen Plan. Das ehemalige Mitglied der U. S. Navy SEALs, dessen Schwester Betty DeVos amtierende US-Bildungsministerin ist und der mit Trump und dessen früherem Politberater Steve Bannon per du ist, will mit einer 5000 Mann starken Söldnertruppe, bestehend hauptsächlich aus lateinamerikanischen Ex-Militärs, Venezuela aus der Umarmung Rußlands und Kubas "befreien" und wirtschaftlich wieder auf neoliberalen Kurs bringen.

Angesichts der militärischen Stärke der venezolanischen Streitkräfte sowie der vielen Bürgerwehren, die der Karibikstaat seit den Tagen von Hugo Chávez genau zum Zwecke der Niederschlagung konterrevolutionärer Umtriebe ausgebildet und ausgerüstet hat, klingt Princes Plan wie eine Schnappsidee. Dennoch schlägt daraus der Ex-Blackwater-Chef Kapital, bringt sich ins Gespräch und in Stellung für die Zeit, in der sich in Venezuela private ausländische Sicherheitsdienste wieder betätigen können. Laut Reuters trommelt Prince bereits bei "einflußreichen Trump-Unterstützern und reichen Exil-Venezolanern" für finanzielle und politische Rückendeckung seines Putschvorhabens. Demnach sucht er noch 40 Millionen Dollar Startkapital für die waghalsige Unternehmung, die von privaten Investoren und/oder aus dem venezolanischen Staatsvermögen kommen sollen, welches die USA infolge ihrer Anerkennung Guaidós als Staatschef vor einigen Wochen beschlagnahmen oder bei internationalen Banken einfrieren ließen.

Zwischen Trump und Prince bestehen große Ähnlichkeiten. Beide sind als Kinder schwerreicher Familien aufgewachsen. Trumps Vater war Bauunternehmer, derjenige von Prince der größte Autoteilelieferant im Mittleren Westen. Beide hatten im Verlauf ihres Berufslebens ihre Höhen und Tiefen. Beide gelten als windige Geschäftsleute, die Partnern, Banken und Subunternehmen weit mehr in Aussicht stellen, als die Wirklichkeit hergibt. Prince hat nach dem gewaltsamen Sturz Saddam Husseins 2003 mit dem privaten Sicherheitsdienst Blackwater im Irak ein Vermögen gemacht. Das berüchtigte Unternehmen fiel jedoch in Ungnade, als 2007 einige seiner Männer, die einen US-Diplomatenkonvoi in Bagdad begleiteten, in einem Verkehrsstau in Angst vor einem Überfall gerieten und sich den Weg freischossen. Bei der Schießerei - die Blackwater-Leute haben nachweislich als einzige Schüsse abgegeben - kamen 14 unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, ums Leben. Blackwater wurde des Landes verwiesen. Kurz darauf hat Prince die Firma verkauft. Die neuen Besitzer haben sie in Academi umbenannt.

Wegen der negativen Berichterstattung um Blackwater in den USA hat sich Prince zunächst in Dubai niedergelassen und sich dort zum Vertrauensmann von Scheich Mohammad Bin Zayid Al Nahyan (MBZ), dem De- Facto-Machthaber der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), entwickelt und am Aufstieg des flächenmäßig kleinen, aber schwerreichen Ölstaats zur führenden Militärmacht unter den sunnitischen Despotien am Persischen Golf mitgewirkt. 2014 hat Prince, mit chinesischen Geldgebern im Rücken, die Frontier Services Group (FSG) gegründet, die sich als Logistik- und Sicherheitsunternehmen in Ländern betätigt, in denen die Verkehrs- und Polizeistrukturen nicht unbedingt den Standards der westlichen Industriestaaten entsprechen. FSG hat ihren Sitz in Hongkong. Größter Anteilseigner ist das staatliche chinesische Unternehmen CITIC. Seit vergangenem Dezember übt CITICs Vorstandsvorsitzender Chang Zhenming diese Funktion auch bei FSG aus. Prince ist nur noch Stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

FSG begleitet als Logistik- und Sicherheitsunternehmen Chinas Belt and Road Initiative (BRI), auch Neue Seidenstraße genannt, und ist deshalb inzwischen in zahlreichen Ländern Asiens und Afrikas aktiv. Zwecks personellen Nachwuchs ist sie zu 25 Prozent an einer Anti-Terrorismus-Akademie in Peking beteiligt. Am 26. April meldete Buzzfeed News, daß ein Tochterunternehmen von FSG, die in Dubai ansässige Frontier Logistics Consultancy, seit spätestens Februar 2018 im südlichen Irak tätig ist und bereits ein Büro in Basra unterhält. Es gibt zahlreiche Hinweise, daß Prince auch beim Krieg im Jemen, wo seit 2015 Saudi-Arabien und die VAE mit Hilfe Tausender ausländischer Söldner aus Lateinamerika, Sudan und Eritrea die schiitischen Huthi-Rebellen vergeblich zu unterwerfen versuchen, seine Finger im Spiel hat.

Wegen eines Treffens mit MBZ auf den Seychellen im Januar 2017, bei dem der Leiter des russische Staatsfonds, Kirill Dmitriew, zugegen gewesen ist, steht Prince im Rampenlicht der Russiagate-Ermittlungen in den USA. Die oppositionellen Demokraten werfen dem Trump-Intimus vor, bei einer Anhörung des Kongresses zum Inhalt seines Gesprächs mit Dmitriew belogen zu haben. Ähnlich dem US-Präsidenten streitet Prince jeden Vorwurf einer rechtlich unzulässigen Kommunikation mit Kontaktleuten des Kremls ab. Im Gegenteil behauptet Prince, Dmitriew auf den Seychellen von einer russischen Einmischung in den Bürgerkrieg in Libyen dringend abgeraten zu haben, da eine solche Intervention Moskaus den Interessen Washingtons zuwider liefe.

Wie der Zufall so will, meldete Middle East Eye am 29. April unter Verweis auf das Nachrichtenportal Arabi21, Söldner der Frontier Services Group seien vor kurzem vom irakischen Kurdistan nach Libyen geflogen worden, um sich dort an der laufenden Offensive der Libyschen Nationalarmee (LNA) des CIA-Verbindungsmanns "Feldmarschall" Khalifa Hifter gegen die Truppen der von den Vereinten Nationen anerkannten Regierung der Nationalen Einheit (Government of national Accord - GNA) zu beteiligen. Der Einsatz der FSG-Kämpfer in Libyen soll in Absprache mit der Regierung der VAE, dem wichtigsten Verbündeten Hifters, erfolgt sein. Auch auf Empfehlung von MBZ hat Trump Mitte April der in Tripolis belagerten GNA die Unterstützung der USA entzogen und Hifter bei seiner Militäraktion telefonisch einen schnellen Erfolg gewünscht.

4. Mai 2019


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