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NAHOST/1024: Israel will Verkauf russischer Raketen an Syrien verhindern (SB)


Israel will Verkauf russischer Raketen an Syrien verhindern

Weist Treibstoffbestellung Israels auf geplanten Krieg gegen den Iran hin?


Unerbittlich und unermüdlich sind die Israelis, wenn es darum geht, ihre waffentechnologische Überlegenheit - im Pentagonjargon redet man in solchen Zusammenhängen von "full spectrum dominance" - im Nahen Osten aufrechtzuerhalten. Den sogenannten Atomstreit des Westens mit Teheran gibt es im Grunde genommen nur, weil Israel, das über mehr als 200 Nuklearsprengköpfe und eine Zweitschlagskapazität in Form mehrerer von Deutschland zur Verfügung gestellter U-Boote verfügt, verhindern will, daß der Iran im Rahmen seines Kernenergieprogramms die Beherrschung des kompletten nuklearen Kreislaufs erlangt und damit eine virtuelle Atommacht mit der Möglichkeit des "Ausbruchs" aus dem Nicht-Verbreitungsvertrages wird. Und weil sich Israel die Option eines Überraschungsangriffs auf die zivilen iranischen Atomanlagen nicht nehmen will, haben seine Vertreter bei Gesprächen mit der russischen Regierung in Moskau dafür gesorgt, daß die Iraner nicht die von ihnen vor Jahren bestellten, hocheffektiven Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 geliefert bekommen.

Jüngst hat Tel Aviv in Washington erfolgreich darauf hingewirkt, daß die Luftwaffe Saudi-Arabiens demnächst nur eine abgespeckte Version des Kampfjets F-16 erhält, während die israelischen Streitkräften mit dem moderneren und angeblich weit überlegeneren F-35 Joint Strike Fighter ausgerüstet werden. Nun schickt sich die Regierung Benjamin Netanjahus an, den Verkauf der russischen Anti-Schiff-Rakete P-800 Yakhont an Syrien zu verhindern. Über diese Intervention berichtete am 27. August Barak Ravid in der liberalen israelischen Tageszeitung Ha'aretz unter der Überschrift "Israel working to thwart Russia arms deal with Syria".

Beim P-800 Yakhont handelt es sich um einen Überschall- Marschflugkörper, der sowohl vom Schiff als auch von Land aus gestartet werden kann, mit einem 200 Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt ist, eine Reichweite von 300 Kilometer hat und extrem zielgenau sein soll. Der P-800 Yakhont soll schwer bis unmöglich abzufangen bzw. abzuschießen sein, weil die Cruise Missile die Strecke bis zum Ziel in einer Höhe von nur wenigen Metern über den Boden bzw. der Meeresoberfläche zurücklegt und damit vom Radar fast nicht erfaßt wird. Die C-802-Antischiffsrakete, über die Syrien bisher verfügt, hat nur eine Reichweite von 102 Kilometer, einen leichteren Sprengkopf und soll noch lange nicht so zielgenau wie der P-800 Yakhont sein.

Wegen der Gefahr, welche eine solche Waffen in den Händen der syrischen Streitkräfte für die Schiffe der israelischen Marine im Mittelmeer darstellen würde, hat nach Angaben von Barak Ravid in der Ha'aretz Premierminister Netanjahu in den letzten Tagen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin telefoniert, um Moskau von dem geplanten Verkauf abzubringen. Bei dem Gespräch soll sich Netanjahu bei Putin darüber beschwert haben, daß von Rußland an Syrien gelieferte High-Tech-Waffen an die libanesische Hisb-Allah-Miliz weitergegeben und von dieser beim Libanon-Krieg im Sommer 2006 erfolgreich gegen Israel eingesetzt wurden. Demnächst reist Ehud Barak als erster Verteidigungsminister Israels in die russische Hauptstadt, wo er ebenfalls versuchen wird, seinen Amtskollegen Anatoli Serdjukow von der Auslieferung des P-800-Yakhont an Damaskus abzubringen.

Währenddessen hat der Flugzeugingenieur und Historiker Damiam Lataan am 24. August auf seinem Blog - lataan.blogspot.com - auf eine interessante Bekanntmachung der im Pentagon angesiedelten U. S. Defense Security Cooperation Agency von Anfang August hingewiesen. Demnach hat vor kurzem Israel für seine Streitkräfte eine ungewöhnlich große Menge an Flugzeugbenzin - 1,075 Milliarden Liter - an bleifreiem Benzin - 227 Millionen Liter - und an Diesel - 378 Millionen Liter - bestellt. Lataan bringt die Großbestellung an Flugbenzin mit der Möglichkeit einer israelischen Luftoperation gegen die iranischen Atomanlagen in Verbindung. Er schließt aus der ebenfalls großen Menge bestellten bleifreien Benzins und Diesels, daß die Regierung in Tel Aviv davon ausgeht, daß die Operation gegen den Iran auch von Kämpfen am Boden begleitet wird, und zwar zwischen der israelischen Armee und der Syriens sowie der Hisb-Allah-Miliz.

28. August 2010