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ALTER/210: "Sicher leben im Alter" idw)


Deutsche Hochschule der Polizei - 13.02.2012

"Sicher leben im Alter"

• Aktionsprogramm erprobt Handlungsansätze und lotet Zukunftspotenziale aus
• Konferenz an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster


Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol), Fachgebiet "Kriminologie und interdisziplinäre Kriminalprävention"; Prof. Dr. Thomas Görgen, haben seit Ende 2008 in einem wissenschaftlich begleiteten Aktionsprogramm Ansätze entwickelt und erprobt, die die Sicherheit älterer Menschen fördern sollen.

Die ebenfalls durch das BMFSFJ geförderte Studie "Kriminalität und Gewalt im Leben alter Menschen" (http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=126746.html) hatte zuvor gezeigt, dass in Deutschland ältere Menschen insgesamt seltener von Straftaten und Gewalthandlungen betroffen sind als jüngere Erwachsene. Zugleich war deutlich geworden, dass es im höheren Alter spezifische Gefährdungen und Herausforderungen gibt. Ältere Menschen werden Opfer von Eigentums- und Vermögensdelikten, bei denen die Täter gezielt hochaltrige, oftmals alleinstehende Personen auswählen ("Enkeltrick" und andere Betrugs- und Diebstahlsdelikte). Pflegebedürftige ältere Menschen in privaten und professionellen Pflegebeziehungen sind in einem besonderen Maße verletzbar und - auch vor dem Hintergrund der Belastungs- und Konfliktpotenziale von Pflege - häufig von Misshandlung und Vernachlässigung betroffen. Hilfsangebote für Opfer von Gewalt in Partnerschaften sind bislang meist nur unzureichend auf ältere Betroffene ausgerichtet.

Die vor diesem Hintergrund im Aktionsprogramm "Sicher leben im Alter" in Angriff genommenen Präventionsansätze wurden im Rahmen einer Konferenz und eines Expertinnen- und Expertenforums an der DHPol am 8. und 9. Februar 2012 vorgestellt und diskutiert. An den Veranstaltungen nahmen insgesamt rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und relevanten Praxisfeldern teil. U.a. wurden folgende Präventionsansätze des Aktionsprogramms erörtert:

• Maßnahmen zum Schutz älterer Menschen vor betrügerischen und auf Täuschungen basierenden Eigentums- und Vermögensdelikten: Eine mittlerweile in einer Auflage von 225.000 Exemplaren aufgelegte Broschüre (http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=126226.html) klärt ältere Menschen umfassend über das Deliktsfeld auf und gibt entsprechende Handlungshinweise. In Trainings wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Banken über diesen Kriminalitätsbereich und über Möglichkeiten, kritische Situationen zu erkennen und zum Schutz älterer Opfer zu handeln, informiert. Die Ergebnisse belegen, dass hierdurch Bewusstsein und Handeln zum Nutzen potenzieller Opfer positiv verändert werden können.

• Prävention von Misshandlung und Vernachlässigung älterer Pflegebedürftiger im familiären Umfeld durch Sensibilisierung und Schulung ambulanter Pflegekräfte: Pflegekräfte können darin unterstützt werden, mit im Pflegehaushalt wahrgenommenen Konflikten und Gefährdungen professionell umzugehen. Diese Unterstützung erfolgte im Aktionsprogramm durch Schulungen, in denen Erscheinungsformen, Indikatoren und Risikofaktoren sowie rechtliche und berufsethische Fragestellungen thematisiert werden. Den Pflegekräften wurden flexibel zu handhabende Screening-Instrumente sowie Informationen über lokal verfügbare Hilfen und geeignete Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. In den Pflegediensten erwiesen sich Maßnahmen zur Integration der Problematik in die "Besprechungskultur" der Organisation und in existierende Strukturen und Prozessen (z.B. Patientenaufnahme) als sinnvoll.

• Ausrichtung von Frauenhäusern, Beratungseinrichtungen und anderen Hilfeangeboten auf die spezifische Situation älterer Opfer von Gewalt in Partnerschaften und Ex-Partnerschaften: Eine klare Zielgruppenansprache und die Schaffung von spezifischen Angeboten für ältere Opfer (z.B. angeleitete Selbsthilfegruppen) sind hier ebenso von Bedeutung wie die Sensibilisierung von Fachkräften vor allem aus Pflege- und Gesundheitsberufen. Wichtig sind vernetzte Formen des Arbeitens zwischen Fachkräften aus Gewaltschutzeinrichtungen, Polizei, Altenhilfe und Pflege; die Arbeit mit älteren Gewaltopfern legt eine längerfristige Begleitung und zugehende Beratungsformen nahe.

Die Diskussionen und Beratungen im Rahmen der interdisziplinär besetzten Konferenz an der DHPol haben u.a. verdeutlicht, dass Kriminal- und Gewaltprävention im Alter zum einen - etwa durch Aufklärung über bestimmte Täterstrategien - die Selbstsorge älterer Menschen um die eigene Sicherheit in den Blick nehmen muss. Darüber hinaus bedarf es hier in besonderem Maße der Einbindung Dritter, die als "Guardians" Schutzfunktionen im Alltag älterer Menschen wahrnehmen können. Dies können geschulte Kräfte in Pflege- und Gesundheitsberufen, sensibilisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Banken oder aufmerksame Nachbarn sein. Betont wurde die besondere Bedeutung von institutionen- und professionenübergreifender Zusammenarbeit. Förderung von Sicherheit im Alter wurde als Querschnittsaufgabe charakterisiert, die vor allem die Vernetzung von Polizei und Justiz mit Pflege- und Gesundheitsdiensten und psychosozialen Hilfeangeboten umfasst.

Ergebnisse der Konferenz und des Aktionsprogramms werden voraussichtlich im Frühjahr 2012 in einem Bericht zugänglich sein.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1532


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Hochschule der Polizei, Norbert Reckers M.A., 13.02.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2012