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FRAUEN/356: Südsudan - Frauen kämpfen für Gleichberechtigung in Politik und Wirtschaft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Dezember 2011

Südsudan: Frauen kämpfen für Gleichberechtigung in Politik und Wirtschaft

von Amanda Wilson


Washington, 16. Dezember (IPS) - Während eine international besetzte Konferenz in Washington über die wirtschaftlichen Perspektiven im Südsudan beriet, forderten Frauen in dem jungen afrikanischen Staat die Geber auf, sie in ihren Projekten zu berücksichtigen.

Die Südsudanesinnen erinnerten an ihre herausragende Rolle im Unabhängigkeitsreferendum im vergangenen Juli. Immerhin hatten sie 52 Prozent aller Stimmen abgegeben. Nun wollen sie in Regierungsfragen, Landwirtschaft und anderen Wirtschaftsbereichen ein Wörtchen mitreden.

Die 'South Sudan International Engagement Conference' (IEC), die von der US-Entwicklungsbehörde USAID organisiert wurde, brachte Regierungsvertreter aus dem afrikanischen Land mit Repräsentanten reicher Staaten, ausländischen Hilfsorganisationen und privaten Investoren zusammen. Gemeinsam haben sie Entwicklungsziele abgesteckt.


Vertreter von Weltbank, UN und EU

An dem Treffen vom 14. bis 15. Dezember nahmen zudem Vertreter der Internationalen Finanzkorporation (IFC), der Weltbank, der Vereinten Nationen, der EU, der Afrikanischen Union, des 'Corporate Council on Africa' (CCA) und des NGO-Bündnisses 'InterAction' teil. Auch Regierungsbeamte aus Großbritannien, Norwegen und der Türkei waren anwesend.

Die Beratungen wurden überschattet von den Kämpfen in den Grenzstaaten Südkordofan und Blauer Nil. Der Staat Sudan im Norden wirft der im Süden regierenden Sudanesischen Volksbefreiungsarmee, einer ehemaligen Rebellenbewegung, vor, den Aufständischen Waffen zu liefern. Internationale Menschenrechtsgruppen bezichtigen wiederum den Norden, Bombenangriffe auf Zivilisten zu verüben und humanitären Hilfsorganisationen den Zugang zu der Region zu verwehren.

Weibliche Delegierte forderten auf der Konferenz, die Verdienste von Frauen bei der Friedensbildung stärker zu würdigen. Sie empfahlen, ein Viertel aller Investitionen in Landwirtschaft und Viehzucht an Frauen weiterzuleiten. Damit würden "die Produktion von Lebensmitteln, das Unternehmertum und der Zugang zu den Märkten" verbessert. Die überwiegende Mehrheit der kleinen Bauern im Südsudan sind Frauen. Zudem hat der Krieg dafür gesorgt, dass viele Haushalte weibliche Vorstände haben.

"Wir wollen, dass die Hilfen speziell auf Frauen zugeschnitten werden", sagte Sarah James, Vorsitzende der 'South Sudan Women General Association'. Ansonsten könne nicht vorausgesetzt werden, dass sie das Geld tatsächlich erreiche. James insistierte, Frauen als gleichwertige Partner auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung und Frieden im Südsudan zu betrachten.

Das Institut für inklusive Sicherheit hatte vor der Konferenz gemeinsam mit der Organisation 'UN Women' ein Symposium zur Gleichbehandlung der Geschlechter veranstaltet. Das Treffen wurde als Beitrag gesehen, Südsudanesinnen an Entscheidungen über die Zukunft ihres Landes zu beteiligen. Nach Ansicht des Instituts haben in anderen Staaten, die ebenfalls Kriege überstanden haben, zumeist wieder die "männlichen Eliten" politische und wirtschaftliche Macht übernommen.

Die weiblichen Delegierten empfahlen zudem einen Plan, um den Anteil der Frauen, die lesen und schreiben können, von zwölf auf 25 Prozent zu erhöhen. Sie fordern außerdem grundlegende Dienstleistungen sowie bessere Schulen und Krankenhäuser. Nach Erkenntnissen der UN stirbt jede siebte Frau im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft.


Bank für Kredite an Frauen vorgeschlagen

Die Hälfte der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft soll zudem an kommunale Stellen weitergeleitet werden, die daraus Maßnahmen für die Gesundheitsversorgung, den Schutz und die wirtschaftliche Förderung von Frauen finanzieren. Vorgeschlagen wurde außerdem eine mit einem Startkapital von zehn Millionen US-Dollar ausgestattete Bank für Frauen, die Unternehmerinnen Zugang zu zinsgünstigen Darlehen gewähren soll.

Die Delegierten verweisen auf erfolgreiche Kleinkreditmodelle in Kenia, Äthiopien und Uganda, wo Frauen eine führende Position beim Handel mit Nahrungsmitteln eingenommen haben. Gefordert wird außerdem eine 25-Prozent-Quote für Frauen bei der Besetzung von Regierungsämtern.

"Die Menschen, die während des Krieges vertrieben wurden, bringen Erfahrungen aus anderen Ländern mit zurück", sagte Mary Kojo, die vorübergehend in der sudanesischen Hauptstadt Khartum lebte. Inzwischen arbeitet sie im Südsudan im Ministerium für Frauen, Kinder und Soziales und hilft Frauen bei der Existenzgründung als Kleinunternehmerinnen. "Frauen sind sehr gut dafür qualifiziert, in jedem Entwicklungsbereich zu arbeiten", erklärte sie IPS. "Sie haben bisher nur nicht die Chancen erhalten, diese Fähigkeiten unter Beweis zu stellen."

Anne Marie Goetz, die bei 'UN Women' das Programm für Frieden und Sicherheit leitet, erklärte, dass Frauen in der Landwirtschaft entscheidend zur Entwicklung der Märkte beitragen, da sie mehr als Männer in das Wohlergehen ihrer Gemeinschaften investierten. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.huntalternatives.org/pages/7_the_institute_for_inclusive_security.cfm
http://www.unwomen.org/
http://www.africacncl.org/%28jksjlu454uw2rcuxdtgzic45%29/Default.aspx
http://www.interaction.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106231

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2011