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FRAUEN/465: Stereotype Vorstellung von Männlichkeit befeuert geschlechtsspezifische Gewalt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Februar 2013

Frauen: Stereotype Vorstellung von Männlichkeit befeuert geschlechtsspezifische Gewalt

von George Gao


Bild: © Fabiana Frayssinet/IPS

Männer in Brasilien demonstrieren für ein Ende der Gewalt gegen Frauen
Bild: © Fabiana Frayssinet/IPS

New York, 27. Februar (IPS) - Als die ehemalige UN-Polizistin Kathryn Bolkovac im Auftrag der Vereinten Nationen die Menschenrechtslage in Bosnien untersuchte, erfuhr sie von einem Mann, den alle den 'Doktor' nannten. "Er schob jungen Stripteasetänzerinnen während ihrer Auftritte D-Mark-Stücke in die Vagina", berichtet sie gegenüber IPS.

Die Vorstellung von der Unterlegenheit der Frau sei so tief in den sozialen Strukturen verwurzelt gewesen, dass sich sogar UN-Mitarbeiter an sexuellen Übergriffen beteiligt hätten, sagt Bolkovac, Koautorin des Buches 'The Whistleblower: Sexual Trafficking, Military Contractors and One Woman's Fight for Justice', in New York.

Ein Mitglied der internationalen Polizei-Taskforce habe ihr und der UN-Verwaltung gestanden, ein junges Mädchen in einer Bar in Ilidza 'gekauft' und als 'Freundin' gehalten zu haben. Bokovac erzählt ferner von Bildern in den Büroräumen der UN-Mission in Bosnien-Herzegowina, auf denen Frauen in despektierlichen Posen abgebildet waren.

Angestellte von 'DynCorp', einer privaten Sicherheitsfirma die mit den UN kooperierte, versorgten die Blauhelmsoldaten mit Videos, auf denen Vergewaltigungen von Frauen dargestellt wurden. "In einem anderen Fall lud mich ein Kommandeur zu einer Feier anlässlich des US- Nationalfeiertags in die Botschaft ein und fragte mich über meine Unterwäsche aus", sagt sie.

Bolkovacs Erlebnisse hatten bereits Larysa Kondracki zu einem Film mit dem Titel 'The Whistleblower' inspiriert, der im Oktober 2011 auf besonderen Wunsch von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Hauptsitz der Weltorganisation ausgestrahlt wurde. Danach folgte eine Podiumsdiskussion mit UN-Beamten über das Thema 'Gewalt gegen Frauen und Mädchen'.


UN-Generalsekretär kritisiert Straffreiheit bei sexuellen Übergriffen

Am 14. Februar dieses Jahres unterstützte Ban öffentlich die Initiative 'One Billion Rising'. An diesem Tag wurde der Solidarität und kollektiven Stärke von Frauen auf der ganzen Welt gedacht. 'Eine Milliarde' meint die Zahl der Frauen, die misshandelt und vergewaltigt wurden. Die Zahl basiert auf der Annahme, dass jede dritte Frau im Verlauf ihres Lebens Erfahrungen mit diesen Gewaltformen machen muss.

"Die globale Pandemie der Gewalt gegen Frauen und Mädchen gedeiht in einem Umfeld der Diskriminierung und Straffreiheit", sagte Ban in diesem Monat. "Indem wir zusammenstehen, können wir die Gewalt gegen Frauen und Mädchen beenden und eine Welt schaffen, in der alle frei von Belästigungen und Ängsten leben."

Am Tag von 'One Billion Rising' sorgte jedoch ein weiterer Zwischenfall für Aufsehen. So wird dem beinamputierten südafrikanischen Spitzensportler Oscar Pistorius, auch bekannt als 'Blade Runner', vorgeworfen, seine Freundin ermordet haben. Zuvor war die 17-jährige Anene Booysens von einer Gruppe Männer vergewaltigt und so schwer misshandelt worden, dass sie kurz darauf starb. Beide Gräuel sind weitere Beispiele für die verbreitete Gewalt gegen Frauen, über die auf der kommenden Sitzung der Kommission zum Status von Frauen (CSW) vom 4. bis 15. März beraten wird.

Wie aus dem Bericht 'Addressing Inequalities' hervorgeht, spiegelt Gewalt gegen Frauen die "ungleichen Kräfteverhältnisse zwischen Männern und Frauen, Mädchen und Jungen" in der Wirtschaft, in der Politik und im Sozialen wider. "Psychologischer und sexueller Missbrauch sind oftmals ein perverser Ausdruck von Unzufriedenheit, was die Macht und die Selbstachtung der Täter angeht."


Waffenbesitz Ausdruck von Männlichkeit

Dean Peacock, der Mitbegründer und Geschäftsführer des 'Sonke Gender Justice Network' sieht in Südafrika ebenso wie in den USA einen "sehr starken Zusammenhang zwischen Waffenbesitz und Männlichkeit".

Tatsächlich hatte 'Bushmaster Firearms International', das gleiche Unternehmen, das das halbautomatische Gewehr produziert, das bei dem Schulmassaker in Newport im US-Bundesstaat Connecticut verwendet wurde, im Rahmen einer Werbekampagne den Besitz von Bushmaster-Gewehren als Ausdruck von Männlichkeit beworben. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.viddler.com/v/e46db131
http://www.un.org/womenwatch/daw/csw/
http://www.worldwewant2015.org/node/299198
http://www.onebillionrising.de
http://www.ipsnews.net/2013/02/marks-of-manhood-fuel-gender-based-violence/

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IPS-Tagesdienst vom 27. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2013