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MELDUNG/117: Forscher der Uni Bremen untersuchen Pflegequalität in Altenheimen (Uni Bremen)


Pressemitteilung der Universität Bremen - 14. Juli 2015

Wie kann die Qualität von Pflegeheimen zuverlässig gemessen werden?

Wissenschaftler der Universität Bremen untersuchen die Pflegequalität in 50 stationären Einrichtungen und erheben Daten von 2000 alten Menschen / Ziel: "praxiserprobtes Qualitätsmessinstrument"


Bleiben Menschen in Pflegeeinrichtungen lange mobil? Bewahren sie ihre Selbstständigkeit bei alltäglichen Verrichtungen und sind sie nach dem derzeit verfügbaren Wissen gepflegt worden? Ein Forscherteam der Uni Bremen hat jetzt begonnen, mit diesen und weiteren Fragestellungen die Messbarkeit der Qualität von stationären Pflegeeinrichtungen zu untersuchen. Das Team wird geleitet von Professor Stefan Görres vom Zentrum für Alterns- und Pflegeforschung und von Professor Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik. Vorausgegangen war eine Ausschreibung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die die Studie federführend organisiert. Die Universität Bremen hat den Zuschlag bekommen. Über einen Zeitraum von 18 Monaten sollen nun in 50 Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg und Brandenburg Daten erhoben werden. Ziel ist es, die Qualität der Einrichtungen verbraucherfreundlich miteinander vergleichen zu können. Auftraggeber sind die Vertragspartner des Sozialgesetzbuches, das sind der GKV-Spitzenverband und die Vereinigungen der Träger der Sozialhilfe und der Pflegeeinrichtungen auf Bundesebene.


Bislang Ergebnisse kaum gemessen

15 pflegebezogene Indikatoren sollen geprüft werden, die von Dr. Klaus Wingenfeld von der Uni Bielefeld und Dr. Dietrich Engels vom ISG Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik Köln im Auftrag der beiden Bundesministerien für Gesundheit sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelt worden sind. Für diese Prüfung werden Daten von etwa 2.000 Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern erhoben. "Entscheidend ist die Ergebnisqualität, das heißt das, was bei den alten Menschen ankommt, in welchem gesundheitlichen Zustand sie sind, wie sie sich fühlen", sagt Pflegeexperte Professor Görres. "Bislang wurde das kaum gemessen, vielmehr standen Strukturen und Abläufe in stationären Einrichtungen im Mittelpunkt der Qualitätsuntersuchungen."


Hochrangige Themen für Bremer Pflegeforscher

Der Bremer Projektkoordinator Mathias Fünfstück nennt als einen der wichtigsten Indikatoren Dekubitus, das Wundliegen. Gelingt es, die alten Menschen davor zu bewahren? Weitere Fragen sind Stürze mit gravierenden Folgen, Gewichtsverlust, Schmerzen. "Wir werden in jeder stationären Einrichtung mit ausgewählten Pflegefachkräften zusammenarbeiten", sagt der Wissenschaftler. Um die Dokumentation anzupassen und praktikabel zu machen, sei auch ein Softwareentwickler mit im Boot. "Wir wollen herausfinden, ob sie praxistauglich, vollständig und genau sind, eventuell müssen auch Anpassungen vorgenommen werden", sagt Görres. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass Pflegeeinrichtungen nicht Dinge angelastet werden, für die sie nichts können. "Wenn eine Einrichtung mehr bettlägerige Patienten hat als andere, so muss das berücksichtigt werden, wenn die Rate der Bewohner mit Dekubitus verglichen wird", führt Rothgang aus. "Die Regeln für diese sogenannte Risikoadjustierung sind bisher noch unvollständig und werden im Laufe des Projektes erarbeitet und konkretisiert". Am Ende solle ein "praxiserprobtes Qualitätsmessinstrument" herauskommen, ergänzt Fünfstück. Die Experten der Universität Bremen sind bereits zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit mit Themen betraut, die eine hohe gesellschaftliche und politische Bedeutung haben. Das ist ein großer Erfolg. Görres: "Wir bearbeiten fast zeitgleich ein Projekt zur Mobilität im Alter". Ein weiteres Projekt, das Grundlage für die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs war, wurde von Rothgang und Fünfstück gerade abgeschlossen.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 194 / 14. Juli 2015 KG
Universität Bremen, Pressestelle
Telefon: 0421- 218 - 60150, Fax: 0421-218 - 60152
E-Mail: presse@uni-bremen.de
Internet: www.uni-bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2015

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