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GRIECHENLAND/003: Polizei beendete die Besetzung des Platzes der Verfassung in Athen (ZLV)


Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek - 2. August 2011

Räumung bei Nacht und Nebel
Polizei beendete die Besetzung des Platzes der Verfassung in Griechenlands Hauptstadt

Von Heike Schrader, Athen


Am Samstag in den frühen Morgenstunden hat die griechische Polizei nach Aufforderung durch den Athener Bürgermeisters Giorgos Kaminis und im Beisein der Staatsanwaltschaft den Syntagma-Platz vor dem Parlament geräumt. Nach Angaben der Behörden wurden 25 gemeindeeigene Lastwagen eingesetzt, um die zahlreichen Zelte, Transparente und Gartenmöbel vom Platz zu entfernen. Vier Griechen, ein Deutscher, zwei Franzosen und ein Rumäne wurden wegen »Verstößen gegen Umweltschutzbestimmungen« festgenommen. Alle acht befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß, müssen sich aber demnächst vor Gericht verantworten.

Der Nacht-und-Nebel-Aktion der Polizei war eine Hetzkampagne in den Medien vorausgegangen. Die Zelte und ihre Bewohner würden »das Bild Griechenlands schädigen«, »Touristen vergraulen« und »den Händlern die Geschäfte verderben«, hieß es. Die griechischen Grünen erinnerten hingegen in einer Erklärung an das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen »die Empörten« während des Generalstreiks am 28. und 29. Juni. »Die Ökologen/Grünen akzeptieren keinen Verweis auf die Gesetze durch diejenigen, die für das politische System der Steuerhinterziehung und der illegalen Bauten verantwortlich sind.«

In den Sommermonaten Juli und August ist die brütend heiße Stadt vor allem an den Wochenenden fast leer. Dementsprechend befanden sich in der Nacht vom Freitag zum Samstag nur wenige Leute auf dem Platz, die der Räumung keinen Widerstand entgegensetzten. Dem Aufruf der Empörten zu einer Protestkundgebung am Samstagabend folgten einige hundert Menschen.

Dabei wurde erklärt, daß es dem Staat nicht viel nütze, wenn er den zentralen Platz räumen ließe, da sich die Bewegung längst in den Stadtteilen festgesetzt habe. Man werde sich jedoch auch den Syntagma-Platz - den Platz der Verfassung - nicht nehmen lassen. Ob trotz der ferienbedingt fehlenden Massenunterstützung eine neue Besetzung des Platzes bereits im August möglich sein wird, war am Wochenende noch nicht abzusehen.

In einer am Samstagmittag, wenige Stunden nach der Räumung, auf dem Internetportal der Empörten veröffentlichten Erklärung wird dazu aufgerufen, weiterhin Widerstand zu leisten. »Unsere Beteiligung und Präsenz auf den Plätzen macht uns alle stärker«, heißt es dort. »Nicht körperlich, aber in bezug auf Entscheidungen und Überlegungen für neue Ideen. Kommt alle endlich nach draußen, damit wir die hölzernen Gehirne aus der Welt schaffen!«


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Quelle:
Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2011