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LIBYEN/010: Aufruf zu gewaltfreien Alternativen, den Konflikt in Libyen zu beenden (AFSC)


American Friends Service Committee - 25. März 2011

Aufruf zu gewaltfreien Alternativen, den Konflikt in Libyen zu beenden


Am 19. März vor acht Jahren führten die Vereinigten Staaten den Angriff auf den Irak. In diesem Jahr unternahmen die US-Streitkräfte am gleichen Tag zusammen mit den Truppen anderer Länder einen Luftangriff auf ein weiteres arabisches Land.

Das American Friends Service Committee ist entsetzt über die zahllosen Toten, das unsägliche Leid, die Vertreibung von Menschen und die materielle Zerstörung in Libyen. Wir beten für jene, die bereits ihre Lieben durch die Gewalt verloren haben, wo auch immer sie herrührt.

Unsere lange Erfahrung im Nahen Osten und in Afrika, zusammen mit unserem als Quäker abgelegten Zeugnis für den Frieden, zwingt uns, Stellung zur Krise in Libyen zu nehmen. Wir beklagen die Gewalt und die Todesfälle, die von der Ghaddafi-Regierung unter seinen Bürgern angerichtet wurden, genauso wie wir die Taten jeder Regierung verabscheuen, die ihren eigenen Selbsterhalt über das Wohlergehen der Bevölkerung stellt.

Dennoch ist unser Abscheu keine Rechtfertigung für Gewalt oder Krieg.

Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, wie zwecklos es ist, Gewalt mit Gewalt bezwingen zu wollen. Wir haben gesehen, wie die Geschichte wieder und wieder den Beweis erbrachte, daß Krieg und Gewalt weder Gerechtigkeit noch anhaltenden Frieden bringen. Stattdessen fordern sie immer einen schrecklichen Zoll von der Zivilbevölkerung. Aus diesem Grund setzen wir uns als Quäker-Organisation für den gewaltfreien sozialen Wandel ein.

Wir unterstützen das libysche Volk in seinem Kampf um die Wahrung seiner Menschenrechte und um die Veränderung eines ungerechten sozialen und politischen Systems in seinem Land. Wir weisen darauf hin, daß in Ägypten und in Tunesien in kurzer Zeit und mit minimaler Gewaltanwendung oder Eingriff von außen beachtliche Veränderungen erreicht wurden. Die jüngste Geschichte beweist, daß ein gewaltfreier Ansatz den Ausschlag geben kann dafür, außerordentliche Unterdrückung zu überwinden. Anders als die Militäraktionen eines fremden Landes, nützen diese Herangehensweisen den Menschen auf lange Sicht.

Wir sprechen die ernste Frage des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit an und dringen darauf, daß alle Beteiligten sich nicht-militärischer Methoden bedienen. In diesem Fall hat die Internationale Gemeinschaft die verfügbaren Alternativen, die Menschen in Libyen zu schützen, nicht erschöpft. Die bedeutenden Mittel, die der gewählte Kurs der Militärintervention kostet, könnten viel besser für intensive diplomatische und politische Bemühungen, der Krise abzuhelfen, genutzt werden.

Wir glauben, daß es moralisch nicht zu rechtfertigen ist, uns bei der Beantwortung humanitärer Krisen von Militärtaktik leiten zu lassen. Der derzeitige militärische Überfall aus dem Ausland auf Libyen ist ein Schritt in die falsche Richtung, einer, der das Land in eine weitere Destabilisierung, weiteres menschliches Leid und einen anhaltenden, gewaltsamen Konflikt stürzen könnte.

Aus dem Grund bitten wir

1. die libysche Regierung, alle Gewalt gegen die eigenen Bürger zu beenden, und ihrer Verpflichtung, die eigenen Bürger zu schützen, nachzukommen;

2. die Koalitionskräfte, einschließlich der Vereinigten Staaten, die Luftangriffe und das militärische Engagement in Libyen einzustellen und sich von jeder Absicht zu verabschieden, einen Machtwechsel mit Gewalt durchsetzen zu wollen;

3. die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und die Arabische Liga, die diplomatischen Bemühungen zu steigern, alle Konfliktparteien im Dialog zusammenzuführen, einen sofortigen Waffenstillstand zu unterstützen und eine politische Lösung zu finden, die den Bedürfnissen des libyschen Volkes entspricht;

4. alle Parteien, humanitären Organisationen vollständigen Zugang zu gewähren, um die dringend benötigte Hilfe für die Inlandsflüchtlinge, Menschen, die in Nachbarländer geflohen sind, und Zehntausende Migranten bereitzustellen, die in Libyen gestrandet sind. Wir bitten dringend darum, daß Notfallhilfe und Schutz auf der Basis der humanitären Prinzipien allen gleichsam zuteil werden, die sie benötigen, und nicht aufgrund politischer Kriterien oder militärischer Erwägungen gewährt werden.


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Quelle:
American Friends Service Committee AFSC, 25.03.2011
http://afsc.org/story/call-nonviolent-alternatives-end-conflict-libya
1501 Cherry St. - Philadelphia, PA 19102 - USA
Tel.: +1 215-241-7000
E-Mail: news@afsc.org
Internet: www.afsc.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2011