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MELDUNG/024: Neuer UN-Bericht über die menschliche Entwicklung vorgestellt (DGVN)


Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (DGVN)
Pressemitteilung vom 4.11.2010

Neuer UN-Bericht über die menschliche Entwicklung vorgestellt

Fortschritte bei Gesundheit und Bildung auch bei geringem Wirtschaftswachstum möglich


Berlin, 4. November 2010: Der 20. Bericht über die menschliche Entwicklung ist heute vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in New York und von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. (DGVN) in Berlin vorgestellt worden. Die Jubiläumsausgabe macht deutlich: Zwar gibt es weltweit Entwicklungsfortschritte, aber die Ungleichverteilung, die erstmals bezogen auf 169 Staaten abgebildet werden kann, ist nach wie vor eines der zentralen Hindernisse für menschliche Entwicklung.

"Seit seinem ersten Erscheinen vor 20 Jahren hat der Bericht über die menschliche Entwicklung maßgeblich dazu beigetragen, den Menschen und seine Freiheiten in den Mittelpunkt der Politik zu rücken", sagt Marina Schuster, MdB und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. (DGVN), die den Bericht im deutschsprachigen Raum publiziert.

"Wirtschaftswachstum ist wichtig, aber nicht alles", fasst Dr. Flavia Pansieri (UNDP) eine Grunderkenntnis der Berichte über menschliche Entwicklung zusammen. So zeige der aktuelle Bericht, dass es keine direkte Verknüpfung zwischen einer Verbesserung der menschlichen Entwicklung und starkem Wirtschaftswachstum gebe. "Gesundheit, Bildung, demokratische Teilhabe und gerechte Verteilung sind auch bei geringem Wirtschaftswachstum möglich - und die Länder mit den größten Fortschritten bei der menschlichen Entwicklung sind oft diejenigen ohne rasantes Wirtschaftswachstum, aber mit gutem öffentlichen Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem", so Pansieri weiter. Deshalb beziehe der Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) im Gegensatz zum BIP auch diese nichtökonomischen Faktoren mit ein.

Der HDI ist das Herzstück der Berichte über die menschliche Entwicklung. Er wird mit dem Jubiläumsbericht entscheidend verbessert, erläutert Prof. Stephan Klasen: "Drei neue Indizes wurden eingeführt, ein erweiterter HDI bildet nun erstmals auch Ungleichheit innerhalb einzelner Länder, geschlechtsspezifische Ungleichheit und multidimensionale Armut ab." Multidimensionale Armut betrifft z. B. auch Menschen, die nicht unter die rein ökonomische Armutsdefinition fallen: Armut herrscht auch bei fehlendem Zugang zu Bildung und Gesundheit, selbst wenn 1,25 $ pro Tag oder mehr zur Verfügung stehen.

Gudrun Kopp, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, begrüßt in ihrem Kommentar den Bericht, der menschliche Entwicklung wesentlich breiter definiert als reines Wirtschaftswachstum. Sie sagt: "Die Bundesregierung hat Bildung zum Schwerpunktthema gemacht, weil sie Grundlage jeder Entwicklung ist. Wenn wir nachhaltige Entwicklung befördern und Armut bekämpfen wollen, müssen wir den Bildungssektor mit den Entwicklungsländern gemeinsam ausbauen."

Die Berichte über die menschliche Entwicklung verstehen sich als Beitrag zu einer weltweiten gesellschaftlichen Diskussion über menschliche Freiheit und Gerechtigkeit. Der Jubiläumsbericht bereichert diese Diskussion mit der Einführung der neuen Indizes für ungleiche Verteilung und schafft damit eine neue Grundlage für eine kritische und am Menschen orientierte Politik.

Der Bericht sowie weitere Informationen finden Sie auf der DGVN-Website:
www.dgvn.de.

Der gedruckte Bericht ist beim UNO-Verlag zu beziehen:
www.uno-verlag.de


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Quelle:
Pressemitteilungen vom 4. November 2010
Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (DGVN)
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Telefon: (030) 25 93 75-0, Fax: (030) 25 93 75-29
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Internet: www.dgvn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2010