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ORGANISATION/548: UN - Helfer im Kreuzfeuer bewaffneter Konflikte, 14 Tote allein in Syrien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. April 2015

UN: Helfer im Kreuzfeuer bewaffneter Konflikte - 14 Tote allein in Syrien

Von Thalif Deen



Bild: David Ohmer/CC-BY-2.0

Diese Skulptur vor dem UN-Hauptgebäude in New York symbolisiert das Bekenntnis der Weltorganisation zu Gewaltlosigkeit
Bild: David Ohmer/CC-BY-2.0

Kuwait-Stadt, 2. April (IPS) - Der mehr als vier Jahre währende Militärkonflikt in Syrien hat über 200.000 Menschen - vorwiegend Zivilisten inklusive Frauen, Kinder und Helfer - das Leben gekostet. Auch Mitarbeiter der Vereinten Nationen wurden nicht verschont.

Derzeit beklagt die Weltorganisation den Tod von 17 Personen. Weitere 30 werden vermisst. Die meisten Todesopfer - 14 - waren lokal für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) im Einsatz.

Wie der UNRWA-Sprecher Chris Gunness erklärte, handelte es sich bei allen UNRWA-Opfern um Palästinenser. Die 18.000 Zivilisten, die in dem abgeriegelten Flüchtlingscamp Yarmouk ausharrten, seien Palästinenser und Syrer, erklärte er.

Man sei nicht in der Lage, in diesem mörderischen Konflikt die genaue Zahl der getöteten Palästinenser zu verifizieren, meinte Gunness am Vorabend der dritten Geberkonferenz für Syrien in Kuwait-Stadt, die mit Zusagen in Höhe von 3,8 Milliarden US-Dollar weit hinter dem Zahlungsaufruf von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon über 8,4 Milliarden Dollar zurückgeblieben ist.

Dabei waren drei größere Geber mit gutem Beispiel vorangegangen. So stellten die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten fast eine Milliarde, die USA 507 Millionen und Kuwait 500 Millionen Dollar in Aussicht. "Vier von fünf Syrern", erklärte Ban vor 78 potenziellen Gebern am 31. März, "leiden unter Armut, Elend und Entbehrungen".


Gefahr für UN-Mitarbeiter nimmt zu

Der fortgesetzte Bürgerkrieg in Syrien und die sich ausbreitenden Konflikte im Irak, in Libyen und im Jemen machen es für die an UN-Missionen teilnehmenden Mitarbeiter zunehmend schwer, den in Bedrängnis geratenen Menschen vor Ort Nahrungsmittel, Medikamente und Notunterkünfte bereitzustellen.


Bild: Europäische Kommission DG ECHO/CC-BY-ND-2.0

Mehr als zwölf Millionen Menschen in Syrien sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen
Bild: Europäische Kommission DG ECHO/CC-BY-ND-2.0

Dazu meinte Ian Richards, Vorsitzender des Koordinierungsausschusses der internationalen Personalgewerkschaften und Personalverbände des UN-Systems (CCISUA), die 60.000 UN-Mitarbeiter vertreten: "Leider leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der die Kriegsparteien die UN-Flagge und diejenigen, die unter ihr arbeiten, respektieren. Die Zahlen zeigen, dass UN-Personal für Rebellengruppen zu einer besonderen Zielscheibe geworden ist."

Gleichzeitig seien die UN dem Prinzip 'Bleiben und Hilfe leisten' verpflichtet, was bedeute, dass die Weltorganisation nur ungern Personal aus Konfliktregionen abziehe. Dies wiederum verpflichte die Weltorganisation dazu, ihre Mitarbeiter besonders gut zu schützen.

Richards zufolge könnten die Vereinten Nationen und die UN-Staaten trotz aller Anstrengungen, das Leben der Helfer zu schützen, mehr für die Sicherheit der Beschäftigten tun. Seiner Meinung nach müssen sie ihre Anstrengungen erhöhen, die Finanzierungsquellen und die Unterstützung aus UN-Mitgliedstaaten für Kriegsparteien auszutrocknen, die UN-Person entführten oder töteten.


Lokales Personal besonders bedroht

Auch die Behandlung der lokalen Mitarbeiter, die anders als internationale Helfer mit ihren Familien in den Konfliktgebieten leben, gibt Anlass zu Sorge. Indem sie für die UN arbeiten, geraten sie automatisch ins Visier von Kampfverbänden, die in Syrien operieren. "Aus diesem Grund müssen die UN mehr für ihre lokalen Mitarbeiter und deren Familien tun", forderte Richards.

Auch UN-Chef Ban hat sich besorgt über die Anschläge auf UN-Mitarbeiter bei ihren Feldeinsätzen gezeigt. Während eines Festakts im Gedenken an die vielen Opfer in den UN-Reihen erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon im Januar, dass ihn die Zahl der zivilen Helfer und Blauhelme, die im letzten Jahr "gezielt" attackiert worden seien, zutiefst empöre. Als Beispiel für solche vorsätzlichen Taten führte er den Angriff auf UN-Mitarbeiter in einem Restaurant im afghanischen Kabul und auf zwei Kollegen in Somalia an, nachdem diese aus einem Flugzeug ausgestiegen waren. (Ende/IPS/kb/2015)


Links:

http://www.ipsnews.net/2015/03/u-n-staffers-caught-in-deadly-crossfire-in-ongoing-conflicts/
http://www.ipsnews.net/2015/03/pledges-for-humanitarian-aid-to-syria-fall-short-of-target-by-billions/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. April 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2015

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