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ORGANISATION/560: Junge Menschen als Verbündete im Kampf gegen Intoleranz, Rassismus und Extremismus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Juli 2015

UN: Junge Menschen als Verbündete im Kampf gegen Intoleranz, Rassismus und Extremismus

von Thalif Deen


Bild: © Evan Schneider/UN

Gabriela Rivadeneira, Vorsitzende der Nationalen Versammlung Ecuadors, auf dem Jugendforum des UN-Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC)
Bild: © Evan Schneider/UN

NEW YORK (IPS) - Im April leitete der 21-jährige Kronprinz von Jordanien, Al Hussein bin Abdullah II., eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Das machte ihn zu dem bislang jüngsten Vorsitzenden dieses mächtigen Gremiums, das über das Mandat verfügt, Krieg zu führen und Frieden auszurufen.

Diese Ehre wurde ihm durch den Umstand zuteil, dass Jordanien zu diesem Zeitpunkt die monatlich rotierende Präsidentschaft des 15 Mitglieder zählenden Sicherheitsrates innehatte. "Ich erklärte ihm [dem Kronprinzen] damals, dass wir im 21. Jahrhundert leben und er die Welt im 21. Jahrhundert führen wird", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon im Anschluss an die Sitzung, die sich mit der Rolle junger Menschen im Kampf gegen den gewalttätigen Extremismus und für den Frieden befasste.

In dem Bemühen, die Welt von Hass, Extremismus, Homophobie, Rassismus, Geschlechterdiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu befreien, sieht sich die Weltorganisation seit Jahren nach jungen Verbündeten um. 2010 hatte sie den 'UN Academic Impact' (UNAI) gestartet. Die Initiative bringt höhere Bildungsinstitutionen mit den Vereinten Nationen zur Realisierung der universell anerkannten Menschenrechtsprinzipien, Bildung, Nachhaltigkeit und Konfliktlösung zusammen.

Bisher sind dem Bündnis rund 30 Netzwerke aus Universitäten und anderen höheren Bildungseinrichtungen beigetreten. Etwa 1.000 weitere Einzelinstitutionen sind aufgerufen, der Graswurzelkampagne beizutreten.

Ramu Damodaran, Leiter des UNAI-Sekretariats, das in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der UN-Hauptabteilung Presse und Information (DPI) angesiedelt ist, meinte dazu gegenüber IPS: "Wir arbeiten seit nunmehr elf Jahren mit Bildungseinrichtungen und Vertretern der Zivilgesellschaft im Rahmen einer Seminarreihe zum Thema 'Unlearning Intolerance' ('Intoleranz verlernen') zusammen.

Im letzten Monat hatte der UNAI mit der 'UnHate'-Stiftung des Bekleidungskonzerns 'United Colours of Benetton' einen Diversitäts-Wettbewerb veranstaltet, der die Fähigkeiten und Möglichkeiten junger Leute unter Beweis stellte, zu den Lösungen der drängendsten Weltprobleme beizutragen.

Für den Wettbewerb waren mehr als 100 Projekte aus 31 Ländern eingereicht worden. Die Vorschläge und Lösungen waren breit gefächert und richteten sich gegen Intoleranz, Rassismus und Extremismus. Die jungen Leute hatten sämtliche Aspekte ihrer Projekte - von der Visualisierung des Projekts bis zur Abschätzung seiner Reichweite und Kosten sowie einer erfolgreichen Durchführung - selbst entwickelt.

Eine Jury wählte die zehn Gewinner aus, die mit jeweils 10.000 US-Dollar ausgezeichnet wurden. Das Preisgeld hatte United Colors of Benetton mit Sitz in Italien gestellt. Auf die Frage, ob der Wettbewerb nun jedes Jahr stattfinden werde, erklärte Damodaran: "Wir freuen uns über alle weiteren Möglichkeiten, mit der UnHate-Stiftung kooperieren zu können. Es ist gut möglich, dass es einen weiteren Diversitäts-Wettbewerb geben wird. Denkbar sind aber auch ähnliche Initiativen. Sie schaffen ein konstruktives Bewusstsein und bringen konkrete Ergebnisse."

Den Vereinten Nationen zufolge war der Wettbewerb aus verschiedenen Gründen beachtlich. So ging es weniger darum, 'Amateure' zu bitten, über die Weltprobleme zu schreiben, sondern um die Förderung aktiver und lösungsorientierter Ansätze. Auch verfolge der Wettbewerb das ehrgeizige Ziel, die finanziellen Mittel für die Umsetzung der Lösungsvorschläge zusammenzubringen. "Dadurch werden die Möglichkeiten der Zivilgesellschaft und jungen Leute gestärkt, die Welt positiv zu verändern", heißt es in einer UN-Mitteilung.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen gegen Intoleranz seien bemerkenswert gewesen. Sie reichten von der Stärkung und Bildung von Frauen über die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) bis zum Schutz der Rechte indigener Völker. Auch wurden Vorschläge unterbreitet, wie sich religiöse Intoleranz und ethnische Konflikte wirksam bekämpfen lassen.

Die zehn Gewinner stammten aus Burundi, China, Deutschland, Indien, Kanada, Mexiko, Pakistan, Südafrika und den USA. Sie hatten Projekte entwickelt, die indigenen Frauen im Süden Indiens zu einer Sekundär- und Tertiärbildung verhelfen, Harmonie und Wissen zwischen den Religionen Christentum, Hinduismus und Islam in Pakistan herstellen, die LGBT-Gemeinschaft vor Vorurteilen und Diskriminierung in Indien und Mexiko schützen und Frauen einen sicheren Raum für die Diskussion von Problemen verschaffen sollen.

Ferner zielen sie auf die Lösung ethnischer Wasserkonflikte in Burundi, die größere Akzeptanz von Zuwanderern in Südafrika, die Förderung der Beschäftigung muslimischer Frauen in Deutschland, die Dokumentation der Stimmen mexikanischer Immigranten in den USA und die Aufzeichnung des alltäglichen Lebens und der Hoffnungen palästinensischer Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft.

Der UN-Generalsekretär hat eine Reihe zusätzlicher UNAI-Initiativen ausgemacht, die den Vereinten Nationen helfen. Ban zufolge waren Wissenschaftler der Universität von Edinburgh Teil des Teams, das die Herkunft des Ebola-Virus untersucht, das im letzten Jahr den Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika verursachte.

Das 'Dr. B.N. College für Architektur für Frauen in Indien' arbeitet mit Partnern in Tansania im Bereich des Nachhaltigen Wohnens zusammen. Die nationale kasachische Al-Farabi-Universität in Almaty sucht nach neuen Modellen für erneuerbare Energien.

Die JF-Obelin-Universität in Japan hat einen UNAI-Jugendarm mit Namen ASPIRE gestartet. ASPIRE steht für 'Action by Students to Promote Innovation and Reform through Education'. Und die Stiftung 'Bildung über allem' in Katar unter Vorsitz von Sheikha Mozah setzt sich dafür ein, dass Kinder in Gefahrenzonen auch weiterhin ihr Recht auf Bildung in Anspruch nehmen können. In Südkorea führt die Globale Handong-Universität Trainingsprogrammme für globales Unternehmertun durch, die jungen Leuten helfen sollen, neue Jobs zu schaffen, anstatt nur Jobs zu suchen. (Ende/IPS/kb/28.07.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/07/u-n-leads-youth-battling-intolerance-racism-and-extremism/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2015

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