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ARBEIT/2874: Studie - Niedriglohnbeschäftigung weiter hoch (idw)


Universität Duisburg-Essen - 12.11.2018

IAQ-Studie Niedriglohnbeschäftigung weiter hoch


Obwohl die Löhne deutlich gestiegen sind, bleibt der Anteil der Geringverdienenden auf hohem Niveau: 22,7 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Deutschland arbeiteten im Jahr 2016 für einen Niedriglohn. Der lag zwar im Durchschnitt fast 1 Euro (13,8 Prozent) über dem von 2013, aber noch 48 Cent unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 €. Das zeigen aktuelle Auswertungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Im neuen IAQ-Report berechnen Dr. Thorsten Kalina und Dr. Claudia Weinkopf die Niedriglohnschwelle für 2016. Dafür legten sie zwei Drittel des mittleren Stundenlohns (Median) und die tatsächlichen Arbeitszeiten zugrunde und kommen so auf 10,44 € pro Stunde - vor drei Jahren waren es 9,60 €. Verwendeten sie die vertragliche Arbeitszeit, liegt die Niedriglohnschwelle sogar bei 10,73 €.

Besonders stark ist das Niedriglohnrisiko der unter 25-Jährigen gestiegen (von 53,1% im Jahr 2014 auf 58,6% im Jahr 2016). Auffällig ist es auch bei den Minijobbern: Es erhöhte sich von 78,5% auf 83,6% - und das, obwohl ihre Verdienste im Durchschnitt um mehr als 9 % wuchsen. "Möglicherweise spielt hierbei eine Rolle, dass die Niedriglohnschwelle 2016 mit 10,44 € über den für viele Minijobs 'marktüblichen' Stundenlöhnen lag", vermuten Kalina und Weinkopf. Der gesetzliche Mindestlohn habe die Bezahlung im unteren Bereich zwar komprimiert und das weitere "Ausfransen" gebremst. Diese erfreuliche Entwicklung habe allerdings offenbar nicht ausgereicht, um den Umfang des Niedriglohnsektors in Deutschland zu verringern.

Die internationale Forschung legt nahe, dass nicht nur eine gesetzliche Untergrenze, sondern auch eine hohe Tarifbindung wichtig ist, um Niedriglöhne einzudämmen. Denn in tarifgebundenen Branchen verschiebt sich meist das gesamte Tarifgitter nach oben, wenn der Mindestlohn angehoben wird. Bei dessen Niveau liegt Deutschland im europäischen Vergleich deutlich zurück: Aktuell gibt es hierzulande 8,84 € pro Stunde, während in Luxemburg (11,55 €), Frankreich (9,88 €), den Niederlanden (9,68 €), Irland (9,55 €) und Belgien (9,47 €) wesentlich mehr gezahlt wird.


Weitere Informationen unter:
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/2018/report2018-06.php

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution801

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Duisburg-Essen, 12.11.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2018

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